Kapitänin der «Sea-Watch 3» will notfalls ohne Erlaubnis in Italien anlegen

Das Wichtigste in Kürze
- Fall der 42 geretteten Migranten vor europäischem Menschenrechtsgericht.
«Ich werde in italienisches Gewässer fahren und sie an einen sicheren Ort auf Lampedusa bringen», sagte die Kapitänin Carola Rackete am Dienstag der Zeitung «La Repubblica» mit Blick auf die 42 Migranten an Bord der «Sea-Watch 3».
Die Flüchtlinge harren seit 13 Tagen an Bord des Rettungsschiffs aus und warten darauf, in Italien an Land gehen zu dürfen. Rackete sagte in dem Interview, sie werde zunächst die Entscheidung des Europäischen Menschenrechtsgerichtshofs abwarten.
Das Gericht in Strassburg sollte voraussichtlich am Dienstagnachmittag über einen Antrag von Sea-Watch auf «einstweilige Massnahmen» gegen Italien entscheiden, damit die geretteten Flüchtlinge dort von Bord gehen dürfen. Der EGMR kann einstweilige Massnahmen anordnen, wenn dadurch «ernste und nicht wiedergutzumachende Verletzungen der Menschenrechte» verhindert werden.
Italiens Innenminister Matteo Salvini bekräftigte, das Rettungsschiff dürfe nicht in Italien anlegen. Von ihm aus könne die «Sea-Watch 3» vor Lampedusa bis «Weihnachten und Neujahr» ausharren, erklärte der Chef der rechtsextremen Lega-Partei. Ganz gleich, wie der EGMR entscheide, Italien bleibe seiner Linie treu. «Stellen Sie sich vor, ein Land wie Italien, die zweitgrösste Industriemacht Europas, würde sich seine Einwanderungsregeln von einer Nichtregierungsorganisation diktieren lassen», fügte Salvini hinzu.
Am 12. Juni hatte Sea-Watch vor der Küste Libyens 53 Menschen von einem Schlauchboot gerettet. Elf von ihnen, darunter Frauen, Kranke und Kinder, durften inzwischen von Bord gehen.