Von Doris Leuthard wusste man es, von Johann Schneider-Ammann ahnte man es, jetzt ist es definitiv: Beide treten 2019 nicht zur Wiederwahl an. Was für Folgen hätte ein Doppelrücktritt? Die Auslegeordnung zeigt: Es ist kompliziert.
Kommt es wieder zur gemeinsamen Schlüsselübergabe, aber mit neugewählten Bundesräten? 2010 übergab Leuthard die Schlüssel zum WBF an Schneider-Ammann, und wechselte ins UVEK.
Kommt es wieder zur gemeinsamen Schlüsselübergabe, aber mit neugewählten Bundesräten? 2010 übergab Leuthard die Schlüssel zum WBF an Schneider-Ammann, und wechselte ins UVEK. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Nach dem angekündigten Rücktritt von Johann Schneider-Ammann aus dem Bundesrat liegt ein Doppelrücktritt in der Luft.
  • Dass er zusammen mit Doris Leuthard abtritt sei «extrem hypothetisch», warnt FDP-Ständerat Andrea Caroni.
  • Die Ersatzwahl von gleich zwei Bundesräten wäre voller Strategiespiele.
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Es wäre die logische Konsequenz: Wenn beide nicht mehr wollen, sollen sie doch auch gleichzeitig zurücktreten. Das Land würde es Doris Leuthard und Johann Schneider-Ammann danken, wenn der Politbetrieb nur einmal wochenlang durch eine Bundesratswahl lahmgelegt wäre.

Chaos vorprogrammiert

Natürlich könnten die beiden auch kurz nacheinander zurücktreten. Man wüsste ja auch dann: Es kommt noch ein zweiter Rücktritt. Die Kandidatensuche und -auswahl kann darauf Rücksicht nehmen. FDP-Ständerat Andrea Caroni aber warnt: Selbst wenn beide Ersatzwahlen am gleichen Tag stattfinden wird es taktisch enorm knifflig.

«Es gibt auch dann Strategiespiele. Je nachdem welche Wahl zuerst stattfindet und wie diese Wahl herauskommt, hat das Konsequenzen für die zweite Wahl.» Wird eine Frau gewählt, tritt für die zweite Wahl die Geschlechterfrage in den Hintergrund. Im umgekehrten Fall hätte dagegen in der zweiten Runde ein Mann geringere Chancen.

Frau gesetzt, Doppelrücktritt unwahrscheinlich

Kurz: «Es kommt auf jede Finesse an – das Spiel ändert sofort», sagt Caroni. So einen Showdown hält er aber sowieso für «extrem hypothetisch». Denn dazu müssten sich die Bundesräte absprechen. «Doppelrücktritte brauchen unheimlich grosses Vertrauen unter den Bundesräten, vor allem wenn es ein überparteiliches Duo ist.»

Zuversichtlicher ist Caroni bezüglich der Frauenfrage: «Das ist sicher ein Thema. Je nachdem, wer zuerst geht, hat es dann nur eine Frau im Bundesrat. Und die FDP hat sehr gute Frauen.» Dazu unten mehr.

Bei einem Doppelrücktritt wären hingegen Rochaden bei den Departementen einfacher. Simonetta Sommaruga könnte weg vom Justizdepartement – so man denn eine Sozialdemokratin Leuthards UVEK übernehmen lässt. Das EJPD wäre frei. Womit wir nun bei den Kronfavoritinnen bei der FDP wären.

Eine ist so gut wie gesetzt

An einer kommt man nicht vorbei: Karin Keller-Sutter, derzeit Ständeratspräsidentin. Als Regierungsrätin oft als «eiserne Lady» betitelt und als ex-Justizdirektorin prädestiniert für das EJPD. Sie hat bereits einmal kandidiert – gegen Schneider-Ammann. Seither hört man in der Wandelhalle immer wieder: «Tja, wenn der Entscheid doch nur anders ausgefallen wäre…».

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Die Bundesrätin Karin Keller-Sutter. - Keystone

Sollte sie nicht antreten, haben andere Chancen: Parteipräsidentin Petra Gössi, die Ambitionen zumindest nicht abstreitet. Doris Fiala, Zürcher Nationalrätin und eine der besten Netzwerkerinnen. Der eine oder andere Regierungsrat – so lange er nicht aus der Romandie stammt. Und was ist mit Andrea Caroni, Appenzeller Ständerat und Ziehsohn von Hans-Rudolf Merz? «Eine Antwort darauf gibt es dann, wenn konkret jemand zurückgetreten ist», meint dieser vielsagen zu Nau.

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