Überschritt SRF-Komiker Michael Elsener die Grenzen der Satire, als er Juso-Chefin Ronja Jansen als «heiss» bezeichnete? Viktor Giacobbo findet: Nein.
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Ronja Jansen (l.) kritisiert Michael Elsener. - Keystone/Screenshot SRF

Das Wichtigste in Kürze

  • Juso-Chefin Jansen als «heiss» zu bezeichnen, sei sexistisch gewesen von Michael Elsener.
  • Komiker Viktor Giacobbo widerspricht dieser Beurteilung von SRG-Ombudsmann Roger Blum.
  • Elseners Kunstfigur betone im Sketch ja gerade einen sexistischen Stereotypen.
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Humor ist so eine Sache. Die Definitionen sind so unterschiedlich wie die Grenzen. Oft bedient Humor Klischees, geht auf Kosten von Minderheiten, sprengt die Grenzen des politisch Korrekten. Daher erstaunt es wenig, dass in zuverlässiger Regelmässigkeit eine Debatte über die Grenzen von Humor aufkommen.

Neustes Kapitel: Juso-Chefin Ronja Jansen wirft SRF-Komiker Michael Elsener Sexismus vor. In seiner Rolle als Reporter Frank-Walter Froschmeier bezeichnete Elsener Jansen als «heisse Miss Juso». Das sei diskriminierend, kritisierte Jansen beim SRG-Ombudsmann und erhielt recht.

SRF-Ombudsmann Roger Blum
Ombudsmann Roger Blum. - SRF

Elsener versuchte sich zu rechtfertigen. Froschmeier sei eine Kunstfigur, nicht echt und vor allem nicht Michael Elsener. «Ich habe diese Aussage nie gemacht. Er hat das gesagt, um Levrat dazu zu bringen, zu Sexismus Stellung zu nehmen.» Juso-Jansen überzeugte das nicht: «Ziemlich abwertend», sagte sie knapp gegenüber Nau.

Nun springt Komiker-Kollege Viktor Giacobbo zu Hilfe. Der langjährige SRF-Sprücheklopfer und somit Elseners Vorgänger verteidigt die Aussagen von Elsener. Mit diesem Sketch werde mit einer Kunstfigur gezeigt, wie Alltagssexismus stattfindet.

Damit ist Giacobbo genau auf der Linie von Elsener. Denn bereits SRG-Ombudsmann Blum stellte fest, dass es sich bei Frank-Walter Froschmeier um eine überzeichnete Kunstfigur handle. Und solche würden immer wieder dazu dienen, das Verhalten bestimmter Menschentypen deutlich zu machen.

Deshalb habe sich Elsener in der Nachfolgesendung auch von den Aussagen seiner Kunstfigur distanziert, so Blum in seiner Bewertung. «Denkt man das zu Ende, dann wäre die Bemerkung des Star-Journalisten nicht sexistisch, sondern eine Kritik am Sexismus

Viktor Giacobbo erklärt es so: «Wenn sich eine Arschloch-Kunstfigur nicht mehr wie ein Arschloch äussern darf, kann man nur noch moralisch-korrekte Figuren spielen.» Giacobbos eigene Figur «Harry Hasler» zeugt für Ombudsmann Blum für ein gelungenes Beispiel einer typengerechten Kunstfigur.

giacobbo müller
Viktor Giacobbo unterhielt mit Mike Müller jahrelang auf SRF. - Keystone

Im Gegensatz zu Elseners Froschmeier: «Ist es typisch für deutsche Journalisten, dass sie sexistisch sind? Hier wird wohl die Kunstfigur etwas überbeansprucht», so Blum. In der Satiresendung sei die sexistische Äusserung deplatziert und daher diskriminierend.

Grenzen von Satire und Humor

Die Diskussion zeigt jedenfalls vor allem eines: Über die Grenzen von Humor wird auch künftig diskutiert werden müssen. Satire bleibt Aushandlungssache – wie die Politik, mit der sich die frisch gebackene Juso-Präsidentin Jansen ebenfalls vermehrt wird herumschlagen müssen.

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