Altersbericht sieht in Digitalisierung auch grosse Chancen für ältere Menschen

Das Wichtigste in Kürze
- Doch längst nicht alle Senioren profitieren von den Entwicklungen.
Zu diesem Ergebnis kommt der achte Altersbericht, den Bundesfamilienministerin Franziska Giffey (SPD) am Mittwoch in Berlin vorstellte. «Die Digitalisierung birgt gerade auch für ältere Menschen ein riesiges Potenzial, das wir noch viel stärker ausschöpfen müssen», forderte Giffey.
Es gehe dabei nicht nur um das Skypen mit den Enkelkindern oder Einkaufen übers Internet, betonte die Ministerin. Entscheidend sei, «dass wir die digitalen Angebote stärker an den Bedürfnissen ausrichten und die älteren Menschen dabei unterstützen, mit der Entwicklung Schritt zu halten».
Zugleich müsse die «digitale Kluft», die es innerhalb der älteren Generation gebe, abgebaut werden, forderte die SPD-Politikerin. «Wir dürfen nicht zulassen, dass Seniorinnen und Senioren abgehängt werden, dass ihnen der Zugang zu digitalen Angeboten und damit auch zur Teilhabe versperrt ist.» Sie verwies auf frühere Umfragen, denenzufolge sich Menschen über 70 nur zu 36 Prozent mit dem Zugang zum Internet leicht täten.
Der achte Altersbericht befasst sich mit Entwicklung und Anwendung digitaler Technologien sowie mit deren Auswirkungen vor allem in den Lebensbereichen Wohnen, Mobilität, soziale Integration, Gesundheit, Pflege und auch mit dem Leben im Quartier. «Digitalisierung ist für ältere Menschen genauso wichtig wie für die nachfolgenden Generationen», sagte der Chef der Altersberichtskommission, Andreas Kruse.
Die «digitale Spaltung» zeige sich aber weniger an den verschiedenen Generationen, sondern eher an der Zugehörigkeit zu einer sozialen Schicht, sagte Kruse. Deshalb müsse gewährleistet werden, dass jeder Haushalt Zugang zum Internet habe.
Die Kommission hatte den Bericht bereits im Januar übergeben, die Bundesregierung beschloss am Mittwoch ihre Stellungnahme dazu. Darin verweist sie darauf, dass bereits vielfältige Massnahmen eingeleitet worden seien, um gute Teilhabemöglichkeiten gerade auch für ältere Menschen zu schaffen.
Der frühere SPD-Chef Franz Müntefering verlangte mehr Anstrengungen, um die Digitalisierung auch älteren Menschen zugänglich zu machen. «Sie müssen die Chance haben, voll dabei zu sein, wenn sie können, wenn sie wollen», sagte der einstige Bundesarbeitsminister, der inzwischen Vorsitzender der Bundesarbeitsgemeinschaft der Seniorenorganisationen (BAGSO) ist.
Im Zuge der Corona-Pandemie hat sich für viele ältere Menschen das Bild von der Digitalisierung einer Umfrage zufolge gewandelt. Laut einer vom Digitalverband Bitkom veröffentlichten Befragung sagen 40 Prozent der Bundesbürger ab 65 Jahren, dass sie der Digitalisierung seitdem positiver gegenüberstünden. Ein Viertel der Senioren (23 Prozent) sieht die Digitalisierung hingegen negativer als zuvor. Für jeden Dritten (34 Prozent) haben der Ausbruch der Corona-Pandemie und die damit verbundenen Auswirkungen keinen Einfluss auf ihre Einstellung zur Digitalisierung.
«Die digitale Teilhabe von älteren Menschen scheitert vielerorts bereits an der Infrastruktur», kritisierte die seniorenpolitische Sprecherin der Linken, Katrin Werner. «Wir brauchen endlich eine Strukturpolitik, die allen Menschen auch in ländlichen Regionen und in Pflegeheimen einen Zugang zu schnellem Internet ermöglicht.»