Deutsche Skispringer können sich trotz Krise keine Pause gönnen

Das Wichtigste in Kürze
- Karl Geiger und seine Landsmänner sind derzeit alles andere als erfolgreich.
- Jedoch müssen die Skispringer am nächsten Wochenende bereits wieder antreten.
Sein sonst so geliebtes Skispringen wollte Karl Geiger nach der verkorksten Vierschanzentournee erst einmal aus dem Kopf verbannen. «Erst mal Luft ranlassen und nichts tun.»
So lautete das Motto des besten deutschen Flugkünstlers für die Tage nach dem erneut missratenen Tournee-Auftritt in Bischofshofen. Eine lange Pause oder gar einen Urlaub können sich Geiger und seine Kollegen allerdings nicht gönnen.

Kurz Kraft tanken mit der Familie, schon am kommenden Wochenende steht der nächste Weltcup an. Die grosse Frage für die restliche Saison lautet: Gelingt es den jahrelang so erfolgreichen Adlern des Deutschen Skiverbands, ihre rätselhafte Formkrise vor dem nächsten grossen Höhepunkt zu beenden?
So schlecht wie noch nie
Zweifel daran sind angebracht. So weit weg von der Weltspitze wie derzeit waren Geiger, Markus Eisenbichler & Co. lange nicht. Nicht nur die Überflieger um Tournee-Champion Halvor Egner Granerud und den polnischen Weltcup-Spitzenreiter Dawid Kubacki springen in anderen Sphären.

Bei den Wettbewerben in Innsbruck und Bischofshofen schaffte es kein deutscher Springer unter die besten Zehn. Auch das Gesamtabschneiden mit Andreas Wellinger auf Platz 11 und Philipp Raimund als 13. war so schlecht wie noch nie in diesem Jahrtausend. Geigers Qualifikations-Aus am Bergisel war ein eigentlich nicht für möglich gehaltener Aussetzer.
«Es ist eine Situation, die macht es schwierig», sagte Wellinger. «Jeder ist so ein bisschen am Hadern. Dann ist die Stimmung entsprechend dürftig.» Er sei dennoch entspannt, weil er um die Qualität der Mannschaft wisse.
Geiger: «Wir müssen den Schlüssel finden»
Tatsächlich sind die Fähigkeiten des Teams unbestritten. Zahlreiche Titel und Medaillen bei Olympischen Winterspielen und Weltmeisterschaften belegen das. Alle Qualität nützt allerdings nichts, wenn die Athleten sie in den entscheidenden Momenten nicht abrufen können.
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«Wir müssen den Schlüssel finden. Wenn wir das nicht schaffen, wird es zäh», sagte Geiger. Dass dies nun schon fast den gesamten Winter nicht klappt, stimmt nachdenklich. Nur ein Podestplatz in einem Weltcup-Einzel seit Saisonbeginn im November ist für die Ansprüche der DSV-Springer deutlich zu wenig.
Anders als häufig im Fussball wird die Lösung der Probleme nun nicht in personellen Konsequenzen gesucht. Bundestrainer Stefan Horngacher wird gemeinsam mit den Heimtrainern und den Sportlern nach Lösungen fahnden. «Ich denke, die Springer vertrauen uns, den Trainern. Sie wissen, dass wir nicht unbedingt die schlechtesten Trainer sind und Blödsinn verzapfen», sagte der Österreicher – Geiger bestätigt dies.