Als Zeichen der Solidarität mit dem festgenommenen Hongkonger Medienunternehmers Jimmy Lai haben tausende Bürger dessen Zeitung «Apple Daily» gekauft.
Ein Pendler liest die jüngste «Apple Daily»-Ausgabe
Ein Pendler liest die jüngste «Apple Daily»-Ausgabe - AFP

Das Wichtigste in Kürze

  • Blatt gehört festgenommenem Medienunternehmer Jimmy Lai.
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Wegen der grossen Nachfrage seien 550.000 statt der üblichen 70.000 Exemplare gedruckt worden, teilte das Blatt am Dienstag mit. Das chinesische Aussenministerium warnte unterdessen ausländischen Journalisten in Hongkong davor, sich mit Lai zu solidarisieren.

Lai und die Aktivistin Agnes Chow - beide führende Vertreter der Demokratie-Bewegung in Hongkong - waren am Montag festgenommen worden. Ihnen werden nach Angaben aus der Polizei unter anderem geheime Absprachen mit «ausländischen Mächten» vorgeworfen. Insgesamt wurden am Montag zehn Menschen auf Grundlage des hochumstrittenen neuen Sicherheitsgesetzes zu Hongkong festgenommen.

Rund 200 Polizisten hatten zudem die Redaktion von «Apple Daily» durchsucht. Wie Chefredakteur Law Wai Kwong der Nachrichtenagentur AFP sagte, berät sich die Zeitung nun mit ihren Anwälten, wie sie die Auswertung des dabei beschlagnahmten Materials durch die Hongkonger Sicherheitsbehörden verhindern kann. «Wir müssen dieses Material beschützen», sagte er.

«Apple Daily» ist in Hongkong sehr beliebt und vertritt eine pro-demokratische und Peking-kritische Linie. Auf der Titelseite am Dienstag war Besitzer Lai in Handschellen zu sehen. Darunter stand in grellroten Buchstaben «'Apple' wird weiter kämpfen».

Seit dem Inkrafttreten des sogenannten Sicherheitsgesetzes fürchten sich viele Hongkonger davor, ähnlich wie im vergangenen Jahr auf der Strasse für mehr Demokratie in der chinesischen Sonderverwaltungszone zu demonstrieren. Das Gesetz kriminalisiert unter anderem Aufrufe zu mehr Unabhängigkeit für die ehemals britische Sonderverwaltungszone sowie zu internationalen Sanktionen. Reihenweise wurden bereits Demokratieaktivisten festgenommen.

Die USA hatten wegen des umstrittenen Gesetzes Sanktionen gegen Vertreter der politischen Führung in Hongkong und Peking erlassen. China reagierte mit Strafmassnahmen gegen führende US-Politiker und Menschenrechtler.

Statt auf die Strasse zu gehen, suchen die Hongkonger nun nach anderen Wegen, um ihren Protest auszudrücken. Dutzende Menschen standen am Dienstag in der ganzen Stadt Schlange, um die «Apple Daily» zu kaufen. «Hongkong ist ein Ort mit Pressefreiheit, aber die Polizei unterdrückt diese Pressefreiheit jetzt. Ich bin sehr wütend», sagte eine Frau namens Chan, die 16 Zeitungen kaufte.

Ein Restaurantbesitzer erstand 50 Ausgaben an einem Zeitungsstand im Geschäftsviertel Mong Kok, um sie zu verschenken. «Da die Regierung 'Apple Daily' nicht überleben lassen will, müssen wir Hongkonger sie selbst retten», sagte er AFP. Nach Lais Festnahme wurden auch massenhaft Aktien seiner Mediengruppe gekauft. Der Aktienwert des Unternehmens stieg zum Börsenschluss am Dienstag um mehr als 1100 Prozent.

Nachdem die Vereinigung Ausländischer Korrespondenten in Hongkong am Montag das Vorgehen der Sicherheitskräfte kritisiert hatte, warnte das chinesische Aussenministerium nun, dass eine Solidarisierung mit Lai «nichts anderes» sei, als sich auf die Seite der Kräfte zu stellen, «die Ärger in Hongkong und ganz China säen».

Wie chinesische Staatsmedien am Dienstag berichteten, hat Peking die Verlängerung der Legislaturperiode des Stadtparlaments von Hongkong um ein Jahr beschlossen. Zuvor hatte die Chefin der Sonderverwaltungszone, Carrie Lam, wegen der Coronavirus-Pandemie eine Verschiebung der eigentlich für September angesetzten Wahlen angekündigt. Dieser Schritt wurde von pro-demokratischen Kräften in der Stadt heftig kritisiert.

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