Der Regisseur und Komiker Terry Gilliam feiert seinen 80. Geburtstag in seinem Zuhause in London. In einem Interview spricht er über vergangene Zeiten.
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Terry Gilliam am Filmfestival in Cannes (F). - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Terry Gilliam feiert den 80. Geburtstag im Lockdown in London.
  • Der US-Amerikaner gehörte zur Komikertruppe Monty Python.
  • Zudem ist er der Regisseur von vielen Kultfilmen wie «12 Monkeys».
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Mit der britischen Komikertruppe Monty Python sorgte der gebürtige US-Amerikaner Terry Gilliam für unzählige Lacher. Als Regisseur drehte er Kultfilme wie «Angst und Schrecken in Las Vegas» und «12 Monkeys». Mit 80 Jahren lacht er immer noch über so ziemlich alles.

Einer von Terry Gilliams populärsten Filmen wirkt in diesen Zeiten auf unheimliche Weise aktuell.

In dem dystopischen Science-Fiction-Thriller «12 Monkeys» aus dem Jahr 1995 bedroht ein gefährliches Virus in der Zukunft die gesamte Menschheit. Deshalb leben die Menschen im Untergrund – quasi in einer Art Lockdown.

«Wollen Sie damit sagen, dass es meine Schuld ist?», scherzt Terry Gilliam im Zoom-Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur. «Es lag immer in der Luft, dass eine Pandemie kommen wird, und jetzt ist es schliesslich passiert.»

Geburtstag im Lockdown

Und so verbringt der Regisseur seinen 80. Geburtstag im Lockdown zuhause in London. «Ich bin alt, aber sonst ist alles gut», sagt er bestens auflegt und lacht.

«Laut der Statistik müsste ich schon tot sein, jedenfalls was Covid angeht. Aber ich bin nicht tot.» Seine lebendige Art und sein ansteckendes Lachen lassen den früheren Monty Python-Komiker deutlich jünger wirken als 80.

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Terry Gilliam muss seinen Geburtstag im Lockdown verbringen. - Keystone

Am 22. November 1940 kam Terrence Vance Gilliam in Minneapolis zur Welt. Als Teenager zog er mit seiner Familie nach Los Angeles. Dort hatte er in den 60ern oft Ärger mit der Polizei – wegen seiner langen Haare, meint Terry Gilliam.

«Das hiess, dass man ein Drogendealer oder -süchtiger sein musste, der wahrscheinlich vom Geld eines reichen Mädchens lebt.» Doch der studierte Politikwissenschaftler verdiente sein Geld damals mit Werbung, als Comic- und Trickfilmzeichner.

Umzug nach London und Start von Monty Python

Eine ausgedehnte Rundreise durch Europa war der Beginn seiner tiefen Leidenschaft für den Kontinent. 1967 siedelte er nach London über. «Die einzige Sprache, die ich sprach, war Englisch», erzählt er schmunzelnd.

«Das dachte ich zumindest. Als ich hier ankam, hab ich festgestellt, dass ich Amerikanisch spreche. Das ist was Anderes.»

Sein späterer Monty Python-Kollege John Cleese vermittelte ihm einen Job bei der BBC. Dort traf er die zukünftigen Pythons Eric Idle, Terry Jones und Michael Palin. Als die TV-Serie «Monty Python's Flying Circus» 1969 debütierte, kreierte Gilliam als Zeichner die ikonischen Animationen. Dies bevor er - nach Graham Chapman - sechstes Mitglied der Truppe wurde.

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Die Komiker-Truppe Monty Python. Unten von links: Terry Jones, John Cleese und Michael Palin. Oben von links: Graham Chapman, Eric Idle und Terry Gilliam. - Keystone

«Es war eine grossartige Zeit, weil wir die Kontrolle darüber hatten, was wir machen wollten», schwärmt Terry Gilliam. «Wir waren sechs Typen, die gemeinsam gearbeitet haben. Die ihren Spass daran hatten witzig zu sein, interessant, schockierend und manchmal anstössig.

