Amtsarzt schreitet ein: Union gegen Bayern ohne Zuschauer

Das Wichtigste in Kürze
- Kurz nach den klaren Worten von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn folgte die Anordnung des zuständigen Bezirksamts Treptow-Köpenick:
Auch das Meisterschaftsspiel an diesem Samstag um 18.30 Uhr im Stadion an der Alten Försterei wird zum Geisterspiel. Es gibt also doch keine ausverkauften Ränge, wenn Bundesliga-Neuling 1. FC Union Berlin zum ersten mal daheim im Oberhaus Fussball-Rekordmeister FC Bayern München empfängt.
Die entsprechende Anordnung wegen des Ausbreitung des Coronavirus erliess der Amtsarzt, wie das Bezirksamt am Mittwochmorgen via Twitter bekanntgab. Tags zuvor hatten widersprüchliche Mitteilungen für Verwirrung und Unklarheit gesorgt.
Offen ist nach aktuellem Stand somit nur noch, ob das Spiel von RB Leipzig am Samstag in der Red Bull Arena ebenfalls unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfindet. Wenn ja, würde der 26. Spieltag der Fussball-Bundesliga zum kompletten Geisterspieltag. In der 2. Liga wurde bereits die Partie VfL Bochum gegen den 1. FC Heidenheim am Samstag für Zuschauer untersagt.
Noch immer gilt dabei, dass die zuständigen lokalen Behörden die Entscheidungen treffen. Die Deutsche Fussball Liga verweist immer wieder genau darauf.
Werder Bremens Geschäftsführer Frank Baumann hat nun kritisiert, dass die Bundesliga unter den bisher einzigartigen Umständen keine Pause einlegt, so wie in Italien, wo die Zahlen der nachgewiesenen Coronavirus-Fälle allerdings auch noch viel höher sind. «Wenn die Gesundheit wirklich das Wichtigste ist, hätten wir konsequenterweise die nächsten beiden Spieltage absagen müssen. Das wäre am sinnvollsten und fairsten gewesen», sagte Baumann dem Online-Portal «deichstube.de».
Stichwort Wettbewerbsverzerrung: Ohne Fans im Rücken tut sich manches Team noch schwerer. Wer die Kulisse bei Union kennengelernt hat, kann erahnen, wie ungewohnt die Partie der Eisernen ohne Zuschauer gegen die Bayern sein wird. Wohl auch deswegen war Vereinsboss Dirk Zingler zunächst noch von vollen Rängen ausgegangen und hatte nebenbei auch Minister Spahn einen mitgegeben.
«Herr Spahn hat ja auch nicht empfohlen, dass BMW in Berlin die Produktion einstellt. Deshalb kann er auch nicht empfehlen, dass wir unseren Betrieb einstellen», hatte Zingler gesagt, nachdem der CDU-Politiker sich für die Absage von Veranstaltungen mit mehr als 1000 Zuschauern ausgesprochen hatte.
«Ich bin etwas verwundert, das will ich sagen, über das, was hier in Berlin mit diesem Fussballspiel passiert», sagte Spahn wiederum am Mittwoch dem Deutschlandfunk. Die Verantwortlichen hätten mit ihren Kommentaren dazu gezeigt, dass sie noch nicht abschliessend verstanden hätten, worum es gehe.
Der Bundesgesundheitsminister kann Empfehlungen aussprechen, anordnen können nur die zuständigen Gesundheitsämter. «Entscheidungen über tiefgreifende Massnahmen für den Spielbetrieb wie Zuschauerausschlüsse oder Spielabsagen müssen von den zuständigen Gesundheitsbehörden getroffen und veranlasst werden», hatte der Deutsche Fussball-Bund nach einer Sitzung der Präsidenten und Geschäftsführer der Regional- und Landesverbände erklärt.
«Wir vertrauen der Expertise der Behörden vor Ort», betonte DFB-Generalsekretär Friedrich Curtius. «Sie sind hier die Fachleute. Nur auf dieser Grundlage können entsprechende Massnahmen für den Spielbetrieb veranlasst werden. Dies gilt sowohl für den Profi- wie auch den Amateurfussball.»
Allerdings kommt es dabei auch zu bemerkenswerten Vorgängen, wie in Braunschweig, wo die Eintracht am Samstag im Drittligaspiel Viktoria Köln empfängt. Die Stadt habe die auf weiteres die Absage von Veranstaltungen über 1000 Personen verfügt, twitterte Eintracht Braunschweig. Allerdings mit den nachfolgenden Sätzen: «Die Entscheidung betrifft zunächst noch nicht unsere Heimspiele, da eine Positionierung der dritten Liga abgewartet wird. Hier können sich - auch kurzfristig - noch Änderungen ergeben.» In diesem Fall wartet der Verein offensichtlich auf eine Reaktion des DFB, der seine Position wie die DFL aber bereits klar gemacht hat.
Aus «infektiologischer Sicht» seien Stadien Hotspots, sagte der Leiter der Virusdiagnostik am Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin in Hamburg, Jonas Schmidt-Chanasit, «zeit.de»: «50 000 Menschen oder mehr auf engstem Raum, die sich umarmen und grölen: Das ist eigentlich all das, was wir vermeiden wollen.»