China wurde nach dem Ende der Null-Covid-Regeln von einer Ansteckungswelle überrollt. Das Leben habe sich mittlerweile normalisiert, sagt Vizepremier Liu He.
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Chinas Vizepremier Liu He spricht am Weltwirtschaftsforum in Davos. - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Chinas Vizepremier Liu He sieht trotz der Corona-Welle eine Entspannung der Lage.
  • Der Höhepunkt der Ansteckungen sei überschritten, das Leben normalisiere sich.
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Trotz der anhaltenden Corona-Infektionswelle in China sieht Vizepremier Liu He eine Entspannung der Lage in seinem Land. Der Höhepunkt der Ansteckung sei überschritten, sagte der Vizeregierungschef am Dienstag beim Weltwirtschaftsforum in Davos.

«Das Leben in China hat sich wieder normalisiert.» Der für Wirtschaft zuständige Vizepremier, der im März aus Altersgründen aus dem Amt scheiden wird, war der erste chinesische Spitzenpolitiker, der seit Beginn der Pandemie wieder persönlich auf dem Forum aufgetreten ist.

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Chinas Vizepremier Liu He spricht am Weltwirtschaftsforum in Davos. - keystone

In seiner mit Spannung erwarteten Rede warb der Vizepremier um Vertrauen in Chinas Wirtschaftskurs und mehr Kooperation. Nach dem Einbruch des Wachstums der zweitgrössten Volkswirtschaft im abgelaufenen Jahr rechnet Liu He damit, dass die chinesische Wirtschaft in diesem Jahr «höchstwahrscheinlich zu ihrem normalen Trend zurückkehren wird».

Wegen der Corona-Massnahmen durch die im Dezember aufgegebene Null-Covid-Strategie hatte die Wirtschaft 2022 nur um drei Prozent zugelegt. Damit wurde das Ziel von 5,5 Prozent verfehlt.

Liu He wies Befürchtungen zurück, dass China zur Planwirtschaft zurückkehren wollte: «Das ist auf keinen Fall möglich.» China verfolge unverändert seine wirtschaftlichen Reformen und fördere die Öffnung des Landes.

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Chinas Vize-Premier Liu He in Washington - AFP

Auch stehe sein Land hinter der Globalisierung. Er wandte sich gegen Protektionismus. Ausländische Unternehmen spielten eine wichtige Rolle in der Entwicklung Chinas.

Nach der gerade erst verfügten Öffnung des Landes hiess Liu He wieder Reisende ausdrücklich in China willkommen. Er wies darauf hin, dass die Quarantänepflicht für Einreisende in China abgeschafft wurde und nur noch ein Covid-Test 48 Stunden vor Abflug nötig ist. Möglicherweise mit Blick darauf, dass die Visavergabe erst langsam wieder anläuft, sagte der Vizepremier: «In bestimmten Angelegenheiten brauchen wir noch etwas Zeit für den Übergang.»

Plötzliche Aufhebung der Null-Covid-Massnahmen

Chinas Regierung hatte am 7. Dezember die meisten seiner strikten Corona-Massnahmen wie Lockdowns, Zwangsquarantäne und Massentests abrupt gestrichen. Seitdem breitete sich das Coronavirus rasant im Land aus.

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Nach der grössten Protestwelle seit Jahrzehnten hat die chinesische Regierung eine Kehrtwende ihrer strikten Null-Covid-Politik eingeläutet. - sda - Keystone/AP/Andy Wong

Nach offiziellen Angaben sind 60'000 Menschen an oder mit einer Corona-Infektion gestorben. Experten halten die Zahl für viel zu niedrig und werfen der Regierung vor, die Lage herunterzuspielen. Auch wird bis März eine zweite grosse Infektionswelle erwartet.

Der in London ansässige Datenverarbeiter Airfinity geht nach Modellrechnungen gegenwärtig von rund 3,7 Millionen Infektionen am Tag in China aus – mit gut 23'600 Toten täglich. Nach diesen Schätzungen soll es seit Anfang Dezember schon knapp 436'000 Tote gegeben haben. Bis Ende April könnte die Zahl der Corona-Toten den Hochrechnungen zufolge auf 1,7 Millionen anwachsen.

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