Die Sicherheitslage hat sich in den letzten Jahren verändert. Deshalb brauchen die Soldaten wieder Munition zu Hause, fordern mehrere Politiker der SVP.
Taschenmunition SVP
Magazine mit jeweils 20 Schuss für das Sturmgewehr 90. - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Zwei SVP-Parlamentarier wollen die Taschenmunition wieder einführen.
  • Nationalrat Gartmann und Ständerat Salzmann haben eine entsprechende Motion eingereicht.
  • Die SVPler argumentieren mit der Sicherheitslage – es gibt aber auch Kritik an der Idee.
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Die sogenannte Taschenmunition könnte bald ein Comeback feiern. Zumindest, wenn es nach mehreren SVP-Politikern geht.

Ein National- und ein Ständerat der Sünneli-Partei wollen jeweils eine entsprechende Motion einreichen, berichtet die «NZZ». Konkret sind dies Walter Gartenmann und Werner Salzmann, wie sie auf Anfrage der Zeitung bestätigen.

Armeeangehörige sollen wieder zwanzig Gewehr- oder Pistolenpatronen zu Hause aufbewahren, so die Forderung. Grund für die Vorstösse sei die Sicherheitslage, die sich in den letzten Jahren verschlechtert hat. Im schlimmsten Fall drohe eine Ausweitung des Kriegs in Europa.

SVP: Taschenmunition hätte reelle und symbolische Wirkung

Der Berner Ständerat Salzmann argumentiert: «Russland wird spätestens ab 2027 die Möglichkeit haben, weitere europäische Länder anzugreifen. Davon gehen Armee und Nachrichtendienste aus.» Deshalb müsse die Schweiz sich nun vorbereiten und handeln.

Werner Salzmann
Der Berner SVP-Ständerat Werner Salzmann.
Walter Gartmann
Der St. Galler SVP-Nationalrat Walter Gartmann.
Stefan Holenstein
VMG-Präsident Stefan Holenstein.
Munition
Alle drei Männer befürworten die Abgabe von 20 Schuss Taschenmunition an die Armeeangehörigen.
Sturmgewehr
Kritiker einer solchen Taschenmunition warnen vor Sicherheitsgefahren.

Mit der Taschenmunition könnte man die Soldaten schnell mobilisieren, sagt Salzmann. Nicht nur im Kriegsfall, sondern beispielsweise auch bei einem grossen Terroranschlag.

Gleichzeitig hätte die Ausgabe der Taschenmunition laut Salzmann eine symbolische Wirkung: «Wenn die Soldaten am Ende eines Dienstes zwanzig Schuss in die Hand gedrückt bekommen, ist das ein Zeichen an die ganze Schweiz, das den Ernst der sicherheitspolitischen Lage unterstreicht.»

Sollten die Armeeangehörigen wieder Munition zu Hause haben?

Unterstützung erhält das Anliegen aus der SVP vom Verband Militärischer Gesellschaften Schweiz (VMG). Laut Präsident Stefan Holenstein könnte die Taschenmunition unter anderem abschreckend für potenzielle Angreifer sein.

Experten warnen vor Gewalt-Risiko

Experten warnen jedoch vor möglichen Risiken. Kriminologe Martin Killias sagt gegenüber der «NZZ»: «Wenn Waffe und Munition zu Hause verfügbar sind, wo private Tötungen und Suizide am häufigsten geschehen, ist das ein erhebliches Risiko.»

Ähnlich sieht es Strafrechtsprofessorin Nora Markwalder von der Universität St. Gallen: «Diese Forderung widerspricht den allgemeinen Bemühungen, häusliche Gewalt und Gewalt gegen Frauen zu verhindern.»

SVP wollte Taschenmunition schon vor zwei Jahren wieder einführen

Nicht zuletzt wegen dieser Gefahren wurde die Taschenmunition 2007 abgeschafft. Damals stand sogar die Forderung im Raum, die Dienstwaffe ganz von zu Hause zu verbannen. Die Abschaffung der Taschenmunition war letztlich eine Art Kompromiss.

Jean-Luc Addor
Der Walliser Nationalrat Jean-Luc Addor (SVP). - keystone

Vor zwei Jahren wollte bereits SVP-Nationalrat Jean-Luc Addor die Taschenmunition wieder einführen. Damals erhielt er aber nur Zustimmung aus der SVP selbst. Jetzt bräuchte es zumindest auch Stimmen aus der FDP und der Mitte. Sollten die Motionen durchkommen, würde es wohl ohnehin noch bis Anfang 2027

Gestern berichtete die «SonntagsZeitung» bereits, dass wieder mehr Armeeangehörige ihre Waffe nach dem Dienst behalten wollen. Von 2016 bis 2024 stieg dieser Anteil von elf auf 19 Prozent. Salzmann nannte den Ukraine-Krieg als mögliche Ursache.

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