Zürich: Kein Gratiseintritt in Frauenbadi – Gründe «spitzfindig»

Das Wichtigste in Kürze
- Die AL fordert Gratiseintritt für die Zürcher Frauenbadi am Stadthausquai.
- Der Stadtrat lehnt die Motion ab – unter anderem mit dem Argument, es sei keine Flussbadi.
- Dieses technische Argument nennt die AL «spitzfindig».
Pommes-Frites, Sonnencrème, kreischende Kinder: Am 12. April hat das Utoquai die Badesaison eröffnet. In den nächsten Tagen und Wochen folgen die nächsten Freibäder und am 10. Mai öffnet auch die Frauenbadi am Stadthausquai seine pittoresken Holztüren.
Im Gegensatz zu den anderen Flussbadis in der Stadt müssen Badegäste hier jedoch Eintritt zahlen. Acht Franken sind es. Alle anderen Flussbäder wie der Obere und Untere Letten oder auch die Männerbadi am Schanzengraben sind gratis.
Eine «Ungleichbehandlung» nennt das die Alternative Liste und will diesen Umstand ändern.
Sollte der Eintritt in die Zürcher Frauenbadi gratis sein?
Letzten Herbst hat die Partei eine Motion eingereicht, die den kostenlosen Eintritt für alle Frauen zur 1888 erbauten Badeanstalt ermöglichen will. Die Partei schreibt: «Es gibt keinen nachvollziehbaren Grund, weshalb die Frauenbadi Eintritt kostet und alle anderen Flussbäder, insbesondere auch die Männerbadi, nicht.»
Doch der Stadtrat sieht dies anders und lehnte die Motion ab. In der Stadt Zürich gebe es bereits «zahlreiche kostenlose und vergünstigte Sportangebote für Personen in bescheidenen finanziellen Verhältnissen».
Ausserdem habe die Stimmbevölkerung 2020 mit 54 Prozent eine Initiative abgelehnt, die einen Gratiseintritt für alle Stadtzürcher Frei- und Hallenbäder verlangte.
«Fehlendes Verständnis für Menschen mit kleinem Portemonnaie»
Tanja Maag, Co-Fraktionspräsidentin der AL, ist nicht der Ansicht, dass sie mit der Motion den Volkswillen missachten. «Die Initiative wollte damals, dass alle Bäder gratis sind», so Maag. Ihre Motion wolle nur dafür sorgen, dass für die Frauenbadi dieselben Bedingungen gelten, wie für alle anderen Flussbäder.
Natürlich könne man argumentieren, dass acht Franken Eintritt nicht viel seien. Aber das, so Maag, «zeugt von einem fehlenden Verständnis für Menschen mit kleinem Portemonnaie».
Dass Gratiseintritte zu überfüllten Liegeplätzen führen und auswärtige Badetouristinnen anziehen könnten, wie die Stadt befürchtet, das sorgt Maag nicht. «Andere beliebte Bäder steuern Besucherinnen- und Besucherströme mit online Anzeigen, wo sie ihre Belegungszahlen aufschalten.»

Stören tut sich die Partei aber vor allem an jenen Argumenten des Stadtrats, die die Ablehnung formal begründen.
So schreibt der Stadtrat in seiner Antwort: «Weiter gilt es zu berücksichtigen, dass es sich beim Frauenbad Stadthausquai bei genauerer Betrachtung nicht um ein Fluss-, sondern um ein Beckenbad handelt.» Das Schwimmen sei im Frauenbad Stadthausquai nämlich lediglich in den beiden Becken im Innern des Bads möglich.
Dieses technische Argument nennt Tanja Maag «spitzfindig».

In der NZZ habe das Sportamt einst auch schon argumentiert, dass die Preisunterschiede historisch bedingt seien, weil 1888, als das Bad erbaut wurde, der See noch bis zur Münsterbrücke reichte.
Anstatt Haarspalterei zu betreiben, biete dieses Geschäft dem Stadtrat die Möglichkeit, sich «grosszügig» zu zeigen, meint die AL-Politikerin. «Mit dem Gratiseintritt können alle Menschen von dieser historischen Badeanstalt profitieren.»
Das zuständige Sportamt schreibt auf Anfrage, dass sie sich zu laufenden Geschäften nicht äussert.
AL rechnet sich gute Chancen aus
Eigentlich wäre das Geschäft letzte Woche auf der Traktandenliste gestanden. Doch weil sich die Diskussionen um die Seebahnhöfe in die Länge gezogen haben, wurde die Badi-Motion vertagt. Auf Nachfrage können die Parlamentsdienste noch nicht beantworten, wann das Geschäft besprochen wird.
Sicher ist aber, dass das Geschäft durchaus Chancen hat – trotz Ablehnung des Stadtrats.
SP, Grüne und AL stellen im Gemeinderat eine knappe Mehrheit. Und nach einigen Vorgesprächen sieht die AL gemäss Tanja Maag gute Chancen, den Vorstoss mit Unterstützung weiterer Parteien an den Stadtrat überweisen zu können.

Tritt das ein, dann gilt es ernst. Die Motion ist das stärkste parlamentarische Instrument. Es würde den Stadtrat binden, innert zwei Jahren eine Vorlage auszuarbeiten, die den Gratiseintritt in die Frauenbadi ermöglicht. Diese Vorlage wiederum würde dann dem Gemeinderat vorgelegt.
Sicher für diesen Sommer dürfte sich an den Eintrittspreisen jedoch noch nichts ändern.
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Hinweis: Dieser Artikel ist zuerst bei «Tsüri.ch» erschienen. Autorin Nina Graf ist Redaktorin beim Zürcher Stadtmagazin.