Lebenszeichen im Schnee: Hannover 96 hofft wieder

Das Wichtigste in Kürze
- Dieses Gefühl kannten die Spieler von Hannover 96 kaum noch.
Als sie am Sonntagabend vor die eigene Fankurve traten, wurden sie dort gefeiert und nicht beschimpft.
Als sie danach ihre Interviews gaben, war daraus so etwas wie eine neue Hoffnung herauszuhören und keine Durchhalteparolen mehr, an die selbst niemand glaubt. «Die Mannschaft lebt, die Mannschaft kämpft. Wenn wir so eine Leistung auch in den nächsten Wochen zeigen, dann werden wir noch punkten», sagte der neue Kapitän Marvin Bakalorz.
Die Sache hatte nur einen Haken: Der Tabellenvorletzte der Fussball-Bundesliga verlor auch dieses Spiel am Sonntagabend, mit 2:3 (0:2) gegen den Champions-League-Anwärter Bayer Leverkusen. Das späte Gegentor durch Kai Havertz (87.), die nahezu irregulären Bedingungen im Schnee und auch die kraftvolle Aufholjagd vom 0:2 zum 2:2: Für all' das gibt es in der Tabelle keine mildernden Umstände.
Noch immer hat der Tabellen-17. Hannover fünf Punkte Rückstand auf den Relegationsplatz und der Tabellen-18. 1. FC Nürnberg nach seinem 1:2 (0:1) in Hoffenheim sogar sechs. Eine Leistungssteigerung allein reicht nicht aus, wenn der eine Abstiegskandidat mittlerweile sieben von acht Rückrunden-Spielen verloren hat (Hannover) und der andere sogar seit Ende September sieglos ist (Nürnberg).
Hannovers Manager Horst Heldt benutzt folglich noch immer den Begriff «Wunder», wenn er über den Klassenverbleib spricht. «Die Spiele werden immer weniger, also wird es für uns auch immer schwerer», sagte er. «Aber aufgeben liegt nicht in meinen Genen.»
Immerhin gibt der Spielplan beiden Clubs am Tabellenende die Chance, an den kommenden vier Spieltagen noch einmal Dynamik in einen bislang sehr bleiernen Abstiegskampf zu bringen. Hannover spielt jetzt gegen den Tabellen-15. FC Augsburg (auswärts) und den Tabellen-14. FC Schalke 04 (daheim). Nürnberg bekommt es nach einem schweren Auswärtsspiel in Frankfurt sogar nacheinander mit den Augsburgern, den Schalkern und dem Tabellen-16. VfB Stuttgart zu tun.
Die Hoffnung ist, mit Augsburg und Schalke zwei weitere Teams ganz nah an den Abgrund heranzerren zu können. «Wir müssen diese Power und diese Art und Weise jetzt mit nach Augsburg nehmen», sagte 96-Trainer Thomas Doll nach dem Spiel gegen Leverkusen. Seine Mannschaft hat ihm da endlich etwas an die Hand gegeben, mit dem er nun arbeiten kann.
Der Brasilianer Jonathas zum Beispiel erzielte in den vergangenen beiden Spielen zwei Tore. Auch das Toptalent Linton Maina meldete sich am Sonntag nach seiner Knieoperation zurück. Der Flügelstürmer ist zwar erst 19 Jahre alt, aber er hat ein Tempo und eine Unbekümmertheit in seinem Spiel, die sonst niemand in Hannover mitbringt. «Das ist ein Junge, der uns richtig gut tut», sagte Doll.
Anders als beim 1. FC Nürnberg schlummern in seinem Kader zumindest noch ein paar Reserven, die den Niedersachsen in den letzten neun Saisonspielen weiterhelfen könnten. Beim Gegner Leverkusen hat der Tabellenvorletzte jedenfalls Eindruck hinterlassen. Denn die Werkself twitterte nach dem Spiel: «Hey Hannover 96 - Auswärtsspiele bei Euch lassen uns in letzter Zeit zwar um Jahre altern (wir hätten auch nicht gedacht, dass das 4:4 der letzten Saison noch getoppt werden könnte...), aber wir drücken Euch im Abstiegskampf beide Daumen!»