Die Wogen gingen hoch, als die CVP ihre Vergleichs-Kampagne startete. Diese sorgt nicht nur bei der Konkurrenz, sondern auch in den eigenen Reihen für Empörung.
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Erster Treffer bei der Google-Suche nach dem Namen Petra Gössi, Parteipräsidentin FDP, ist kandidaten2019.ch. In mehreren Kantonen haben CVP und FDP eine Listenverbindung. - Screenshot Google

Das Wichtigste in Kürze

  • Neue CVP-Töne: Pointierte Aussagen, im direkten Vergleich mit der politischen Konkurrenz.
  • Die neue Vergleichs-Kampagne sorgt für rote Köpfe: Bei Listenpartnern und Mitgliedern.
  • Trotz der internen Kritik: Die Kampagne sei sachlich und fair, finden CVP-Politiker.
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Einen derart aggressiven Ton war sich die Schweiz von der CVP nicht gewohnt. Der Aufschrei war deshalb gross, als die Christdemokraten ihre Negativ-Kampagne lancierten.

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Die Kampagne der CVP vergleicht Positionen einzelner Kandidaten mit der CVP-Position. Hier am Beispiel von FDP-Nationalrat Christian Wasserfallen. - keystone/screenshot

Die CVP erklärt anhand von Kandidaten der Konkurrenz, warum man diese nicht wählen sollte – dafür die CVP-ler. Für viele Betroffene ein Affront. Die CVP-Kampagne sei – in den Worten von FDP-Chefin Petra Gössi – «unterste Schublade».

Listenpartner von CVP vor den Kopf gestossen

Besonders bitter schmeckt die Kampagne in jenen Kantonen, in denen die CVP auf Kooperationen mit anderen Parteien setzt. Beispielsweise in Luzern. Die CVP-Ständeratskandidatin Andrea Gmür geht dort gemeinsam mit FDP-Kandidat Damian Müller auf Stimmenfang. Auch Müller ist Zielscheibe der CVP-Kampagne.

Für Karin Stadelmann, Präsidentin der CVP Luzern, kam die nationale Kampagne überraschend. Sie wurde von der nationalen Kampagne überrumpelt. Sie passe nicht zur Luzerner CVP.

«Die CVP Luzern hat ihre Anliegen und ihre kritische Haltung bei der CVP Schweiz aktiv eingebracht», erklärt Stadelmann. Man sei im Austausch und passe die Vergleichskampagne aktuell an. Konkret sollen die FDP-Listenverbindungs-Kandidaten von der Aktion ausgenommen werden.

Alois Gmür war im ersten Moment «empört»

Eine Listenverbindung hat die CVP auch im Kanton Schwyz, dort mit der GLP. Der Schwyzer CVP-Nationalrat Alois Gmür sagt: «Anfänglich war ich empört.» Er habe erst von seinen Fraktionskollegen im Nationalratssaal von der Aktion erfahren. Erst später habe er gemerkt, dass niemand persönlich diffamiert werde.

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Den Schwyzer CVP-Nationalrat Alois Gmür. - Keystone

In Graubünden existiert eine Listenverbindung mit der FDP. Nationalrat Martin Candinas gibt zu: «Die CVP hat mit dieser Kampagne sicher Neuland beschritten.» Die Positionen der Konkurrenz würden zwar etwas überspitzt, aber korrekt aufgenommen. Die negativen Reaktionen der Polparteien seien deshalb völlig unverständlich.

Marianne Binder hält Reaktionen für übertrieben

Auch im Kanton Aargau, wo Marianne Binder die CVP präsidiert, haben CVP und GLP eine Listenverbindung. Die Kampagne sei «zugegeben pointiert, aber nie diffamierend». Inhaltlich sei sie harmlos.

Sie findet die Reaktionen deshalb übertrieben. «In jeder Arena-Debatte geht es ja zehnmal angriffiger zu und her.» Niemand könne behaupten, dass die CVP etwas Falsches sage.

Kein Verständnis hat sie darum für FDP-Nationalrat Marcel Dobler, der twitterte: «Die CVP öffnet den Giftschrank und packt das Senfgas aus.» Binder: «Der Mann soll einmal ein Geschichtsbuch lesen, bevor er solche Vergleiche anstellt.»

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