Biden weist Vorwurf des sexuellen Übergriffs entschieden zurück

Das Wichtigste in Kürze
- Demokratischer US-Präsidentschaftsbewerber: «Das ist nie passiert».
Die Vorwürfe seiner früheren Mitarbeiterin Tara Reade seien «nicht wahr», erklärte der langjährige Senator und Ex-Vizepräsident am Freitag. «Das ist nie passiert.» Der Politiker der oppositionellen Demokraten beteuerte, er habe «nichts zu verbergen». US-Präsident Donald Trump empfahl Biden, gegen die Anschuldigungen zu «kämpfen», bezeichnete Reade aber zugleich als «sehr glaubwürdig».
Der 77-jährige Biden ist durch die Vorwürfe zuletzt zunehmend unter Druck geraten. Reade wirft dem früheren Senator vor, sie vor 27 Jahren in einem Flur des US-Kongresses unsittlich berührt zu haben. Er soll sie an die Wand gedrückt, ihr unter die Unterwäsche und in ihr Geschlecht gegriffen haben.
Die heute 56-Jährige hatte schon vor einem Jahr zusammen mit anderen Frauen Biden ein unangemessenes Verhalten vorgeworfen. Dabei ging es aber beispielsweise um Umarmungen und nicht um sexuelle Übergriffe. Erst vor Kurzem erhob Reade die schweren Anschuldigungen gegen Biden.
Dieser äusserte sich nun nach längerem Schweigen mit einer Stellungnahme und in einen Interview mit dem Sender MSNBC zu den Vorwürfen. «Ich sage unmissverständlich, dass es nie passiert ist, und es ist nicht passiert.» Er erklärte, in Reades Schilderungen gebe es «Ungereimtheiten» sowie «kleinere und grössere Veränderungen» im Laufe der Zeit.
Biden ging auch auf eine Beschwerde ein, die Reade nach eigenen Angaben nach dem mutmasslichen Vorfall bei der zuständigen Kongressstelle eingereicht hatte. Sollte das Dokument tatsächlich existieren, müsste es sich heute im Nationalarchiv befinden - und müsse dort gesucht werden. Er selbst und auch keiner seiner Mitarbeiter habe aber jemals von einer solchen Beschwerde gehört, beteuerte Biden.
Reade hat Anfang April auch Anzeige bei der Polizei erstattet, ohne Biden namentlich zu nennen. Es gibt aber keine laufenden Ermittlungen.
Zwar ist der Fall juristisch gesehen verjährt; dennoch sind die Vorwürfe eine schwere Hypothek für Biden und könnten ihm im Wahlkampf schwer schaden. Der Mitte-Politiker hat das Rennen der Demokraten um die Präsidentschaftskandidatur de facto für sich entschieden. Er soll bei einem für August geplanten Parteitag offiziell nominiert werden und bei der Präsidentschaftswahl am 3. November Amtsinhaber Trump herausfordern.
Gegen Trump haben in der Vergangenheit zahlreiche Frauen den Vorwurf sexueller Übergriffe bis hin zur Vergewaltigung erhoben. Der Präsident hat alle Vorwürfe bestritten.
Am Freitag sagte Trump in einem Radiointerview auf die Vorwürfe gegen Biden angesprochen: «Ich würde Joe Biden sagen: Gehe einfach raus und bekämpfe es.» Wenn Vorwürfe unwahr seien, müssten sie abgestritten werden. «Ich bin ein absolutes Opfer von solchen unsinnigen, falschen Anschuldigungen geworden.» Zugleich sagte Trump, Tara Reade wirke auf ihn «sehr glaubwürdig».
Biden hat wiederholt seinen politischen Einsatz gegen sexuelle Gewalt und für Gleichberechtigung hervorgehoben. Er hat angekündigt, mit einer Frau als Kandidatin für die Vizepräsidentschaft in den Wahlkampf ziehen zu wollen.
Am Donnerstag lancierte Biden die Suche nach einer Kandidatin und stellte ein Komitee vor, das ihn bei der Auswahl beraten soll. Als mögliche Kandidatin werden die Senatorinnen und früheren Präsidentschaftsbewerberinnen Kamala Harris, Amy Klobuchar und Elizabeth Warren, Michigans Gouverneurin Gretchen Whitmer und die frühere Regionalabgeordnete Stacey Abrams aus dem Südstaat Georgia gehandelt.
Umfragen sahen Biden zuletzt vor Trump, dem unter anderem ein schlechtes Corona-Krisenmanagement vorgeworfen wird. Allerdings sind solche Erhebungen sechs Monate vor der Wahl nur bedingt aussagekräftig.