Pariser Anti-Terror-Ermittler schalten sich nach Tötung von Franzosen in Niger ein

Das Wichtigste in Kürze
- Mitarbeiter von Hilfsorganisationen bei Ausflug in Giraffen-Gebiet überfallen .
Es werde unter dem Vorwurf des «Mordes» und «terroristischer Aktivitäten» ermittelt, teilte die Staatsanwaltschaft am Montag in der französischen Hauptstadt mit. Bewaffnete Angreifer hatten am Sonntag sechs Franzosen, ihren einheimischen Fahrer und ihren Reiseführer während eines Ausflugs in ein bei Touristen beliebtes Gebiet getötet.
Bei dem Überfall seien vier Männer und vier Frauen getötet worden, teilte die französische Hilfsorganisation Acted mit. Die getöteten Franzosen seien alle Mitarbeiter von Hilfsorganisationen, erklärten Acted und die Organisation Impact Initiatives. Die Staatschefs von Frankreich und dem Niger verurteilten die «feige» Attacke. Soldaten der französischen Anti-Terror-Mission Barkhane, die in der Sahel-Zone stationiert sind, unterstützen die nigrischen Streitkräfte nach Angaben des französischen Militärs bei der Aufklärung.
Der Überfall ereignete sich in der Nähe der Stadt Kouré, wo die letzten Herden der Westafrikanischen Giraffe leben. Aus Kreisen der nigrischen Naturschutzbehörde hiess es, fast alle Opfer seien erschossen worden. Einer Frau sei zunächst die Flucht gelungen, bevor die Angreifer sie eingeholt und ihr die Kehle durchgeschnitten hätten. Demnach wurde am Tatort ein leeres Magazin gefunden. Die Identität der Angreifer sei unbekannt.
Die Täter seien auf Motorrädern durch das Buschland gekommen und hätten dann an der Strasse auf die Touristen gewartet, hiess es weiter. Die Toten hätten neben einem brennenden Fahrzeug gelegen, dessen Heckscheibe Einschusslöcher hatte. Eine der Leichen war demnach verbrannt, andere wiesen tödliche Kopfverletzungen auf.
Frankreichs Präsident Emmanuel Macron erklärte, es werde «mit allen Mitteln» an der Aufklärung der Tatumstände gearbeitet. Wie ein AFP-Reporter vor Ort berichtete, überflogen französische Kampfflugzeuge am Sonntag das Gebiet, während nigrische Soldaten das riesige Waldgebiet durchforsteten.
Es handelte sich um den ersten derartigen Angriff auf westliche Besucher in der Region. Sie ist wegen der einzigartigen Population Westafrikanischer Giraffen ein beliebtes Touristenziel und gilt eigentlich als sicher. «Jeder geht dorthin, sogar Botschafter, Diplomaten, Lehrer. Es gilt überhaupt nicht als gefährliches Gebiet», sagte ein Mitarbeiter einer Hilfsorganisation der Nachrichtenagentur AFP.
Die Region Tillabéri ist allerdings ein politisch instabiles Gebiet. Sie liegt im Grenzgebiet zwischen dem Niger, Burkina Faso und Mali und ist ein Rückzugsort für Islamisten - unter anderem für die Extremistengruppe EIGS, die der Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) die Treue geschworen hat.
2011 waren zwei junge Franzosen aus einem Restaurant der nigrischen Hauptstadt Niamey entführt und ins Grenzgebiet nach Mali gebracht worden. Während eines französisch-nigrischen Befreiungsversuchs wurden die beiden Männer getötet.
Die im Gebiet von Kouré lebende Westafrikanische oder Nigergiraffe ist eine Unterart der Giraffen, die sich durch eine hellere Fellfärbung auszeichnet. Die Tiere sind eine der wichtigsten Touristenattraktionen in der früheren französischen Kolonie Niger.