Kreislaufwirtschaft soll in Zürcher Verfassung verankert werden

Das Wichtigste in Kürze
- Der Kanton Zürich befürwortet den Gegenvorschlag zur Kreislaufwirtschaft.
- Dieser geht noch weiter als die Initiative, die auf Privathaushalte fokussiert.
- Es geht darum Regelungen in der Baubranche zu schaffen.
Der Kantonsrat hat entschieden, die «Kreislauf-Initiative» der Jungen Grünen abzulehnen und dafür den Gegenvorschlag der Regierung zu unterstützen. Dieser Gegenvorschlag hat die gleiche Stossrichtung wie die ursprüngliche Initiative, geht dabei aber sogar noch etwas weiter.
Ob die Jungen Grünen ihr Anliegen nun zurückziehen oder beide Vorlagen vors Volk kommen, ist offen. Abgestimmt wird aber ohnehin, weil bei Verfassungsänderungen immer das Volk entscheiden muss. Der Urnengang wird spätestens am 25. September 2022 stattfinden.
Nicht nur auf Privathaushalte fokussieren
Der Unterschied zwischen Initiative und Gegenvorschlag: Die Jungen Grünen konzentrieren sich bei ihrer Initiative grösstenteils auf Privathaushalte; etwa mit dem Thema Food Waste oder dem Vermeiden von Verpackungen. Sie wollen ressourcenschonenden Konsum und die weitgehende Kreislaufwirtschaft in der Verfassung verankern.

Dem Grünen Baudirektor, der den Gegenvorschlag ausarbeitete, ging das aber zu wenig weit. Denn nicht die Privathaushalte sind für den grössten Haufen Abfall verantwortlich, sondern die Bauwirtschaft.
Von den drei Tonnen Abfall pro Kopf und Jahr stammt nur ein Viertel von den Haushalten. Der Gegenvorschlag ist deshalb breiter formuliert und konzentriert sich nicht primär auf die Haushalte.
Der «ressourcenschonende Konsum» ist im regierungsrätlichen Gegenvorschlag deshalb nicht mehr enthalten. Stattdessen beinhaltet diese Version: Kantone und Gemeinden sollen «Massnahmen zur Vermeidung von Abfällen sowie zur Wiederverwendung und stofflichen Verwertung von Materialien und Gütern treffen».
Kanton Zürich als Pionier
Egal ob zu Initiative oder Gegenvorschlag: sagt das Volk Ja, wird Zürich zum ersten Kanton, der die Kreislaufwirtschaft in der Verfassung verankert. Für die Umsetzung braucht es dann noch die eigentlichen Regelungen. Wie etwa ein Anreizsystem für Recyclingbeton oder die Vorgabe, dass Gemeinden Plastik sammeln müssen. Doch der Verfassungsartikel gibt die Richtung vor.
Selbst die SVP, die sonst eher nicht mit grünen Anliegen auffällt, stimmte am Montag für den Gegenvorschlag. Dieser Regierungsvorschlag sei angemessen und ausgewogen, sagte Christian Lucek (Dänikon). «Die meisten Abfälle fallen tatsächlich in der Bauwirtschaft an. Es ist deshalb korrekt, den Fokus darauf zu legen.»
Auch die FDP fand, dass es dort dringend mehr Anstrengungen braucht. Der Gegenvorschlag mache den Gemeinden die Kreislaufwirtschaft zur Aufgabe, sagte Barbara Franzen (Niederweningen).
Das Kommitee freut sich über die Unterstützung zum Thema Kreislaufwirtschaft
Benjamin Walder (Grüne, Wetzikon) ist Mitglied des Initiativ-Komitees und begrüsste es ausdrücklich, dass «unser Kernanliegen von allen Parteien unterstützt wird». Und es sei natürlich schön, dass ihre Initiative allen zu wenig weit gehe. Im Gegenvorschlag fehle nun zwar der individuelle Konsum, aber der Fokus auf die Bauwirtschaft sei «natürlich auch gut».
Ziel der Kreislaufwirtschaft ist es, den Abfallberg so klein wie möglich zu halten. Dies ist gut für den Klimaschutz. Es schont in der Baubranche die nicht erneuerbaren Energien wie Kies und die Landschaft, weil keine Deponien gebaut werden müssen.
Möglichkeiten, um den Abfallberg so klein wie möglich zu halten, sind Recycling von Baustoffen. Aber auch Betonelemente aus dem 3D-Drucker, Recyclingbeton oder Bauen mit Holz.