

Karin Koch Sager, Bestatterin: «Bei uns wird auch viel gelacht»

«Nach dem ersten Lockdown, sind auch wir wie viele andere etwas erstarrt. Wir wussten nicht, was auf uns zukommt», blickt Karin Koch Sager auf das letzte Jahr zurück. Die Bestatterin und Trauerbegleiterin hat das Bestattungsinstitut KOCH in Wohlen mit ihrer Schwester vor 15 Jahren von den Eltern übernommen.
Nachdem ihre Schwester 2020 in den Ruhestand trat, ist Karin Koch Sager heute alleinige Geschäftsführerin. In ihrer täglichen Arbeit wird sie von ihrem acht- bis zehnköpfigen Team unterstützt.
Viele Negativschlagzeilen und Bilder von Verstorbenen in anderen Ländern prägten das Corona-Jahr 2020. «So, wie es in diesen Ländern zu sehen war, ist es bei uns nicht eingetroffen. Nach dem ersten Lockdown hatten wir praktisch keine Verstorbenen, die mit Corona gingen», sagt sie. Auch der Sommer sei in ihrem Bestattungsinstitut sehr ruhig verlaufen.

Viele Verstorbene mit Corona erreichten hohes Alter
Dann kam der zweite Lockdown. «Den November, Dezember, Januar haben wir zu spüren gekriegt. Hier hatten wir mehr Verstorbene, die mit Corona von uns gegangen sind. Zu 95 Prozent sprechen wir aber auch von Verstorbenen in Alter zwischen 80 und 100 Jahren», erklärt die Bestatterin.
Die Verstorbenen hatten laut Bestatterin im Durchschnitt Jahrgang 1935. Zudem sei es normal, dass in den Wintermonaten mehr Leute versterben.

Im Vergleich zum Vorjahr gab es im Corona-Jahr beim Wohler Bestattungsinstitut 5 Prozent mehr Todesfälle zu verzeichnen; gesamtschweizerisch sind es laut der Bestatterin 10 Prozent mehr. «Im Grippejahr 2015 hatten wir eine Steigerung von 20 Prozent im Vergleich zum Vorjahr 2014», sagt Karin Koch Sager.
Insofern sei das Corona-Jahr für Karin Koch Sager nicht speziell aussergewöhnlich gewesen. «Was Todesfälle anbelangt, darf man Corona nicht zu viel Aufmerksamkeit geben. Der Tod gehört schon immer zu unserem Leben. Dennoch dürfen wir das Virus aber natürlich auch nicht bagatellisieren.»

Wahl fällt meist auf Kremation
Auf die Frage Erd- oder Feuerbestattung wird laut Bestatterin zu 95 Prozent die Kremation gewählt. «Viele nehmen die Urne nach Hause oder streuen die Asche an einem besonderen Ort aus», sagt die Bestatterin.
Karin Koch Sager: «In der Schweiz ist man frei, wo man die Asche ausstreuen möchte. Gesetzlich gibt es keine klare Regel. Natürlich sollte man die Asche aber nicht gerade im Sommer in der Seebadi ausstreuen.» So gibt es beispielsweise auch sich schnell zersetzende Seeurnen.

Wichtig: Rituale und sich Zeit nehmen
Angesprochen auf die täglichen Herausforderungen in ihrem Beruf sagt Karin Koch Sager: «Jeder Todesfall ist in sich ein Einzelfall. Ich möchte jeder Familie gerecht werden und ihnen geben, was sie benötigen. Mir ist es wichtig, eine Ruhe in die ganzen Vorgänge zu bringen.»
Auch gebe es Rituale wie ein gemeinsames Sargbemalen mit Kindern. So werde der Tod und der Abschied den Kindern auf möglichst schöne Weise vermittelt.
«Wir haben einen der schönsten Berufe», sagt die Bestatterin. «Was man mit Liebe und Herz macht, kommt auch wieder zurück. Wir erfahren sehr viel Dankbarkeit von Familien.»

Nach dem Arbeitstag versucht Karin Koch Sager bestmöglich abzuschalten. «Ich habe auf dem Nachhauseweg meine Grenze. Bis dahin darf ich über meine Arbeit nachdenken.»
Sich Zeit nehmen, um sich zu verabschieden sei wichtig. So wird beim Bestattungsinstitut KOCH in Wohlen auch gerne mal ein Kaffee oder Prosecco getrunken. «Es ist nicht nur Platz für Trauer. Man kann es sich kaum vorstellen, aber bei uns wird auch viel gelacht.»