Flüchtlinge haben oft Schlimmes erlebt. Um ihnen zu helfen, soll im Aargau eine Abteilung für Kriegsopfer entstehen. Doch niemand will die Dolmetscher bezahlen.
Flüchtlinge haben oft Traumatisches erlebt.
Flüchtlinge haben oft Traumatisches erlebt. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Der Kanton Aargau will für Flüchtlingen Therapien anbieten, um das Erlebte zu verarbeiten.
  • Der Kanton zeigt sich an einer Abteilung für Kriegs- und Folteropfer interessiert.
  • Doch niemand will die Kosten für die Dolmetscher tragen.
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Im Aargau gibt es – anders als in den Kantonen Zürich und Bern – keine spezialisierte Abteilung für Kriegs- und Folteropfer. Weil viele Flüchtlinge traumatisiert sind, will man das jetzt ändern.

Die Psychiatrischen Dienste Aargau (PDAG) führen derzeit Gespräche mit dem Kanton und diversen Organisationen wie die «Aargauer Zeitung» schreibt. «Es ist uns wichtig, dass man spezialisierte Angebote schafft und sich Therapeuten schwerpunktmässig um Kriegs- und Folteropfer kümmern», sagt Wolfram Kawohl, Chefarzt und Leiter der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie zur Zeitung. Man wolle so schnell wie möglich eine Lösung finden.

Der Bedarf sei im Kanton Aargau hoch, bestätigt auch Karin Müller, Sprecherin des Departements Gesundheit und Soziales (DGS). «Adäquate therapeutische Angebote sind rar, die ausserkantonalen Ambulatorien für Kriegs- und Folteropfer weisen eine mehrmonatige Wartefrist auf.»

Psychische Probleme wirken sich häufig auch auf den Körper aus.
Psychische Probleme wirken sich häufig auch auf den Körper aus. - Keystone

«Würde aus volkswirtschaftlicher Sicht Sinn machen»

Eine niederschwellige Beratungsstelle, die eine erste Diagnose oder Triage anbieten könnte, «würde auch aus volkswirtschaftlicher Sicht Sinn machen», erklärt Müller. Lasse man die Menschen mit ihren Traumata allein, würden sie unter Umständen mit verschiedensten psychischen und körperlichen Beschwerden Ärzte aufsuchen. «Am Ende sind die Kosten höher, als wenn sie in einem spezialisierten Programm behandelt werden.»

«Traumafolgestörungen treten häufig bei Flüchtlingen auf»

Dass Handlungsbedarf besteht, scheint klar. Nicht aber, wer die Kosten für die Dolmetscher übernimmt. Denn weder die Krankenkassen, noch der Bund oder die Kantone wollen dafür aufkommen. «Ein Dolmetscher kostet pro Stunde etwa so viel, wie ein Therapeut oder mehr», hält Kawohl fest.

Dass Flüchtlinge Hilfe beim Verarbeiten der Vergangenheit brauchen, bestätigt auch Marc Stutz von der Psychiatrischen Universitätsklinik Zürich. «Traumafolgestörungen treten gehäuft bei Flüchtlingen auf» sagt er.

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