In den letzten Wochen war die Trinkwasserqualität bezüglich Fungizid und Chlorothalonil ein grosses Thema. Die Gemeindewerke und der Gemeinderat informieren zur Situation in Villmergen AG.
Bullauge der Drucktüre des Reservoirs Bergmättli Villmergen.
Bullauge der Drucktüre des Reservoirs Bergmättli Villmergen. - Gemeindewerke Villmergen
Ad

Was ist Chlorothalonil und wie wird es eingesetzt?

Chlorothalonil ist ein Pestizid-Wirkstoff, der in Pflanzenschutzmitteln seit den 1970er-Jahren gegen Pilzbefall als sogenanntes Fungizid zugelassen ist. Er wird vor allem im Ackerbau eingesetzt.

Das Pflanzenschutzmittel war und ist nach wie vor zum Einsatz zugelassen. Bis im Frühjahr dieses Jahres war Chlorothalonil im Zusammenhang mit dem Trinkwasser in der Schweiz kein Thema.

Neuer Richtwert

Das Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen BLV legt mit Weisung vom 8. August 2019 erstmals eine Höchstwertkonzentration von Chlorothalonil im Trinkwasser fest. Der Wert beträgt 0.1 Mikrogramm pro Liter.

Die kantonale Lebensmittelkontrolle konkretisiert mit Schreiben vom 22. August 2019, dass Trinkwasser mit einer Chlorothalonilsulfonsäure-Konzentration von mehr als 1.0 Mikrogramm pro Liter (10-fache Höchstwertüberschreitung) als stark verunreinigt gilt. Diese Neubeurteilung stellt betroffene Wasserversorgungen vor neue Herausforderungen.

So wird von heute auf morgen ein bislang wenig beachteter Fremdstoff im Trinkwasser plötzlich zum ernstzunehmenden, kritischen Inhaltsstoff mit verbindlichem Höchstwert.

Messpunkte und -ergebnisse in Villmergen

Das Trinkwasser wurde neu auch auf diesen Inhaltsstoff untersucht: Zum einen im Trinkwasser an verschiedenen Orten, welches an die Kundinnen und Kunden geliefert wird. Zum anderen an den Produktions- und Bezugsstätten.

Die Wasserversorgung Villmergen hat im Rahmen der regelmässigen Selbstkontrolle die Neubeurteilung berücksichtigt. Das Messresultat vom 4. September 2019 des kantonalen Amts für Verbraucherschutz AVS, Abteilung Lebensmittelkontrolle, zeigt, dass Massnahmen ergriffen werden müssen.

Der Chlorothalonil-Wert des an die Kundinnen und Kunden gelieferten Trinkwassers liegt bei 0.19 Mikrogramm pro Liter (0.00000019 Gramm pro Liter). Von der gesamten Wasserbeschaffung Villmergen stammen 65 % aus den Grundwasserpumpwerken Kreuzester und Unterzelg.

Das Pumpwerk Kreuzester ist das Hauptstandbein der Villmerger Wasserversorgung und zurzeit unentbehrlich. Die beiden Pumpwerke weisen laut den kantonalen Messresultaten vom 4. September 2019 folgende Werte aus: Kreuzester 0.87 und Unterzelg 0.24 Mikrogramm pro Liter.

Bei der restlichen Beschaffung (Bezug ab eigenen Quellen sowie Einkäufe aus Wohlen und Seengen) werden die Höchstwerte nicht überschritten.

Massnahmen

Die Wasserversorgung hat unverzüglich die folgenden Massnahmen eingeleitet:

- Die Nutzung des Pumpwerks Kreuzesters wurde soweit möglich zurückgefahren und der Einkauf von Wohlen auf das vertragliche Maximum erhöht.

- Das Trinkwasser wird weiterhin laufend beprobt.

- Bauliche, steuerungstechnische und vertragliche Massnahmen werden geprüft und wenn möglich zielführend umgesetzt.

Es ist davon auszugehen, dass die verschiedenen Massnahmen zu Wasserpreiserhöhungen führen können. Die Landwirtschaft wird ersucht, auf den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln mit dem Inhaltsstoff Chlorothalonil zu verzichten.

Die Trinkwasserressourcen müssen stärker vor schädlichen Fremdstoffen aus Landwirtschaft und Haushalten geschützt werden. Die Gemeindewerke werden wie bis anhin über die Ergebnisse der Trinkwasserkontrollen transparent informieren.

Die Wasserversorgung tut weiterhin alles, um Trinkwasser als Lebensmittel sicherzustellen.

Ad
Ad

Mehr zum Thema:

LebensmittelVillmergen