Referendum in Zürich: Hardturmgegner wollen Steuergelder für Stadion

Das Wichtigste in Kürze
- Das Referendum gegen das neue Hardturm-Stadion ist zustande gekommen.
- «Schlechter als dieses Projekt kann es kaum noch werden», sagt das Komitee.
- Es wäre besser, wenn der Bau direkt von Steuergeldern bezahlt würde.
Grosser Ärger beim FCZ und GC. Die beiden Zürcher Stadtclubs errangen im November 2018 einen wichtigen Sieg im Kampf um ihr Stadion. Die Stimmbevölkerung sagte mit knapp 54 Prozent Ja zum Projekt «Ensemble».
Der Jubel bei den Vereinen ist gross. FCZ-Präsident Ancillo Canepa sagt: Ich empfinde grosse Freude, grosse Erleichterung und grosse Dankbarkeit.»

Referendum startet im Oktober
Ein Jahr später ist dieses Hochgefühl Verärgerung gewichen. Als das Zürcher Parlament den Gestaltungsplan genehmigt, ergreift die IG Freiräume Zürich West das Referendum.
Mit Erfolg: Locker innerhalb der Frist sammelt die Interessengemeinschaft 5000 Unterschriften. 2000 wären nötig gewesen. Es kommt also erneut zu einer Stadion-Abstimmung in Zürich – ein starkes Zeichen. Wäre es denn nicht sinnvoller gewesen, wenn sich die Stadiongegner frühzeitig eingebracht hätten?

«Unsere 60 Einwände wurden nicht beachtet»
«Das haben wir getan», sagt IG-Sprecherin Lisa Kromer. «Wir haben 60 Einwände deponiert, wir haben uns eingebracht, wann auch immer wir konnten. Aber wir wurden nicht gehört.» Von den 60 Einwänden sei nur ein einziger umgesetzt worden, die Dachbegrünung zugunsten der Wildbienen.
Unter dem Strich für Kromer bei Weitem nicht genug: «Wenn die Befürworter von der 2000-Watt-Gesellschaft reden, ist das eine reine Alibi-Übung. Schlechter als dieses Projekt kann es fast nicht mehr werden.»

Dass das Stadion-Projekt von Privaten getragen ist, wird oft als Pro-Argument herausgestrichen.
Die IG Freiräume sieht das gerade anders: «Es wäre mir lieber, wenn die Stadt das Projekt realisieren würde. Ja, mit Steuergeldern. Dann hätten wir es wenigstens in der eigenen Hand, könnten mehr gemeinnützige Wohnungen durchsetzen. Und hätten weniger versiegelte Fläche.»

Ein Vorbild in England?
Wie es ökologischer ginge, machen die Forest Green Rovers vor. Das Team aus Nailworth im Nordwesten Englands ist der erste vegane Club der Welt. Doch damit nicht genug.
Das Regenwasser vom Dach des Stadions wird wiederverwertet, es werden keine Giftstoffe bei der Rasenpflege verwendet. Natürlich ist das Stadion voll mit Solarpanels. Wenn der Rasenmäher-Roboter über das Grün tuckert, tut er das erneuerbar.
Und damit nicht genug: ein neues Stadion ist in Planung, das noch höhere Standards in Bezug auf Klimafreundlichkeit setzen soll.
Rotes Tuch Credit Suisse
«So etwas wäre grossartig und zukunftsweisend», schwärmt Lisa Kromer. «Wir müssen in dieser Beziehung Pionierarbeit leisten und neue Wege gehen.» Die Credit Suisse hat in Bezug auf den Klimaschutz einen schlechten Ruf. Und dass das Hardturm-Gelände gerade ihr gehört, ist der IG Freiräume ein besonderer Dorn im Auge.
«Wenn es mit der Welt so weiter geht, können wir bald gar nicht mehr Fussball spielen», so Kromer.