So finden Liverpool und andere europäische Spitzenclubs ihre Talente

Das Wichtigste in Kürze
- Der Kampf um die Talente wird immer wichtiger.
- Die Europäischen Topklubs investieren viel.
Auf der Jagd nach Fussball-Talenten investieren europäische Topklubs viel Geld und Zeit. Aufwand wird dabei nicht gescheut. Ein paar Beispiele:
FC LIVERPOOL
Liverpool betreibt auf der ganzen Welt «International Academies, darunter in den USA, Australien, China und zahlreichen europäischen Ländern. Dabei werden Fussballkurse für Kinder ab fünf Jahren angeboten.
«Wir bieten etwas Anderes und Einzigartiges an, indem wir Spieler auf und neben dem Platz entwickeln». So wirbt Trainer Jürgen Klopp auf der Website von Liverpool. Zudem setzen die Reds aus Liverpool auf ein internationales Netzwerk von Kooperationen mit sogenannten Affiliate Clubs.
In Liverpool gibt es auch Kurioses: Eine langjährige Partnerschaft mit der Nachwuchsakademie des MTK Budapest führte in der Vergangenheit zu mehreren Neuzugängen aus Ungarn. Einen bleibenden Eindruck hinterliess in Liverpool jedoch keiner.
PARIS SAINT-GERMAIN
Der französische Spitzenclub Paris Saint-Germain sucht in Zukunft auch in Deutschland nach Fussball-Talenten. PSG will eine Akademie für Jugendliche in Nordrhein-Westfalen eröffnen – Standorte sind Düsseldorf und Oberhausen.
Frankreichs Meister arbeitet dabei mit der Football Academy Düsseldorf GmbH zusammen. Ab September will man ganzjährig an den beiden Standorten am Ball sein. Jungen und Mädchen zwischen sechs und 16 Jahren sollen professionell trainieren können.
Ziel sei die Teilnahme an Freundschaftsspielen, regionalen, nationalen und internationalen Wettbewerben. «Diese Akademie wird es Paris Saint-Germain ermöglichen, seine Vision vom Fussball mit jungen Deutschen zu teilen. Diese würden dann von dem qualitativ hochwertigem Training profitieren», sagte PSG-Trainer Thomas Tuchel.
REAL MADRID
Der spanische Rekordmeister betreibt über die Stiftung «Fundacion Real Madrid» weltweit knapp 300 Fussballschulen für Kinder und Jugendliche. Die grösste dieser «Escuelas» hat im chinesischen Qingyua derzeit 2600 Teilnehmer.
Neben den Schulen werden auch mehrtägige Camps und Kliniken veranstaltet, seit 2014 auch in Deutschland. Im ersten Jahr machten dort rund 4000 Jungs und Mädchen mit, 2015 bereits mehr als doppelt so viele. Toni Kroos, Marcelo und Gareth Bale sind einige der Botschafter.
In gut 20 Jahren hatte die Stiftung mehr als 800 000 «Absolventen» in 75 Ländern. Die besten Kicker werden zu sogenannten Try-Outs nach Madrid eingeladen. Nach Club-Beteuerung stehen bei diesen Projekten soziale und kulturelle Aspekte im Mittelpunkt - und nicht die Entdeckung von Talenten.
Aber für den einen oder anderen wird der Traum doch wahr. Der Linksverteidiger Sergio Reguilón (22). Er kam mit fünf Jahren zur Stiftung und wurde in der vorigen Saison sogar Stammspieler.
FC BARCELONA
Nicht nur Liverpool, auch der FC Barcelona hat überall auf der Welt Scouts. Chefscout in Brasilien ist etwa André Cury, der unter anderem die Verpflichtungen von Neymar und Arthur empfohlen hat. Daneben betreibt der katalanische Verein sogenannte «Akademien» auf allen fünf Kontinenten.
Die 50. «Barça Academy» wurde Ende Mai in Orlando im US-Bundesstaat Florida eingeweiht. Im April fand in Barcelona der Barça Academy World Cup statt. Rund 2100 Kinder zwischen sechs und 14 Jahren aus 23 Ländern nahmen teil.
Durch diese Schulen und mehrtägigen Camps stelle der Club nicht nur mehr Nähe zu den Fans im Ausland her. Man verbreite auch die «Arbeitsphilosophie und die Werte» des Clubs, sagte Academy-Sprecher Carles Martin.
«Wir können stolz darauf sein, dass allein in Nordamerika viele von uns ausgebildete Spieler es in US-Auswahlteams geschafft haben.» Keiner der 45 000 ausländischen Schüler schaffte es bisher in das erste Team der Blaugrana.
MANCHESTER CITY
Der englische Meister (ein Punkt vor Liverpool) und Pokalsieger hat vor zehn Jahren die City Football Academy umstrukturiert. Über ein internationales Netzwerk sollen Scouts weltweit Nachwuchsspieler finden, der Fokus soll aber auf Talenten aus der näheren Umgebung liegen.
Der Erfolg hält sich bisher in Grenzen. In der abgelaufenen Saison war Phil Foden der einzige Spieler, der auf der City-Akademie war. Er kam immerhin auf 13 Liga-Einsätzen.
Über die City Football Group aus Abu Dhabi, bestehen Kooperationen in New York , Melbourne, Yokohama und in Spanien. Daneben betreibt der Club von Pep Guardiola noch Fussballschulen für den Nachwuchs in Abu Dhabi und Dubai.
JUVENTUS TURIN
Der italienische Rekordmeister streckt überall dorthin seine Fühler aus, wo es Talente geben könnte. Sportdirektor Fabio Paratici erklärte einmal, es liege in der DNA von Juventus, italienische Spieler als Basis zu haben.
Doch das Niveau hat zuletzt angezogen, deswegen kämen insgesamt weniger Spieler in Frage, die für Juve spielen können. «Logischerweise (...) nimmt damit auch die Zahl der Italiener ab, die es schaffen können», sagte Paratici.
Der Blick geht also auch nach Europa oder zum Nachwuchs im aussereuropäischen Ausland. Juventus bildet nicht nur in Turin seinen eigenen Nachwuchs aus, sondern in Akademien in aller Welt. Von Australien über China, Bahrain oder Marokko bis nach Kanada.
AJAX AMSTERDAM
Die Ajax-Scouts sind gezielt auf der Suche nach Talenten ab acht Jahren im eigenen Land. Sie werden vor allem bei Amateurclubs in der Region um die niederländische Hauptstadt gesucht.
Viele Talente melden sich auch direkt beim Rekordmeister. Bei den regelmässigen Talentetagen in Amsterdam, bei Sommerlagern oder eintägigen Kliniken im ganzen Land.
Ajax sucht aber auch bei den Jugendmannschaften anderer Proficlubs. So wurde für die nächste Spielzeit sogar ein Jugendspieler vom Erzrivalen Feyenoord Rotterdam verpflichtet.
In der Ferne fungiert der südafrikanische Tochter-Verein Ajax Capetown auch als eine Art Talentschmiede. Mehrere Talente schafften so bereits den Sprung nach Europa.