

Zuger Parlament gibt Geld für Sprachaustausch

Die Staatswirtschaftskommission (Stawiko) wollte den Beitrag für den Sprachaustausch aus dem Programm streichen, der Rat aber hielt mit 65 zu 9 Stimmen bei 1 Enthaltungen daran fest. Der Nachtragskredit war Teil des Programms Zug+, mit dem der Regierungsrat in die wirtschaftliche Erholung und nachhaltige Entwicklung investiert. Darin sind zehn Projekte enthalten, neben dem Sprachaustausch geht es etwa um Cybersecurity, ÖV oder den Arbeitsmarkt.
Weil Zuger Primar- und Sekschüler im Französisch nicht nur ungenügend sondern auch zu wenig motiviert sind, will die Regierung ihnen mit einem Sprachaustausch auf die Sprünge helfen. Die Stawiko bezweifelte, ob ein solcher Austausch förderlich für die Motivation sei.
«Der Regierungsrat will uns weismachen, dass mit dem Sprachaustausch durch Ortsverschiebung die Lernziele plötzlich erreicht werden können», sagte Stawiko-Präsident Andreas Hausheer (CVP). Mit einer Ablehnung würden mit den Folgekosten insgesamt 1,3 Million Franken für die kommenden Jahre nicht automatisch bewilligt.
Für den Beitrag sprach sich die CVP aus. Ihre Sprecherin Manuela Käch sagte, Französisch sei eine der Landessprache, der Zugang zu ihr solle auf vielfältige Weise ermöglicht werden. Es gehe um mehr als um Konjugieren und Vokabular lernen. Die Jugendlichen sollen Freude an der Sprache erhalten und eine neue Kultur kennenlernen.
«Wenn einem Kanton Zug gerade in der Pandemie der nationale Zusammenhalt 300'000 Franken nicht mehr wert ist, dann stimmt etwas nicht», sagte auch Philip C. Brunner (SVP). Seine Fraktion sei mehrheitlich dagegen, den Beitrag zu streichen.
Solche Austausche würden auch helfen, Hemmschwellen abzubauen, wusste Martin Schuler (SVP), der aus eigener Erfahrung berichtete. «Lassen wir die jungen Menschen die schöne Schweiz erleben», appellierte Michael Arnold (FDP) an seine Ratskollegen.
Für die Streichung eingesetzt hatte sich Oliver Wandfluh (SVP). Wenn man die Sprachkompetenzen der Schülerinnen und Schüler verbessern wolle, solle Zug lieber in andere oder mehr Französischstunden investieren. Das Modell des spielerischen Erlernens einer Sprache falliere, sagte auch Andreas Hausheer (CVP).
Der Sprachaustausch allein sei keine hinreichende Massnahme, um Lernziele zu erreichen, sagte Bildungsdirektor Stephan Schleiss (SVP). Wer allerdings motivierter an eine Sache herangehe, sei dabei auch eher erfolgreich.
Stärker umstritten war ein weiterer Nachtragskredit über 400'000 Franken für Förderung und Erhalt der Arbeitsmarktfähigkeit zur Nach- und Höherqualifizierung von Arbeitnehmenden. Die FDP wollte diesen Beitrag streichen, um keiner Gratismentalität Boden zu bereiten. Lebenslanges Lernen liege in der Verantwortung eines jeden einzelnen.
Die Regierung wolle mit dem Projekt schauen, in welchen Berufsfeldern es Veränderungsprozess gebe und ob diese von der Wirtschaft gestemmt werden können, ohne staatliche Eingriffe. Mit 51 zu 24 Stimmen beliess der Rat auch diesen Beitrag im Paket.
Den Zwischenbericht zum Projekt nahm der Kantonsrat zur Kenntnis mit 63 zu 6 Stimmen, nicht aber ohne darüber geflissentlich gestritten zu haben. So gab es etwa Kritik seitens der Stawiko am Vorgehen, einzelne Projekte mit Mitteln aus dem Lotteriefonds vorzufinanzieren. Es habe einzelne, sehr gute Projekte, es habe aber auch Projekte, mit denen die SVP nicht einverstanden sei, sagte deren Sprecher.
«Wir dürfen trotz guter Rechnungsabschlüsse nicht einer frohlockenden Gratismentalität verfallen», sagte die FDP. Die Finanzierbarkeit und die Folgekosten seien zu prüfen, es fehle bei einzelnen Projekten das Preisschild.
Die ALG bemängelte, das Programmpaket sei nicht gut abgesprochen, und nicht mehr innovativ. Es seien «ohnehin-Projekte» in Zug+ neu verpackt, das reiche nicht, um Zug neben den Steuern nachhaltiger, familienfreundlicher oder sozialer zu positionieren. Dagegen wehrte sich Finanzdirektor Heinz Tännler (SVP). Die Projekte seien im Austausch erarbeitet worden und ein Resultat des Machbaren.