Weniger Beschwerden bei Zürcher Ombudsstelle im Corona-Jahr

Wegen der pandemiebedingt leeren Züge gingen 2020 lediglich 136 Beschwerden ein, die den ZVV betrafen. Das sind 90 Reklamationen weniger als im Vorjahr, wie Ombudsmann Jürg Trachsel in dem am Mittwoch veröffentlichten Tätigkeitsbericht schreibt.
Aber auch im Corona-Jahr galt, dass das Ticket vor der Fahrt gelöst werden muss. Wer kein gültiges Ticket hatte, dem half auch der Gang zum Ombudsmann nichts.
Belastungen durch die Corona-Pandemie wie etwa Existenzängste führten hingegen dazu, dass Beschwerdeführer ungehaltener, gereizter und dünnhäutiger auftraten. Dies bekamen etwa die Mitarbeitenden der Regionalen Arbeitsvermittlungszentren (RAV) zu spüren, wo Betroffene beispielsweise unüblich schnell einen Beraterwechsel verlangten.
Um Beschwerden, die direkt mit der Pandemie zu tun hatten, musste sich der Ombudsmannn unter anderem bei verschiedenen Eingaben aus der Justizvollzugsanstalt (JVA) Pöschwies kümmern. Kritisiert wurde beispielsweise, dass alle Insassen zur gleichen Zeit im Speisesaal essen und dabei mit nur wenigen Zentimetern Abstand sitzen.
Angesichts der Ausnahmesituation, der deutlichen Mehrbelastung vieler Verwaltungszweige und der Gereiztheit vieler Einwohnerinnen und Einwohner ist die Ombudsstelle aber zufrieden mit ihrer Arbeit. Fehler hätten behoben und Missverständnisse ausgeräumt werden können.
Insgesamt gingen im vergangenen Jahr 774 neue Fälle ein (Vorjahr: 819). 820 Fälle konnten abgeschlossen werden, 109 waren Ende des Jahres noch pendent. Wie lange ein Verfahren dauert ist sehr unterschiedlich. Einige können in wenigen Stunden erledigt werden, andere dauern Jahre. So stammt der älteste Fall aus dem Jahr 2015.
Bei der anfangs Mai 2019 installierten Online-Korruptionsmeldestelle «Integrity Line» gingen im vergangenen Jahr 18 Meldungen ein. Bei dieser Stelle können sich Whistleblower anonym an die Ombudsstelle wenden und mutmassliche Missstände melden.