Schweizer Schoggi-Hersteller bangen um Zugang zum EU-Markt

Das Wichtigste in Kürze
- Die EU hat ein neues Gesetz zum Schutz der Wälder verabschiedet.
- Im Extremfall könnte Schweizer Schoggi dadurch aus der EU verschwinden.
- Die Hersteller machen nun Druck auf den Bundesrat, mit der EU mitzuziehen.
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) schlug kurz vor Weihnachten ein neues Gesetz vor, um den Zucker-Konsum zu reduzieren: Die bei Kindern beliebten Schoggi-Samichläuse sollten nur noch ohne Gesicht verkauft werden. Ähnlich wie bei Tabakprodukten soll so bereits die Verpackung das Produkt unattraktiv machen. Die Industrie blieb von dieser Idee völlig unbeeindruckt.
Nervös werden die Schoggi-Produzenten allerdings angesichts einer neuen EU-Regelung, die bereits seit Ende Juni in Kraft ist. Diese schreibt vor, dass bei der Kakao-Produktion keine Wälder gerodet oder geschädigt werden. Dabei muss der gesamte Verarbeitungsprozess zurückverfolgt werden.
Mögen Sie Schokolade?
Die Industrie sieht das Problem bei der gewählten Methode der Geolokalisierung, wie der «Blick» schreibt. Dabei müssten die Standorte der Rohstoffe in Echtzeit übermittelt werden. Gemäss Urs Furrer, Präsident des Verbands «Chocosuisse», gebe es dieses flächendeckende Überwachungssystem noch gar nicht.
Auch wenn das EU-Gesetz gegen Entwaldung aus Sicht der Wirtschaftsverbände noch Lücken aufweist, muss auch die Schweiz reagieren. Sonst sei «im Extremfall der EU-Marktzugang in Gefahr», befürchtet Furrer. Damit würde den Schweizer Schoggi-Herstellern der grösste Abnehmer wegfallen.
Nestlé und WWF: Bundesrat muss schnellstmöglich handeln
Die EU plane gemäss «Blick» alle Länder je nach Gesetzeslage einzustufen – je besser die Note, desto offener der Marktzugang. Darum übe etwa Nestlé-Landwirtschaftschef Daniel Imhof Druck auf die Politik aus. Der Bundesrat müsse nun die Gesetzgebung schnellstmöglich an die EU anpassen. Die neue Regelung müsse in 18 Monaten stehen – für Bundesbern eine sehr kurze Zeitspanne.

Der Nahrungsmittelkonzern erhalte dabei Unterstützung von ungewohnter Seite. Auch die Umweltschutzorganisation WWF fordere die Landesregierung zum Handeln auf. Die Abholzung sei für einen Viertel der weltweiten Treibhausgasemissionen verantwortlich. Darum – und nicht wegen der Schoggi – bestehe dringender Handlungsbedarf.