

Finalsieg war gestern: Bayern vor «Superduell»

Das Wichtigste in Kürze
- Hansi Flick nahm sich vor dem emotionalen Wiedersehen mit Paris Saint-Germain keine Zeit für Sentimentalitäten.
«Bei uns hat das Finale keine Relevanz. Es ist ein neues Spiel, gegen eine neue Mannschaft mit einem neuen Trainer», sagte der Trainer des FC Bayern.
Gut sieben Monate nach dem Endspielsieg gegen Neymar, Kylian Mbappé & Co. schwärmte der Münchner Erfolgstrainer nicht vom Champions-League-Triumph, sondern rückte total konzentriert nur den nächsten Schritt zur Titelverteidigung des FC Bayern in den Fokus: «Wir wollen ins Halbfinale. Deswegen müssen wir die zwei Spiele sehr konzentriert angehen. Das ist unser Ziel und unsere Aufgabe.»
227 Tage liegt beim Viertelfinal-Hinspiel am 7. April (21.00 Uhr/Sky) die magische Nacht von Lissabon zurück. Die Flanke von Joshua Kimmich, der Kopfball von Endspielheld Kingsley Coman und die Paraden von Manuel Neuer sind den Protagonisten vor der Partie in München noch bestens in Erinnerung. «Ich denke, dass der Stachel vom Champions-League-Finale noch tief sitzt bei Paris. Dementsprechend wird das wieder ein ganz anderer Tanz», warnte Kapitän Neuer.
Der im Achtelfinale gegen Lionel Messis FC Barcelona viermal erfolgreiche Mbappé verkündete schon seine Vorfreude auf das Königsklassen-Spektakel, bei dem er ein Déja-vu unbedingt vermeiden will. «Das wird ein Superduell», tönte der Fussball-Weltmeister, der zusammen mit Neymar eine exquisite Offensive anführt. «Sie haben vorne enorm viel Qualität bei Ballgewinnen. Wir müssen schauen, dass wir das entsprechend verhindern», sagte Flick.
Voller Zuversicht strebt der 56-Jährige nach dem 1:0 im Liga-Gipfel in Leipzig mit seinen Dauerchampions eine gute Ausgangslage für das Rückspiel sechs Tage später in Paris an, für das der verletzte Weltfussballer Robert Lewandowski die Hoffnung auf eine überraschende Blitzheilung nicht aufgeben möchte.
Wie am Wochenende zuvor dürfte im Hinspiel wieder der letztjährige Paris-Profi Eric Maxim Choupo-Moting auflaufen, zumal Serge Gnabry wegen Halsschmerzen auszufallen droht. Choupo-Moting, dessen Insiderwissen über Paris Flick schätzt, sieht in dem Wiedersehen mit den PSG-Kumpels um die deutschen Nationalspieler Julian Draxler und Thilo Kehrer eine «geile Geschichte».
Hinten kann Flick wieder auf die in Leipzig gesperrten Alphonso Davies und Jérôme Boateng zurückgreifen. Boateng zeigte sich im winterlichen München guter Laune, als er mit einer Trinkflasche in der Hand beim Training ein paar Bälle kickte. Zum «Kicker»-Bericht, dass das Ende der Zusammenarbeit zwischen Boateng dem Verein im Sommer nach einer Aufsichtsratsentscheidung nun endgültig fest stehe, äusserte sich Flick mitten in der Spiel-Vorbereitung nicht im Detail: «Ich lasse es einfach mal so stehen. Ob das stimmt oder nicht, wird sich in den nächsten Wochen zeigen.»
Der pfeilschnelle Davies wäre prädestiniert für die Sprintduelle mit den flinken Pariser Angreifern. Niklas Süle und Lucas Hernández überzeugten andererseits gegen Leipzig, als man zum zweiten Mal am Stück ohne Gegentor blieb. «Das war ein klares Zeichen, dass wir gegen einen guten Gegner auch zu null spielen können», sagte Neuer. In acht Königsklassen-Spielen der Saison glückte das nur zweimal.
Viel wird von der Tagesform abhängen, wenn die Vorjahresfinalisten darum kämpfen, wer sich im Halbfinale mit Manchester City und Ex-Bayern-Coach Pep Guardiola oder Dortmund messen darf. «Die Chance ist 50:50», sagte Bayerns französischer Verteidiger Benjamin Pavard. Die Münchner sind seit 19 Spielen in Europa ungeschlagen, als zweites Team könnte man die Marke von 20 Partien knacken. «Ich spüre Tag ein Tag aus, dass diese Mannschaft aus einem besonderen Holz geschnitzt ist», sagte Thomas Müller.
Paris überzeugte im Achtelfinale, als es Barça angeführt von Mbappé beim 4:1 im Hinspiel überrannte. «Er ist ein Weltklassespieler und im Alltag mein Freund. Aber diesmal wird er ein Gegner sein», sagte Pavard. Bitter für PSG: Die Stammkräfte Marco Verratti und Alessandro Florenzi fehlen wegen Corona-Infektionen.
In der Liga läuft es nicht für die Künstler von Mauricio Pochettino, dem Nachfolger des im Dezember entlassenen Thomas Tuchel. Drei Pleiten in den jüngsten sechs Spielen drücken aufs Gemüt. Während die Bayern in Leipzig zur Freude von Flick («Finale können wir») den Ruf als Experten für wichtige Spiele zementierten, verlor PSG gegen Lille mit 0:1, Neymar mit Gelb-Rot - und die Tabellenspitze.
Der mit 222 Millionen Euro teuerste Spieler der Welt darf nach längeren Zwangspausen in dieser Saison aber gegen Bayern auflaufen. Ohne den verletzten Lewandowski und die ausgeschiedenen Messi und Cristiano Ronaldo soll die Weltbühne ihm und Mbappé gehören - die Chancen auf den Weltfussballertitel würden durch eine Finalteilnahme am 29. Mai in Istanbul erhöht.