Zürcher Krawallnacht: Polizei soll Unschuldige festgenommen haben

Das Wichtigste in Kürze
- Bei der Krawallnacht in Zürich wurden 17 Personen festgenommen, 14 wieder freigelassen.
- Zwei von ihnen verlangen in einem Beschwerdebrief eine Entschuldigung der Polizei.
- Julia S. und Alexandra P. behaupten, gar nicht Teil der Demo gewesen zu sein.
Anfang April zieht ein linksextremer Mob durch Zürich. Die Randalierer greifen Polizisten an, schlagen Scheiben ein, beschmieren Fassaden mit Parolen.
17 Personen nimmt die Polizei fest, 14 werden noch am selben Abend wieder auf freien Fuss gesetzt. Zwei der Betroffenen fordern dafür nun in einem Beschwerdebrief «eine offizielle Entschuldigung» der Polizei. Sie behaupten, nicht Teil der Demo gewesen zu sein.
Von der Bar in den Polizeikessel
Julia S. und Alexandra P. sind in der Krawallnacht in der Nähe der Langstrasse unterwegs. Ihren Angaben zufolge gingen sie gemeinsam Essen und danach auf einen Drink in eine Bar.
Auf dem Heimweg geraten die beiden gegen 23 Uhr dann in einen Polizeikessel. «Plötzlich waren wir umzingelt von behelmten Polizisten», sagt Julia S. gegenüber dem «Tagesanzeiger».
«Wir versuchten mehrmals, gegenüber der Polizei zu belegen, dass wir nichts mit der Demonstration zu tun haben», sagt sie. Dabei machen sie auch auf ihre Kleidung aufmerksam: Plateuschuhe, ein langer schwarzer Rock, eine silberne Kapuzenjacke – durchaus ein Unterschied zur Garderobe der grösstenteils vermummten Chaoten.
Nützt alles nichts, die beiden Frauen werden nach einer halben Stunde abgeführt. Bilder davon landen sogar bei «TeleZüri» – gezeigt über der Unterschrift «Chaoten».
Julia S. und Alexandra P. kommen schliesslich in einer Zelle auf dem Polizeiposten im Kreis 5. Insgesamt seien sie «fast vier Stunden» festgehalten worden.
Polizei sah «begründeten Anfangsverdacht»
Die Stadtpolizei rechtfertigt sich gegenüber der Zeitung: «Die Einkesselung war gerechtfertigt», sagt Polizeisprecherin Judith Hödl. Die Festnahmen seien aufgrund eines «begründeten polizeilichen Anfangsverdachts» erfolgt.
Manche Teilnehmende der Demonstration hätten sich unter die Partygänger gemischt. Zudem habe die Polizei bei kontrollierten Personen aus dem Polizeikessel Demo- und Vermummungsmaterial sicherstellen können.
Wurden Sie schon einmal von der Polizei abgeführt?
Vor Ort seien keine eingehenden Personenkontrollen möglich gewesen, so die Sprecherin. Dies, weil Einsatzkräfte immer wieder mit Flaschen beworfen worden seien. Zudem habe man vorab nichts von der Demo gewusst, die Kontrollaktion sei daher spontan abgelaufen.
Zu konkreten Fragen zu Alexandra P. und Julia S. nimmt die Polizei gegenüber der Zeitung keine Stellung. Hödl versichert aber, dass alle Beschwerden sorgfältig geprüft würden.