FDP-Doyen Pascal Couchepin wirbt für SP-Kandidat Mathias Reynard

Das Wichtigste in Kürze
- Der ehemalige FDP-Bundesrat Pascal Couchepin wirbt im Wallis für einen linken Kandidaten.
- Er werde im 2. Wahlgang für SP-ler Mathias Reynard stimmen.
- Ziel: Der dominierenden CVP ihren zweiten Sitz abzujagen.
Es wäre eine Revolution: Seit 1863 stellt die CVP beide Walliser Ständeräte, mit Ausnahme einiger eingesprenkelter CSP-Vertreter. Nun könnte im zweiten Wahlgang Anfang November ein Sitz verloren gehen. Angeheizt wird der Wahlkampf durch eine ungewöhnliche Allianz, nachdem FDP-Nationalrat Philippe Nantermod seine Kandidatur zurückgezogen hat. Der ehemalige FDP-Bundesrat Pascal Couchepin wirbt jetzt für den SP-Kandidaten Mathias Reynard.
Der Doyen und der Rebell
Reynard war einst jüngstes Mitglied im Nationalrat und ist immer noch erst 32 Jahre alt. Politisch gross geworden ist er in der Juso. Dass Couchepin ihn unterstützt, mag deshalb erstaunen. Die Begründung des 77-Jährigen, warum er auf den politisch entgegengesetzten Pol setzt, klingt aber schlüssig.

Couchepin schlägt die CVP mit ihren eigenen Waffen und erinnert an den «esprit de Tavel», den Geist von Tafers FR. Im Hauptort des Sensebezirks tagte 1981 die Freiburger CVP und beschloss, sich selbst zu beschränken. Obwohl sie theoretisch die Mehrheit in der Kantonsregierung erreichen konnte, stellte sie nur zwei Kandidaten auf. Denn auch im Parlament hat die Freiburger CVP nicht die Mehrheit.
«CVP hat nicht Anspruch auf 2 Sitze»
Mit 35 Prozent Wähleranteil im Wallis sei es nicht fair, beide Ständeratssitze in der CVP zu behalten, findet nun Couchepin. «Jetzt muss man spontan die neuen Beziehungen akzeptieren», sagt Couchepin gegenüber «RTS» zwischen zwei Bissen Raclette. Damit kommt vor allem Marianne Maret unter Druck, die neu für die CVP in den Ständerat einziehen will. Der Oberwalliser CVP-ler Beat Rieder ist als Bisheriger dagegen unbestritten.

SP-ler Mathias Reynard hatte im ersten Wahlgang nur 3300 Stimmen Rückstand auf Maret und machte das beste Resultat aller Nationalrats-Kandidaten. Dass beide auch noch aus dem gleichen Tal stammen, macht den zweiten Wahlgang umso pikanter. Ebenfalls noch im Rennen sind die chancenlosen Kandidaten der Grünen und der SVP.
Dass Couchepin sich jetzt hinter einen SP-ler stellt, ist darum gar nicht so abwegig: Schon als Bundesrat machte er nie einen Hehl daraus, dass ihm die SVP nicht in den Kram passte.