Johannes Vetter ist mit 97,76 Metern der zweitbeste Wurf in der Leichtathletik-Geschichte mit diesem Speer gelungen. 72 Zentimeter fehlen ihm noch am Weltrekord des Tschechen Jan Zelezny. Erste Priorität hat nun das Gold bei den Olympischen Spielen in Tokio.
Will in Tokio 2021 um Olympia-Gold mitwerfen: Johannes Vetter. Foto: Andrzej Grygiel/PAP/dpa
Will in Tokio 2021 um Olympia-Gold mitwerfen: Johannes Vetter. Foto: Andrzej Grygiel/PAP/dpa - dpa-infocom GmbH

Das Wichtigste in Kürze

  • Johannes Vetter schrieb mit seinem Speerwurf von 97,76 Meter Sportgeschichte.
  • Der Wurf bedeutet «ein hoher Grad an Perfektionismus, denn man so gut wie nie erreicht».
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Die Bedeutung seines phänomenalen Speerwurfes in der Leichtathletik-Geschichte erklärte Johannes Vetter mit einem Beispiel aus dem Fussball.

«Das ist, als wenn Nationalspieler Toni Kroos einen Freistoss aus 30 Metern über die Mauer direkt in den Winkel hämmert». Dies sagte der 27-Jährige nach seinem 97,76 Meter weiten Superwurf im polnischen Chorzow im Gespräch mit der DPA. «Es war ein hoher Grad an Perfektionismus, den man so gut wie nie erreicht.»

Allein Weltrekordler Jan Zelezny aus Tschechien drosch den Speer jemals weiter - vor 27 Jahren in Jena auf 98,48 Meter. «Im ersten Moment dachte ich, mehr als 97 Meter, echt Wahnsinn und danach, schade, knapp am Weltrekord vorbei», berichtete Vetter. «Und im dritten Moment kam mir der Gedanke, du hast Sportgeschichte geschrieben.» Um 3,32 Meter steigerte er seinen deutschen Rekord von 2017, nur 72 Zentimeter fehlten an der Zelezny-Bestmarke.

Noch viel weiter als Zelezny hatte 1984 der Potsdamer Uwe Hohn den Speer in Berlin geworfen. Nach diesem Extremwurf wurden die Regeln geändert. Aus Sicherheitsgründen führte der Weltverband mit Wirkung vom 1. April 1986 den noch jetzt genutzten Speer mit verändertem Schwerpunkt ein, der ein schnelleres Absinken des Fluggerätes bewirkt.

«War nahezu der perfekte Wurf»

Leistungssprünge seien in der technisch hoch komplizierten Sportart von 82 auf 85 oder 85 auf 88 Meter nicht selten. «Aber von 94 auf knapp 98 Meter ist das in dieser Dimension enorm», befand Vetter. Gelingen konnte das nur, weil in den 300 Millisekunden alle Muskelgruppen in Bewegung und Geschwindigkeit übereingestimmt hätten. «Es war nahezu der perfekte Wurf», sagte der Weltmeister von 2017 und Olympia-Vierte von 2016.

«Es kann sein, dass ich nie wieder über 97 Meter werfe oder über den Weltrekord. Oder es rutscht mal einer raus und geht über 100 Meter», sagte Vetter und spekulierte: «Wenn es ein Stadion mit ähnlichem Wind wie bei Zelezny gegeben hätte, wäre das Ding wahrscheinlich über 100 Meter gegangen.»

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