Bundeshaus: Alexander Tschäppät hat mehr Respekt verdient

Das Wichtigste in Kürze
- Die Verwaltungsdelegation verbietet YB die Benutzung des Bundeshaus-Balkons.
- Dass sie Alex Tschäppäts letzten Wunsch abschlagen, begründen die Politiker mit Sicherheitsbedenken.
- Das ist fadenscheinig. Ein Kommentar.
YB ist Meister. Bern im Ausnahmezustand. Und nun trauert die Bundesstadt um ihren grössten Politiker. Am Freitagabend erlag Ex-Stapi Alexander Tschäppät im Alter von erst 66 Jahren seinem Krebsleiden.
Der Stadtvater redete nicht gerne über seine Krankheit. Aber er wusste seit Monaten, dass er nicht mehr lange zu leben hat. Im letzten Gespräch mit Nau klagte er über Müdigkeit. Aber den Meistertitel wolle er unbedingt noch erleben. Und: Falls irgendwie möglich auch eine Feier auf dem Bundesplatz.

Diese sei nach 32 Jahren des Wartens nur dann «würdig», wenn die Fussball-Helden den Pokal der Menge vom Bundeshaus-Balkon zeigen dürfe. Er sagte offen: Ja, es wird schwierig, dafür eine Bewilligung zu erhalten. Aber, so Tschäppät sinngemäss: Wo ein Wille ist, da ist auch ein Weg.
Fadenscheinige Begründung der Verwaltungsdelegation
Dieser Wille ist bei den zuständigen Politikern nicht vorhanden. Die von Nationalratspräsident Dominique de Buman (CVP, FR) und Ständeratspräsidentin Karin Keller-Sutter (FDP, SG) geführte Verwaltungsdelegation lehnte das Gesuch praktisch mit Tschäppäts letztem Atemzug ab.
Die fadenscheinige Begründung: Es habe Kabel auf dem Balkon. Und: Die Brüstung sei nicht hoch genug. Mit Verlaub: Das sind billige Ausreden. Richtig ist nur, dass die legendäre Brüstung selten verwendet wird. Zuletzt geschah dies im Jahr 1945 als General Henri Guisan die Schweizer Armee nach dem 2. Weltkrieg in den Frieden entliess. Auf Bildern von damals deutlich zu sehen: Auf dem Balkon haben problemlos dutzende Menschen Platz.
Kabelsalat hin oder her: Ein paar Platten und ein kleines Gerüst hätten gereicht, um das Gesuch von YB bewilligen zu können, meinte Tschäppät Mitte März. Für die Kosten dafür wäre der Fussballclub wohl sogar gerne selbst aufgekommen.
2006 wurde die Bewilligung erteilt
Beweis gefällig? Vor zwölf Jahren reservierte «Tschäppu» den Balkon für die Feier nach dem Cupfinal. Und erhielt die Bewilligung. Das Fest fiel nur ins Wasser, weil YB gegen den FC Sion verlor. Die Gegner der Bewilligung argumentierten damals aber wenn schon ehrlich.

Der heutige Walliser Regierungsrat Christophe Darbellay sagte, man habe den Balkon noch nie für einen «solch profanen Anlass» zur Verfügung gestellt, «weder für einen Turnverein noch für den Gemischtenchor Oberägeri».
Höchster Schweizer de Buman macht sich zum Buhmann
Was der Sion-Fan damit sagen will: Das Bundeshaus gehört der ganzen Schweiz und nicht nur den Bernern. Diese Argumentation gegen eine YB-Nutzung ist durchaus legitim. Mit der fadenscheinigen Begründung aber macht sich Dominique de Buman in Bern zum Buhmann. Und auch Ständeratspräsidentin Keller-Sutter wird sich in der Fanszene kaum neue Freunde gemacht haben.

Die Berner dürfen nun kurz den Kopf schütteln. Und am Pfingstsonntag die grösste Party seit Jahrzehnten feiern. Tschäppät würde es auch so freuen. Oder wie Adolf Ogi nach dessen Tod zu Nau sagte: «Der liebe Gott wird sich freuen, dass er die YB-Meisterfeier mit Andy Rihs und Alexander Tschäppät verfolgen darf.»
