«Spiegel»: Kalbitz nahm 2007 an rechtsextremem Aufmarsch in Athen teil

Das Wichtigste in Kürze
- AfD-Spitzenkandidat bestätigt Reise und streitet zugleich Kontakte zur NPD ab.
Kalbitz wohnte demnach mit 13 anderen deutschen Rechtsextremisten, darunter der damalige NPD-Chef Udo Voigt, im selben Hotel. Das belege ein Dokument aus der Botschaft in Athen, das eine Verbindungsbeamtin des Bundeskriminalamtes (BKA) vor Ort verfasst habe.
In dem Dokument ist demnach die Rede von «14 deutschen Neonazis», die für einen Marsch der griechischen «Patriotischen Allianz» am 27. Januar 2007 angereist waren, einem rechtsextremen Bündnis um die neonazistische Partei Goldene Morgenröte. Neben Voigt werden weitere Führungsleute der NPD und des Parteinachwuchses aufgelistet, wie der «Spiegel» am Freitag aus dem ihm vorliegenden Dokument berichtete.
Einer der Reisenden stand demnach später im Verdacht, einen zweiten Nationalsozialistischen Untergrund (NSU) aufzubauen, zwei andere hätten sich als rechtsextreme Söldner in Kroatien verdingt.
Das BKA dokumentierte dem «Spiegel»-Bericht zufolge die Reise, weil die Gruppe einen Polizeieinsatz ausgelöst hatte. Sie habe auf dem Balkon ihres Hotel eine Hakenkreuzflagge aufgehängt. In der Nacht hätten dann mutmasslich «der anarchistischen Szene» angehörende Unbekannte Molotow-Cocktails «in den Hoteleingang und auf den Balkon» geworfen.
Auf «Spiegel»-Anfrage bestätigte Kalbitz die Reise: «Es ist zutreffend, dass ich vor zwölf Jahren in Athen war.» Die Einladung sei über einen ausländischen Kontakt erfolgt. Es habe neben der besagten Gruppe «verschiedene deutsche und andere internationale Besucher dieser Veranstaltung» gegeben, «wie auch in meinem Fall».
Kalbitz sagte in seiner Antwort auf die «Spiegel»-Anfrage, der Marsch habe ihm nicht gefallen: «In der nachträglichen Bewertung dieser Veranstaltung war diese nicht dazu angetan, mein weiteres Interesse oder Zustimmung zu wecken, weder in der politischen Zielsetzung noch in der Zusammensetzung der Teilnehmer.» Der brandenburgische AfD-Landes- und Fraktionschef betonte, er sei «zu keinem Zeitpunkt Mitglied der NPD» gewesen, habe sich dort nicht «engagiert» und «keinerlei persönlichen Kontakt».
Am Donnerstag hatte bereits der RBB über weitere Verbindungen Kalbitz ins rechtsextreme Lager berichtet. Er soll im Juli 1993 an einem sogenannten Sommerlager des rechtsextremen Vereins «Die Heimattreue Jugend e.V.» in Thüringen teilgenommen haben. Dieser benannte sich später in «Heimattreue deutsche Jugend» (HDJ) um und wurde 2009 durch das Bundesinnenministerium verboten.
Das Rechtsextremen-Camp war von der Polizei zunächst observiert und dann durchsucht worden, wie das ARD-Magazin «Kontraste» und das RBB-Magazin «Brandenburg aktuell» berichteten. Aus einer Verfassungsschutz-Akte gehe hervor, dass die Thüringer Polizei einen «Kalbfitz, Andreas, geb. 17.11.1972 in München» notiert hatte. Geburtstag und -ort sind identisch mit den Daten von Andreas Kalbitz, die falsche Schreibweise seines Nachnamens beruht offenbar auf einem Tippfehler.
Kalbitz sagte dem RBB dazu, das sei ein «alter Hut» und «Wahlkampfgetöse». Im vergangenen Jahr hatte er eingeräumt, 2007 an einem Pfingstlager der HDJ teilgenommen zu haben. «Ich war als Gast dort, mutmasslich, um mir das mal anzuschauen», sagte Kalbitz 2018. Dem «Tagesspiegel» vom Dienstag hatte der AfD-Politiker gesagt, er habe ausser dem Pfingstlager 2007 nicht an weiteren HDJ-Lagern teilgenommen.