Ein Online-Tool für die Wahlen 2023 zeigt, wie es um die Bürgernähe von Politikerinnen und Politikern steht. Beim Herumspielen zeigt sich Überraschendes.
Wahlen 2023 Parlameter
Wer politisiert am nächsten bei den Bürgerinnen und Bürgern? Das Tool «Parlameter» der Uni Luzern vergleicht Abstimmungsergebnisse der Bevölkerung mit den Schlussabstimmungen der Politikerinnen und Politiker. - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Ein Tool der Uni Luzern soll die Bürgernähe von Parlamentariern und Parteien aufzeigen.
  • Ergebnis: Politikerinnen stimmen eher wie der Durchschnitt ab, SP und SVP eher nicht.
  • GLP-nahe Leute könnten genauso gut von SPlern oder Grünen vertreten werden.
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Wir stecken mitten im Wahlkampf für die Wahlen 2023: Politikerinnen und Politiker versprechen ihren Wählenden viel, machen Hoffnung auf Veränderung. Nur wenige Wählende wissen aber wirklich, wie die gewählten Volksvertreterinnen und -vertreter am Ende abstimmen.

Bürgernähe: Taten statt Worte

Ein Tool des Instituts für Schweizer Wirtschaftspolitik der Universität Luzern (IWP) soll Abhilfe schaffen. Beim «Parlameter» zählen «Taten statt Worte»: Die Bürgernähe von Parlamentsmitgliedern wird erstmals anhand ihrer Schlussabstimmungen im National- und Ständerat gemessen. Als Grundlage dient eine Datenbank aus den Jahren 2015 bis 2023.

Parlameter Bürgernähe Wahlen 2023
Wahlen 2023: Auswertung der Bürgernähe durch das Online-Tool «Parlameter» für einen fiktiven Stimmbürger im Kanton Luzern. - Screenshot parlameter.iwp.swiss

Der «Parlameter» bietet drei Modi an: Der «Avatar-Match» zeigt, welche Bevölkerungsgruppen von den Parlamentarierinnen und Parlamentarier vertreten werden. Hier lässt sich mit vielen Einstellungen spielen: Einkommen, Geschlecht, Alter, die Partei, die Bildung oder der Kanton. Es dürfen aber nur ein oder zwei Parameter ausgewählt werden, ansonsten sinkt die Anzahl verfügbarer Daten zu sehr.

Wahlen 2023: SVP und SP weit entfernt vom Durchschnittswähler

Mit dem Tool gespielt hat auch Marco Portmann, der Bereichsleiter «politische Rahmenbedingungen» beim IWP. Ihm sind dabei ein paar spannende Sachen aufgefallen. Zum Beispiel, dass die grösste Partei des Landes, die SVP, den Durchschnittswähler bei den Wahlen 2023 eher nicht vertritt. Dies gilt gleichermassen auch für die SP, die zweitgrösste Partei.

Marco Portmann IWP
Marco Portmann, Bereichsleiter «politische Rahmenbedingungen» beim Institut für Wirtschaftspolitik der Uni Luzern. - IWP.swiss

Der Durchschnittswähler werde gemäss Parlameter bei den Wahlen 2023 besser von den Mitte-Parteien repräsentiert. Gemeint sind hier die ehemalige BDP, die FDP und die ehemalige CVP. Auch die GLP ist ein besserer Match für die Durchschnittsperson.

Portmann: «Sowohl die SVP als auch die SP treten in einzelnen Abstimmungskämpfen pointiert auf; sie scheinen mit Initiativen und Referenden oft den Nerv der Wähler zu treffen. Im Schnitt setzt sich die Mitte-Parteien allerdings durch, während die SVP und SP eher Partikularinteressen vertreten.»

Kein Traumpaar: SP und Tieflöhner

Stichwort SP: Wählende mit einem tiefen Monatseinkommen, weniger als 5000 Franken, haben wider Erwarten nicht den besten Match mit den Sozialdemokraten. Die EVP, BDP und FDP stimmen eher wie geringverdienende Menschen ab. Aber die SP «gewinnt» sozusagen bei der jüngsten Altersgruppe, mit einem Match von über 80 Prozent: «Insbesondere für die jungen Frauen stimmt dies mit den Resultaten anderer Erhebungen überein», so Portmann.

SP GLP Grüne
Jene Wählende, die sich am ehesten zu den Grünliberalen zählen würden, werden genau so gut von der SP und den Grünen repräsentiert. - keystone

Bei den Grünliberalen ist Portmann aufgefallen: Wählende, die sich zu dieser Partei einordnen würden, würden nicht unbedingt am besten von der GLP repräsentiert. «Sie werden genauso gut von der SP oder den Grünen vertreten», sagt er. Beim Matching der Wählenden mit diesen Parteien gibt es lediglich etwa einen Prozentpunkt Unterschied.

Persönlicher Polit-Match

Der «Experten-Modus» liefert Antworten zu acht ausgesuchten Fragestellungen. Etwa, ob weibliche Parlamentsmitglieder den Durchschnittswähler besser repräsentieren (tun sie). Oder auch, in welchen Kantonen die Politiker am ehesten wie die Mehrheit der Bevölkerung abstimmt.

Informieren Sie sich im Vorfeld der Wahlen 2023 über die Kandidierenden, die politisch am besten zu Ihnen passen?

Mit dem «Mein-Match» können Schweizerinnen und Schweizer herausfinden, welche Politikerinnen, Politiker oder Parteien ihnen bisher am nächsten standen.

Zuerst muss man zu 18 Abstimmungsfragen Ja oder Nein antworten: Darunter sind Abstimmungen zur AHV, zu den Kampfjets oder Volksinitiativen. Anhand des so erstellten Profils ordnet der «Parlameter» alle Volksvertreterinnen und -vertreter nach Übereinstimmung in Prozent. Filtern kann man seinen besten Match anhand des persönlichen Alters, der politischen Orientierung oder des Kantons.

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