Der algerische Präsident Abdelmadjid Tebboune hat die ehemalige Kolonialmacht Frankreich zu einer Entschuldigung für die Besetzung Algeriens aufgefordert.
Frankreich gibt Überreste von 24 algerischen Unabhängigkeitskämpfern zurück
Frankreich gibt Überreste von 24 algerischen Unabhängigkeitskämpfern zurück - AFP

Das Wichtigste in Kürze

  • Algeriens Präsident will eine Entschuldigung für Frankreichs koloniale Besetzung.
  • Zuvor hatte Frankreich die Überreste von 24 algerischen Freiheitskämpfern überstellt.
  • Dies sei laut Präsident Abdelmadjid Tebboune nur die halbe Entschuldigung.
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Algeriens Präsident Abdelmadjid Tebboune hat Frankreichs Präsidenten Emmanuel Macron aufgefordert, sich für die koloniale Besetzung Algeriens zu entschuldigen. «Wir haben schon halbe Entschuldigungen bekommen. Der nächste Schritt ist notwendig, wir warten auf ihn», sagte Tebboune am Samstag dem Sender France 24. Frankreich hatte zuvor nach 170 Jahren die sterblichen Überreste von 24 algerischen Unabhängigkeitskämpfern an Algerien überstellt.

Abdelmadjid Tebboune
Algerischer Präsident Abdelmadjid Tebboune - AFP/Archiv

Macron sei «ein ehrlicher Mann, der die Situation verbessern» wolle, daher glaube er an Fortschritte bei der Befriedungspolitik, sagte Tebboune. Eine Entschuldigung würde es «ermöglichen, eine ruhigere Atmosphäre für wirtschaftliche und kulturelle Beziehungen zu schaffen.» Dies insbesondere für die mehr als sechs Millionen Algerier, die in Frankreich leben.

Frankreich gibt Schädel von getöteten algerischen Freiheitskämpfern zurück

Algerien hatte im Juli 1962 nach 132 Jahren unter französischer Kolonialherrschaft seine Unabhängigkeit erklärt. Vorausgegangen war ein achtjähriger Krieg mit der französischen Kolonialmacht, in dem 1,5 Millionen Algerier starben.

Austände Algerien
Die Aufständen in Algerien im Jahr 1960. - Keystone

Am Freitag waren in Algerien die Schädel von 24 algerischen Unabhängigkeitskämpfern eingetroffen, die zu Beginn der französischen Kolonialzeit im 19. Jahrhundert enthauptet worden waren. Frankreich hatte sich bereit erklärt, die Überreste der Widerstandskämpfer nach Algerien zu schicken, was als Schritt der Annäherung gesehen wurde.

Die Rückgabe sei ein Teil der Bemühungen, «die Erinnerungen des französischen und des algerischen Volkes in Einklang zu bringen.» So der französische Elysée-Palast in Paris der Nachrichtenagentur AFP mit.

Schädel waren als Kriegstrophäen ausgestellt

Die Schädel, die einst von französischen Offizieren als Kriegstrophäen angesehen wurden, waren seit dem 19. Jahrhundert im Pariser Musée de l'Homme, einem Museum für Vorgeschichte und Anthropologie, aufbewahrt worden. Auch die Überreste des bekannten Revolutionsführers Scheich Bouziane waren darunter, der 1849 von den Franzosen erschossen und enthauptet wurde. 2018 hatte Algerien offiziell um die Rückgabe der Gebeine sowie von Archiven aus der Kolonialzeit gebeten.

Musée de l'Homme
Das Musée de l'Homme in Paris - Keystone

Nach ihrer Rückkehr in die Heimat wurden die Überreste zunächst im Kulturpalast aufgebahrt. Trotz der Hitze bildete sich vor dem Palast eine Schlange von Algeriern, die den Toten die letzte Ehre erweisen wollten. Unter ihnen war auch der 85-jährige Ali Zelmat: «Ich bin als Kämpfer, als Invalide des Befreiungskriegs, als Bürger, der sein Land liebt, gekommen.»

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