Scheitert das Mercosur Abkommen im Bundeshaus?

Das Wichtigste in Kürze
- Grosse Teile des Regenwalds stehen in Flammen, Brasilien steht in der Kritik.
- Gleichzeitig strebt die Schweiz ein Freihandelsabkomen mit dem Staat an.
- Weil sowohl Linke und Bauern Vorbehalte haben, könnte das Projekt früh scheitern.
Kurzfristig lud Wirtschaftsminister Guy Parmelin (SVP) am Samstag in Zürich zu einer Pressekonferenz. Grund: Das sogenannte Mercosur-Abkommen.

Dieses soll den Freihandel zwischen der Schweiz, Norwegen, Island und Liechtenstein sowie Brasilien, Argentinien, Paraguay und Uruguay sicherstellten. Mercosur ist eigentlich ein Erfolg für den Bundesrat, Schweizer Export-Firmen jubeln, weil Zölle wegfallen sollen. Es öffnet sich ein Markt von 260 Millionen Menschen.

Doch der Widerstand in der Schweiz ist immens. Das hat auch mit den Waldbränden im Amazonas-Gebiet zu tun. Linke Kritiker von Mercosur monieren, dass die Schweiz die Zerstörung der Regenwälder mit dem Abkommen unterstütze. Denn wo der Regenwald verschwindet, soll noch mehr produziert werden.
Linker Widerstand gegen Mercosur
SP-Nationalrat Fabian Molina sagt etwa: «Stand heute würden wir Bolsonaros Abholzung der Regenwälder unterstützen.» Deshalb lehnt seine Partei das Abkommen ebenso ab wie die Grünen. Diese drohen bereits mit dem Referendum, die SP würde wohl mitmachen.

Ein linkes Ja sei nur möglich, wenn gerade beim Fleisch-Import «hohe Umwelt-Standards» gelten würden. Dazu brauche es auch klare Sanktionsmöglichkeiten. Doch Molina stellt klar: «Wir wollen Bolsonaros Waldbrand-Fleisch nicht.»
Bauern fürchten sich vor Billigfleisch-Schwemme
Parmelins zweites Problem sind die Bauern, die mit dem Abkommen hadern. Diese fürchten, dass der Schweizer Markt mit günstigem Fleisch geflutet werden könnte. Denn die Produktionskosten in den Mercosur-Staaten sind deutlich tiefer als in der Schweiz.

Deshalb sind dem Bauernverband die Kontingente für die Einfuhr zu hoch angesetzt. Dazu macht die Lobby-Organisation auch klar: «Präsident Bolsonaro tritt den Umweltschutz und die Arbeitsrechte mit Füssen.»
Spielt diese unheilige Allianz im Parlament, könnte das Abkommen im Bundeshaus unter die Räder kommen. Denn die Bauernlobby ist in allen bürgerlichen Parteien stark vertreten. Weinbauer Parmelin muss seinem Berufsstand noch zahlreiche Ängste nehmen.
Bereits früh im Jahr 2020 dürfte das Abkommen in den aussenpolitischen Kommissionen zum Thema werden. 2021 sollen die neuen Bestimmungen dann gelten. Ob es tatsächlich dazu kommt, scheint noch fraglich. Auch die Wahlen im Oktober dürften einen entscheidenden Einfluss haben.