Im Zuge der gewalttätigen Proteste gegen die Regierung in Chile ist erneut ein Mensch getötet worden.
Gewaltsame Proteste in Chile
Gewaltsame Proteste in Chile - AFP

Das Wichtigste in Kürze

  • Interamerikanische Menschenrechtskommission beklagt exzessive Gewalt der Polizei.
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Zwei Tage, nachdem ein 24-jähriger Student mit einem Kopfschuss eingeliefert worden sei, sei er gestorben, verlautete am Freitag (Ortszeit) aus einem Krankenhaus in Santiago de Chile. Der Student hatte die Schusswunde bei Protesten nahe einer Polizeiwache im Süden der Hauptstadt erlitten.

Damit starben binnen drei Tagen vier Menschen bei den Unruhen. In der Nacht zum Freitag war ein Mann im Alter zwischen 30 und 40 Jahren in einem brennenden Supermarkt in San Ramón südlich von Santiago an einer Kohlenmonoxid-Vergiftung gestorben, wie die Polizei mitteilte. Der Supermarkt war demnach von Plünderern in Brand gesetzt worden.

Am Dienstag war in Santiago ein Fussballfan gestorben. Er wurde von einem Polizeibus angefahren, als Hooligans sich nach einem Fussballspiel im Colo-Colo-Stadion im Süden der Hauptstadt Auseinandersetzungen mit Sicherheitskräften lieferten.

Am Donnerstag starb ein 22 Jahre alter Mann, der bei Protesten in San Ramón von einem Linienbus angefahren worden war. Der Bus war nach Polizeiangaben von einem vermummten Demonstranten gestohlen worden.

Die Interamerikanische Menschenrechtskommission (CIDH) bescheinigte Chile am Freitag (Ortszeit) in einem vorläufigen Bericht, «eine schwere Krise» der Menschenrechte. Die Polizei verstosse im Umgang mit Demonstranten gegen internationale Standards, es gebe willkürliche Festnahmen und «unverhältnismässige Gewaltanwendung», kritisierte CIDH-Präsidentin Esmeralda Arosemena bei der Vorstellung des Berichts in Santiago.

Die Massenproteste in Chile hatten im Oktober begonnen. Etwa 30 Menschen wurden seitdem nach Behördenangaben getötet, tausende weitere verletzt. Zuletzt hatten die Proteste nachgelassen. Eine Zeit lang gab es nur freitags Demonstrationen im Zentrum der Hauptstadt. In dieser Woche waren die gewaltsamen Proteste dann wieder aufgeflammt.

Die Proteste in Chile richteten sich zunächst gegen eine Erhöhung der Ticketpreise im öffentlichen Nahverkehr. Die Demonstranten kritisieren aber auch niedrige Löhne, hohe Kosten für Bildung und Gesundheit sowie die wachsende Kluft zwischen Arm und Reich in dem südamerikanischen Land. Präsident Sebastián Piñera kündigte für April ein Verfassungsreferendum an.

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