Der Breitensport hat für den E-Sport in Deutschland einen hohen Stellenwert. Um professionellen Nachwuchs zu trainieren, braucht es eine solide Grundstruktur aus lokalen Vereinen. Auch die eigentlich sehr digitalen E-Sport-Vereine bekamen im Jahr 2020 jedoch Probleme.
Vereinsheime sind für viele E-Sport-Vereine der grösste Kostenpunkt. (Symbolbild). Foto: Zacharie Scheurer/dpa-tmn/dpa
Vereinsheime sind für viele E-Sport-Vereine der grösste Kostenpunkt. (Symbolbild). Foto: Zacharie Scheurer/dpa-tmn/dpa - dpa-infocom GmbH

Das Wichtigste in Kürze

  • Das vergangene Jahr ist auch an den deutschen E-Sport-Vereinen nicht spurlos vorbeigegangen.
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Die Corona-Pandemie hat das Vereinsleben in Präsenz grösstenteils stillgelegt und die Digitalisierung funktioniert nicht immer reibungslos.

«Das Konzept dieser lokalen Vereine ist, soziale Kontakte und Austausch vor Ort aufzubauen», sagt Martin Müller, Vizepräsident des eSport-Bund Deutschlands (ESBD), im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur. «Aufgrund der Pandemie und den geltenden Hygienebestimmungen war das in diesem Jahr nachvollziehbarerweise nicht möglich. Insbesondere das Netzwerken, also das Zusammenkommen von Vereinen und Verantwortlichen im lokalen Rahmen, zum Beispiel bei Elternabenden, konnte in diesem Jahr nicht stattfinden.»

Obwohl sie dieses Jahr kaum genutzt werden konnten, bleibt die Anmietung von Räumlichkeiten für viele Vereine der grösste Kostenpunkt. «Die Vereinsheime müssen trotz Nichtbenutzung weiter gemietet werden», sagt Müller.

Für eSport Rhein-Neckar entfallen nach eigenen Angaben rund die Hälfte der Ausgaben auf das Vereinsheim. Bei Magdeburg eSports waren es 2019 65 Prozent. Der niedersächsische Verein Playing Ducks startete im Juli sogar eine Spendenaktion, zur Finanzierung des Vereinsheims, die bisher jedoch nur einen sehr geringen Teils der angesetzten 7000 Euro sammeln konnte.

Die ohnehin digitale Natur des E-Sports machte vielerorts den Umstieg auf einen virtuellen Spielbetrieb einfacher als im traditionellen Sport. Trotzdem gab es, je nach Vereinsstruktur, unterschiedlich grossen Anpassungsbedarf. Die digitale Umstellung ist für lokal aufgestellte Vereine eine grosse Herausforderung. Für Vereine ohne physischen Standort brachte die Pandemie dagegen wenig Veränderung.

«Eigentlich haben wir uns dann fast ausschliesslich über Discord organisiert», sagt Chiara Haller, seit kurzem Vorstandsvorsitzende des 1. Berliner eSport Clubs in Bezug auf eine weit verbreitete Chat-Software. «Sowohl, was das Training angeht, als auch unsere Teams. Die Mitglieder haben sehr viel eigenständig gearbeitet und führen unsere Trainings seit Monaten immer zweiwöchig durch. Trotzdem sehe ich hier grossen Verbesserungsbedarf, deshalb habe ich mich auch für den Vorstand aufstellen lassen.» Der organisatorische Aufwand der digitalen Umstellung wird vor allem von Ehrenamtlern getragen.

Insgesamt zieht Müller trotz der Pandemie eine positive Bilanz für das Jahr 2020. «Wenn sich die Lage wieder normalisiert hat, können die Vereine schnell wieder zum Normalbetrieb zurückkehren. Wir freuen uns über das in der Krise gestiegene Interesse am E-Sport. Wichtig ist, dass nachhaltige Strukturen aufgebaut werden.»

Auch in Berlin wird optimistisch in die Zukunft geblickt. «Die Besten Erinnerungen sind an Offline-Events geknüpft, dadurch ist natürlich dieses Jahr viel liegengeblieben», sagt Haller. «Im nächsten Jahr möchte ich unseren Verein vergrössern, das Vereinsheim ankurbeln und besonders in die Jugend- und Kinderarbeit gehen. Das ist meiner Meinung nach auch das wichtigste, was ein Verein tun kann.»

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