Wir haben all das gemacht, was man heute nicht mehr machen soll. Und wir haben uns ständig gestritten. Aber wir waren alle schlau genug, um zu erkennen, dass es gerade wegen der Spannungen so gut funktioniert hat. Weil jeder das Talent der anderen respektiert hat.»

Bei der Produktion von «Monty Python's Flying Circus» lernte Terry Gilliam die Kostümdesignerin Maggie Weston kennen. Seit 1973 ist er mit ihr verheiratet. Das Paar hat zwei Töchter und einen Sohn.

«Habe nie gelernt, wie man Filme macht»

Monty Python drehten auch Kinofilme, darunter der Klassiker «Das Leben des Brian». Die Satire auf religiösen Dogmatismus erzürnte Ende der 70er Jahre die Kirche. Könnte so ein Film heute noch gemacht werden?

«Ich finde sogar, die Leute müssten das heute machen», fordert Gilliam, der für überhöhte Empfindlichkeit nichts übrig hat. «Die Leute sind schon immer verärgert gewesen.

Es ist doch kein Problem, dass man gelegentlich verärgert oder beleidigt ist. Das ist völlig unbedeutend. Ich finde, dass Humor das Wichtigste ist.»

Monty Python
Eric Idle, John Cleese, Terry Gilliam, Michael Palin und Terry Jones - Meister des absurden Humors. - dpa

Die Monty Python-Komödie «Die Ritter der Kokosnuss» war 1975 der erste Kinofilm, bei dem Terry Gilliam Regie führte. Später schuf er als Regisseur und Drehbuchautor Filmklassiker wie «Time Bandits» (1981) und «Angst und Schrecken in Las Vegas» (1998). Visionäre Filme, die zunächst nicht unbedingt grosse Kassenschlager waren, heute aber Kultstatus geniessen.

«Ich habe nie gelernt, wie man Filme macht», gibt Gilliam zu. «Ich hab vieles vorgetäuscht und vielen Leuten was vorgemacht. Ich lerne immer noch.»

Terry Gilliam will kein US-Staatsbürger werden

Aus Ablehnung der damaligen US-Regierung von George W. Bush und aus steuerlichen Gründen legte Gilliam 2006 seine US-Staatsbürgerschaft ab. Auch während der zehnjährigen Probezeit überlegte er es sich nicht anders.

«Nicht für eine Minute» habe er das jemals bereut, sagt er, obwohl es einen Haken gab. «Als die Probezeit 2016 zu Ende ging, wurde ich zu 100 Prozent Brite, für mich hiess das: zu 100 Prozent Europäer. Aber dann kam der Brexit. Der Witz nimmt kein Ende.»

Seinen bislang letzten Film «The Man Who Killed Don Quixote» stellte er 2018 fertig. Die Arbeit daran hatte schon 1989 begonnen. Der erste Dreh mit Jean Rochefort und Johnny Depp wurde 1998 wegen zahlreicher Probleme aber abgebrochen.

Selbstironie und grosse Portion Humor

2002 erschien ein Dokumentarfilm über das gescheiterte Projekt, doch Gilliam blieb hartnäckig. Er drehte den Film schliesslich mit Jonathan Pryce und Adam Driver. «Wenn ich eine gute Idee habe, bin ich davon besessen», sagt er. «Dann mache ich Dinge, die ich nicht tun würde, wenn ich intelligenter wäre.»

Terry Gilliam
Terry Gilliam findet Humor das Wichtigste. - Keystone

In fast allem, was der Regisseur und Komiker sagt, schwingt eine grosse Portion Humor und Selbstironie mit. «Wenn ich nicht mehr über die wirklich wichtigen Dinge lachen kann, dann könnte ich auch tot sein», sagt er. «Für mich ist der Tod ein grosser Witz. Solange ich lache, bleibt er mir fern, denn der Tod hat keinen Sinn für Humor.»

Terry Gilliam will weiter Filme drehen, doch vorerst arbeitet er an einem Buch mit seinen Storyboard-Illustrationen. «Dabei ist mir plötzlich aufgefallen, dass ich ein oder zwei sehr gute Filme gemacht habe», sagt er lachend. «Es wäre schön, wenn die Leute das später über mich sagen: 'Er hat ein oder zwei sehr gute Filme gemacht.'»

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