

NLA: Der HCR schaltet GC im Cup aus

Die letzten Runden haben es gezeigt: Der stark verjüngte HC Rychenberg nimmt zusehends mehr Fahrt auf.
An diesem Wochenende musste dies zuerst sein Tabellennachbar UHC Thun erfahren. Die Mannschaft von Philipp Krebs setzte sich in der neunten Meisterschaftsrunde nach anfänglicher Mühe noch sicher mit 7:2 durch und befindet sich nun nurmehr vier Zähler hinter dem vierten Platz – allerdings auch noch immer zwei Punkte unter dem Strich.
Keine 24 Stunden später musste auch der Grasshopper-Club Zürich erfahren, dass der HCR inzwischen ein Team geworden ist, das nur wenig zulässt. In einem Geduldsspiel setzte sich der Aussenseiter aus Winterthur beim bisher ungeschlagenen Meisterschaftsleader in der Verlängerung mit 3:2 durch.
Ab dem Mitteldrittel ungefährdet
Gegen Thun startete der HCR dezent offensiv. Er befand sich zwar zu weiten Teilen der ersten zehn Minuten in Ballbesitz, vermochte die Defensive der Gäste dabei aber nur selten ernsthaft zu beunruhigen.
Die zwei erstklassigen Chancen der achten Minute, bei denen Harry Braillard den Ball im Tor hätte unterbringen müssen, bildeten die raren Ausnahme. Assistenztrainer Kari Koskelainen wusste, warum die Offensive harzte:
«Unser Spiel mit Ball war im ersten Drittel nicht gut.» Gleichwohl hatte es aufgrund der wesentlich grösseren Spielanteile eine gewisse Logik, dass Michel Wöcke in der 13. Minute die erste, rund einminütige starke Druckphase aus spitzem Winkel mit dem 1:0 erfolgreich abschloss.
Dass diese Führung wenig später von Jan Řehoř egalisiert wurde, war allerdings genauso wenig Zufall. Statt mit der Führung im Rücken konkreter zu werden, liess der HCR nach.
«Wir wurden in der zweiten Hälfte des ersten Drittels defensiv etwas unseriöser», bemängelte Cheftrainer Philipp Krebs. Dieses Nachlassen gesellte sich zur Handvoll unerzwungener Fehler im Aufbau, von welchen Řehoř einen zum Ausgleich nutzte, und zu den Qualitäten, die Thun mehrmals im Kontern offenbarte.
Das 1:1 zur ersten Pause hatte darum in der Gesamtbetrachtung seine Richtigkeit. Wie ihre Mannschaft auf das durchzogene erste Drittel reagierte, gefiel Krebs und Koskelainen umso besser.
Das Angriffsspiel wurde sukzessive stringenter und flüssiger, wodurch sich vor dem Thuner Tor immer öfter gefährliche Szenen abspielten. Gleichzeitig wurden die Unachtsamkeiten in der Defensive wieder seltener und verschwanden im Schlussdrittel vollends.
Die tschechischen Sturmlinie der Gäste, die zuvor mehrmals gefährlich vor Gruber aufgetaucht war, konnte so immer besser gebändigt werden. In der Summe sorgte diese Steigerung dazu, dass der HCR in der 22. Minute wieder in Führung ging, diese in der Folge sukzessive ausbaute und nicht mehr in Gefahr geriet, den Sieg und die dringend nötigen drei Punkte aus den Händen zu geben.
An dieser Progression besonders gut gefallen hatte Krebs, dass «wir als Kollektiv gut arbeiteten. Als die Spieler zum Einsatz kamen, die zuvor die Bank gedrückt hatten, waren sie bereit».
Rychenberg fügt GC erste Niederlage bei
Dies zeigte sich am Sonntag auch im Cupspiel gegen GC. Der HCR spielte bis zur Entscheidung in der 62. Minute mit drei Linien durch und brachte punktuell frische Kräfte, ohne dass die Mannschaftsleistung darunter gelitten hätte.
Krebs Handschrift ist an der Kompaktheit und am Mut, den jungen Kräften viel Einsatzzeit zu gönnen, zweifellos abzulesen. Auf der Gegenseite sah sich GC aufgrund der gewichtigen Absenz dreier Stammspieler veranlasst, über weite Strecken mit bloss zwei Linien zu agieren.
Im Startdrittel bekundete der HCR vor allem zu Beginn einige Mühe. GC riskierte zwar nicht allzu viel, fand aber dennoch die eine oder andere Lücke im Abwehrverbund der Gäste und hätte nach zehn Minuten höher als mit 1:0 führen können.
Der glänzend disponierte Gruber verhinderte nicht nur in dieser Phase Schlimmeres. «Unsere Leistung war im ersten Drittel wirklich nicht gut», erläutert Krebs.
«Die in der ersten Hälfte des Mitteldrittels dann aber schon.» Der HCR besass in diesen zehn Minuten seinerseits etliche Chancen, um mehr als Michel Schwerzmanns zwischenzeitlichen Ausgleich zu erzielen.
Die wenigen Tore kamen nicht von ungefähr. Es war in der Summe kein spektakuläres Derby, das die Zuschauer zu sehen bekamen.
Vielmehr war es ein Geduldspiel, ein von gegenseitigem Respekt und beidseits vorsichtiger Taktik geprägter Abnützungskampf mit vielen langfädigen Angriffen und nur wenigen reellen Torchancen. Fast zwangsläufig fand dieser erst in der Verlängerung sein Ende, mit dem glücklichen Ende für den HCR: Patrik Dóža zog nach eineinhalb Minuten von Rechts ab, GC-Verteidiger Michael Zürcher lenkte den Ball ab und Nationalgoalie Pascal Meier beförderte ihn bei seiner Rettungsaktion noch ganz ins Netz.
Es war eine Art ausgleichende Gerechtigkeit für das vergleichbar glückliche 1:0 der Stadtzürcher im Startdrittel. Wie im Startspiel der Meisterschaft, das GC 7:6 gewonnen hatte, konnte auch dieses Mal der Sieger behaupten, dass der Erfolg nicht unverdient war, wie der Verlierer mit gleich gutem Recht erklären konnte, dass er gute Siegchancen gehabt habe.
Krebs freute sich vor allem über die Art und Weise, wie der Sieg zustande gekommen war: «Wir spielten über weite Strecken nicht extrem gut, bissen uns jedoch ins Spiel hinein und gewannen noch.
Das spricht für uns. Ich sehe das als weiteren guten Schritt und ein sehr wichtiges Zeichen.»
Aber es war «nur» der Cup-Viertelfinal.