Die G20 streben eine Steuer für Milliardäre an. In der Schweiz sieht sich Links-Grün bestätigt, während Bürgerliche am Zustandekommen zweifeln.
Lisa Mazzone Superreichen-Steuer
Die Präsidentin der Grünen Schweiz, Lisa Mazzone. - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Die G20 haben in der Schlusserklärung ihres Gipfels eine Steuer für Superreiche gefordert.
  • Grünen-Präsidentin Lisa Mazzone ist vom Vorhaben begeistert.
  • Bürgerliche warnen vor Standort-Nachteilen für die Schweiz.
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Eine Vermögenssteuer von mindestens zwei Prozent für alle Milliardäre soll eingeführt werden. So steht es zumindest in der Schlusserklärung des G20-Gipfels in Rio de Janeiro. Gemäss Brasiliens Präsident Lula da Silva sollen so 250 Milliarden Dollar jährlich zusammenkommen. Ein Plan, der in der Schweiz für sehr unterschiedliche, teils heftige Reaktionen sorgt.

Grüne wollen unbedingt mitmachen

Lisa Mazzone, Parteipräsidentin der Grünen, ist begeistert: «Die Schweiz muss unbedingt mitmachen», sagt sie gegenüber «CH Media». Sie weist darauf hin, dass das Vermögen in der Schweiz und weltweit extrem ungleich verteilt sei.

Lula da Silva G20
US-Präsident Joe Biden und Brasiliens Präsident Luiz Inácio Lula da Silva treffen sich am 19. November 2024, beim G20-Gipfel im Museum für Moderne Kunst in Rio de Janeiro, Brasilien. - keystone

Diese Ungleichheit behindere den Kampf gegen Armut und Klimawandel. «Wir Grüne setzen uns darum seit langem für eine stärkere Besteuerung insbesondere von hohen Vermögen ein», so Mazzone.

Auch bei der SP rennt Lula da Silva offene Türen ein. Co-Präsident Cédric Wermuth unterstützt die Steuer für Superreiche: «Das ist sicher richtig, die explodierende Ungleichheit ist das fundamentale Problem unserer Zeit».

Cédric Wermuth
Co-Parteipräsident Cédric Wermuth spricht am Parteitag der SP Schweiz, am 26. Oktober 2024, im Kongresszentrum in Davos. - keystone

Wermuths Parteikollege, Nationalrat Fabian Molina, sieht darin einen «überfälligen Schritt, um die grossen Probleme der Welt anzugehen: den Hunger und die Klimakrise.»

Bürgerliche glauben nicht an Steuer für Superreiche

Die bürgerlichen Parteien hingegen lehnen den Plan ab. FDP-Präsident Thierry Burkart argumentiert: «Statt eine Neiddebatte über die Verteilung des Kuchens zu führen, sollten wir mit einer liberalen Politik dafür sorgen, dass der Kuchen für alle grösser wird.»

Thierry Burkart
Thierry Burkart, Präsident der FDP Schweiz, spricht am Rande der FDP-Delegiertenversammlung im Centro Sportivo Nazionale in Tenero mit den Medien, am 19. Oktober 2024. - keystone

Burkart warnt davor, dass eine solche Steuer letztlich dazu führen könnte, dass reiche Steuerzahler auswanderten. Damit sinke die Attraktivität des Standorts Schweiz.

Ob der Vorschlag letztendlich umgesetzt wird, bleibt abzuwarten. SVP-Nationalrat Thomas Aeschi weist auf einen möglichen Stolperstein hin: «Die Regierung Trump macht bei diesem Projekt sicher nicht mit.»

Bund und Kantone wenig begeistert

Pascal Hollenstein von Bundesrätin Keller-Sutters EFD äussert sich vorsichtig zur Steuer für Superreiche: «Die Schweiz verfolgt die Diskussionen über die Besteuerung sehr vermögender Privatpersonen in der G20 aufmerksam». Er betont jedoch auch das Recht jedes Landes auf seine eigene Steuergestaltung.

Karin Keller-Sutter
Finanzministerin Karin Keller-Sutter beim Verlassen der Plenarsitzung des Internationalen Währungsfonds, während der Jahrestagung 2024 des IWF und der Weltbankgruppe in Washington, DC, am 25. Oktober 2024. - keystone

Der Zürcher Regierungsrat Ernst Stocker, Präsident der kantonalen Finanzdirektoren, weist darauf hin, dass die Schweiz bereits eine Vermögenssteuer habe. Diese bringe den Kantonen und Gemeinden jährlich rund neun Milliarden Franken ein.

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