Fifa: Darum boykottierte die Uefa Gianni Infantino

Das Wichtigste in Kürze
- Beim Fifa-Kongress in Paraguay kommt es um Eklat: Uefa-Delegierte gehen vorzeitig.
- Das Statement richtet sich an Gianni Infantino, der zu spät erscheint.
- Seine Nahost-Reise mit Trump kommt bei vielen überhaupt nicht gut an.
Nach der Kaffee-Pause blieben viele Plätze auf dem Podium leer. Doch Europas Fussball-Funktionäre hatten sich nicht etwa zu lange am Buffet bedient.
Gemeinsam verliessen von der Uefa entsandte Council-Mitglieder den Fifa-Kongress in Asunción vorzeitig. Die Aktion war geplant und hatte einen speziellen Grund.
Warum haben die Uefa-Delegierten den Fifa-Kongress verlassen?
Mit ihrer Aktion wollten Uefa-Präsident Aleksander Ceferin, DFB-Chef Neuendorf und deren Kollegen offenkundig ein Zeichen setzen: Ihre Geduld mit Fifa-Boss Gianni Infantino ist begrenzt.
Schon die Nahost-Reise des Walliser Präsidenten als Begleiter von US-Präsident Donald Trump war ihnen sauer aufgestossen. Die Council-Sitzung musste deshalb verschoben werden, im Vorfeld des Kongresses fehlte Infantino bei vielen Pflichtterminen.

Geltungssucht lautete ein unterschwellig geäusserter Vorwurf. Infantino habe den «inneren Kompass» verloren, zitierte die englische Zeitung «The Times» einen Kongress-Teilnehmer.
Bis zur akuten Verspätung am Kongresstag wurden das Präsidentenverhalten zähneknirschend toleriert. Die Panne mit dem Timing des Privatjets lag wohl nicht im unmittelbaren Verantwortungsbereich von Infantino. Aber das Verspätungsrisiko für einen Ego-Trip an den Golf überhaupt in Kauf genommen zu haben, verübeln ihm Europas Funktionäre.
Die Show des Schweizers im Trump-Tross können viele nicht ertragen. Die kurzfristige Änderung des Zeitplans, diene «scheinbar nur privaten politischen Interessen», hiess es von der Fifa. Sie tue «dem Fussball keinen Gefallen und scheint seine Interessen hinten anzustellen».
Warum ist diese Aktion überhaupt von Bedeutung?
Letztlich war die Absenz der Europäer für den Fifa-Kongress unbedeutend. Die Funktionäre sitzen eher zur Staffage auf dem Podium, ähnlich wie Politiker bei einem Parteitag. Infantino zog das Programm auch durch, als sei nichts passiert.
Doch der Symbolcharakter ist entscheidend. Indirekt entzogen die Funktionäre dem Fifa-Boss das Vertrauen.
Das signalisierte Motto: Wir machen bei Deinen Spielchen nicht länger mit. Wir haben unsere eigene Agenda.

«Wir alle stehen im Dienst des Fussballs – von der Strasse bis zum Podium», hiess es. Die Uefa-Mitglieder des Fifa-Rates hätten betonen wollen, «dass der Fussball an erster Stelle steht».
Zudem wollte man vom Kongress wie ursprünglich geplant abreisen. Sie gingen um die Uhrzeit, zu der die Sitzung ohne die Infantino-Verspätung vorbei gewesen wäre.
Der Protest fällt in eine Zeit, in der die schlimmsten Grabenkämpfe zwischen Infantino und den Europäern eigentlich beendet schienen. Ob Mammut-WM mit 48 Teilnehmern oder neue Club-WM mit der Premiere in diesem Sommer in den USA. Alle Konfliktzonen schienen beseitigt.
Wie brüchig der Burgfrieden sein kann, trat nun symbolkräftig zutage.
Wie geht es jetzt weiter zwischen den Fussball-Streithähnen?
Viel hängt von Infantinos Krisenmanagement ab. Reagiert der Fifa-Boss pikiert oder beleidigt, könnte es zu dauerhaften Auseinandersetzungen kommen. Sein schönes Fifa-Motto, «Vereine die Welt durch den Fussball», wurde jedenfalls ramponiert.
Unterstützt du Fifa-Präsident Gianni Infantino?
Reagiert Infantino dennoch mit Nachsicht und Grösse, kann er die Geschehnisse womöglich herunterspielen. Der Schweizer ist ein Machtmensch, er wird abwägen, was ihm in den kommenden Monaten mehr nützt.
Bei der anstehenden Club-WM werden gerade Europas Top-Clubs in den USA die Werbemaschine ankurbeln.