Ständerat: Schaffen mehr Frauen den Sprung ins Stöckli?

Das Wichtigste in Kürze
- Im Nationalrat wird ein «Frauenrutsch» erwartet: Der Frauenanteil wird deutlich steigen.
- Doch im Ständerat liegt die Frauenquote schon heute deutlich tiefer.
- Und: Nur eine Bisherige tritt wieder an. Eine schwierige Ausgangslage.
Frauen sind in der Politik untervertreten. Für die Wahlen im Herbst nehmen sie einen neuen Anlauf, dies zu ändern. Wird die Stimme der Frauen im Parlament künftig stärker?
«Frauenrutsch» im Nationalrat zu erwarten
Einen «Frauenrutsch» prognostiziert jedenfalls die «NZZ» heute Mittwoch. Sie hat die Kandidierenden-Listen für die nationalen Wahlen unter die Lupe genommen. Resultat: Es stellen sich deutlich mehr Frauen zur Wahl als vor vier Jahren. Und die Frauen erhalten darüber hinaus bessere Listenplätze. Der Nationalrat dürfte künftig daher deutlich weiblicher sein.
Anders im Ständerat. Dort ist der Frauenanteil mit 13 Prozent nicht mal halb so hoch. Sechs Frauen sitzen neben 40 Männern.
Nur eine Ständerätin tritt 2019 wieder an
Von den sechs bisherigen Ständerätinnen treten deren fünf nicht mehr an. Nur Brigitte Häberli-Koller (CVP) kandidiert erneut. Damit ist diese Quote noch tiefer als bei den Männern: Insgesamt tritt fast die Hälfte der bisherigen Ständeräte 2019 nicht mehr an.

Frauen versuchen ihren Anteil zu verteidigen
Im Kanton Aargau, wo Pascal Bruderer ihren Sitz zur Verfügung stellt, droht der Frauensitz in Männerhand zu fallen. Zwar tritt auch Philipp Müller nicht mehr an. Doch unter den sechs ernst zu nehmenden Kandidaten sind lediglich zwei Kandidatinnen: Marianne Binder (CVP) und Maya Bally Frehner (BDP). Müllers Sitz wird wahrscheinlich Thierry Burkhart erben können. Den zweiten machen wohl Cédric Wermuth (SP) und Hansjörg Knecht (SVP) untereinander aus.
Die Frauenquote von 50 Prozent halten dürften die Kantone Genf, Waadt, Jura und Thurgau. Im letzteren wird die bisherige Häberli-Koller ihren Sitz verteidigen. Im Jura, wo im Proporzverfahren gewählt wird, bleiben die Ständeratssitze wohl im Besitz von CVP und SP. Damit dürfte die für die SP kandidierende Elisabeth Baume-Schneider den Frauensitz von Anne Seydoux-Christe (CVP) verteidigen.
In der Waadt tritt Géraldine Savary (SP) nicht mehr an. Während der bisherige Olivier Français (FDP) wohl wiedergewählt wird, könnte SP-Partei-Vize Ada Marra den SP-Sitz verteidigen.
In Genf stehen beide Ständeratssitze zur Wahl. Die besten Wahlchancen haben die Nationalräte Hugues Hiltpold (FDP) und Carlo Sommaruga (SP) – je nach Dynamik im wahrscheinlichen zweiten Wahlgang könnte sich aber auch eine der drei Kandidatinnen (Lisa Mazzone Grüne, Béatrice Hirsch CVP, Céline Amaudruz SVP) durchsetzen.
Wo die Frauen zulegen können
Der Sitz des Kantons Basel-Stadt bleibt in Frauenhand: Eva Herzog (SP) wird Anita Fetz (SP) ablösen. Im Basel-Land hingegen streiten sich Eric Nussbaumer (SP), Daniela Schneeberger (FDP) und Maya Graf (Grüne) um den Sitz – Claude Janiak (SP) tritt nicht mehr an. Der Ausgang ist offen, die Wahrscheinlichkeit für einen Frauensieg aber grösser.

Zulegen dürften die Frauen in Bern, Neuenburg und Uri. Bern: Hans Stöckli (SP) bleibt wohl weitere vier Jahre Standesvertreter. Werner Luginbühl (BDP) tritt ab, sein Sitz dürfte Regierungsrätin Beatrice Simon (BDP) aber verteidigen können.
Neuenburg: Beide Bisherigen (Didier Berberat SP, Raphaël Comte FDP) treten nicht mehr an. Die Hälfte der Kandidaten ist weiblich; reüssieren könnten am ehesten Silvia Locatelli (SP) oder Martine Docourt Ducommun (SP).
In Uri dürfte neben dem Bisherigen Josef Dittli (FDP) die Justizchefin und ehemalige Bundesratsanwärterin Heidi Z’graggen (CVP) zum Handkuss kommen.
Kein «Frauenrutsch» im Ständerat
In den 16 restlichen Kantonen sitzen entweder die Männer fest im Sattel oder die Kandidatinnen haben keine Chance auf eine Wahl. Nur in Zürich, Zug, Wallis, Luzern und Freiburg stellen sich überhaupt Frauen zur Wahl.
Die Frauen dürften ihre sechs Ständeratsmandate also verteidigen. Wahrscheinlich gewinnen sie gar drei Sitze hinzu und halten künftig neun Sitze. Mit 19,5 Prozent läge der Anteil damit aber weiterhin hinter allen anderen Polit-Organen. Und deutlich unter ihrem tatsächlichen Anteil in der Bevölkerung: 53 Prozent aller Wahlberechtigten sind Frauen.
