Der ehemalige US-Botschafter in der Schweiz, Ed McMullen, sieht die Schweiz beim Zollstreit in der Pole-Position.
McMullen möchte eine engere wirtschaftliche Zusammenarbeit zwischen der Schweiz und den USA.
Ex-Botschafter Ed McMullen sieht eine baldige Lösung im Zollstreit zwischen der Schweiz und den USA. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Die Handelszölle für die Schweiz würden wohl bald wegfallen, sagt Ed McMullen.
  • Er ist ehemaliger Botschafter in der Schweiz und enger Vertrauter von Donald Trump.
  • McMullen verteidigt aber auch die Hauruck-Politik der Trump-Regierung.
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Ed McMullen war während der ersten Amtszeit von US-Präsident Donald Trump Botschafter in der Schweiz. Er gilt weiterhin als enger Vertrauter Trumps. Nun sagt er im Interview mit der «NZZ» zu den Straf-Zöllen: «Ich denke, wir werden bald eine Einigung sehen.»

«Die Welt geht nicht unter»

McMullen relativiert aber auch die schockierte Reaktion der Weltwirtschaft im Nachgang zu Trumps «Tag der Befreiung»: «Es sollte niemanden überraschen, wo wir stehen. Präsident Trump hat mit seiner Handelspolitik Wahlkampf gemacht. Er hat immer klar gesagt, wo er hinwill».

Sollte die Schweiz aggressiver auf die US-Zölle reagieren?

McMullen kritisiert die übertriebene Darstellung durch Medien und betont: «Die Welt geht nicht unter.» Er sieht Parallelen zur ersten Amtszeit von Trump und dessen Bemühungen um Gegenseitigkeit im Handel sowie um ein unternehmensfreundliches Wirtschaftsklima.

Schweiz hat schnell gehandelt

Trotz Kritik an Trumps Ankündigung von «reziproken» Zöllen und dem lautstarken Unmut diverser Regierungen, sieht McMullen die Situation positiv. «Die Märkte haben sich erholt. Wir haben uns schnell weiterentwickelt, wir sind jetzt in der Verhandlungsphase», sagt er.

Karin Keller-Sutter Scott Bessent
US-Finanzminister Scott Bessent und Bundespräsidentin Karin Keller-Sutter beim Handshake in Genf, am 9. Mai 2025.. - keystone

Die Schweiz habe ja bereits alle Industrie-Zölle abgeschafft und Schweizer Firmen investierten stark in den USA, so der Ex-Botschafter. Auf die Frage, warum die neue US-Regierung trotzdem unzufrieden sei, antwortet McMullen: «Die US-Regierung ist keineswegs unglücklich».

Er lobt das schnelle Handeln der Schweizer im Umgang mit dem 31-Prozent-Zoll. Dessen Höhe – höher als etwa gegenüber der EU – hat offenbar auch ihn überrascht. Dieser ist vorläufig sistiert. McMullen betont die positiven Gespräche zwischen den beiden Ländern und geht davon aus, dass dieser wegfallen wird.

Abkommen der Schweiz wohl noch vor der EU

Auch beim Zeitrahmen gibt sich McMullen zuversichtlich. Ein Abkommen zwischen den USA und der Schweiz werde wohl vor einem solchen mit der Europäischen Union zustande kommen. «Die Schweiz bewegt sich schnell und erfolgreich. Ich denke, wir werden bald eine Einigung sehen.»

Donald Trump Zölle
Auf der Schautafel von Präsident Trump steht die Schweiz mit 31 Prozent Zöllen. - Mark Schiefelbein/AP/dpa

Also auch beim weiterhin geltenden 10-Prozent-Zoll. Bis jetzt sei alles sehr gut gelaufen, betont McMullen. «Kein anderes Land von der Grösse der Schweiz ist auch nur in die Nähe der Haustür des Weissen Hauses gekommen.»

Wer braucht schon US-Beef?

Auf die Frage nach dem angestrebten Abkommen erklärt McMullen: «Das erste Ziel ist ein Abkommen, wie es Grossbritannien als erstes Land der Welt mit den USA abgeschlossen hat». Er sieht jedoch auch eine zweite Phase voraus. So glaubt er an einen Wunsch seitens der Schweizer Wirtschaft nach einer Wiederaufnahme von Gesprächen über ein Freihandelsabkommen.

Dabei wären dann wohl auch Erzeugnisse der Landwirtschaft ein Thema, die die Schweiz aus Gründen der nationalen Sicherheit schützt. Ed McMullen sieht hierbei ein beginnendes Verständnis aufseiten der USA. Aber: US-Beef sei nun mal einfach besser als Schweizer Rindfleisch.

US-Beef Rindfleisch
US-Beef sei einfach besser, sagt Ex-Botschafter Ed McMullen, aber die Schweiz habe das beste Poulet-Fleisch. - dpa-infocom GmbH

Als erfahrener Diplomat bemüht er sich sogleich, zu relativieren und das ehemalige Gastland auch zu loben. «Die Schweiz hat das beste Pouletfleisch, auch tolles Schweine-, Lamm- und Kalbfleisch. Aber ich finde Schweizer Rindfleisch irgendwie zäh.»

Das aber solle doch nicht sein eigener Geschmack, sondern der Markt entscheiden. «Wenn es in der Schweiz eine Nachfrage nach amerikanischem Rindfleisch gibt, sollen die Leute es kaufen.»

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