

Uster: «Es hat einfach nur weibliche Kunstschaffende»

Bereits seit mehreren Jahren will die Stadt Uster auf einem Teil des Zeughausareals ein Kulturzentrum realisieren.
Für dieses Vorhaben konnte die Stadt die Hälfte des Areals vom Bund/VBS zu einem Preis von 4,77 Millionen Franken erwerben.
In der Phase der Zwischennutzung können die leerstehenden Räume bespielt werden.

«Bis dieses Kulturhaus steht, ist es an uns Kunstschaffenden, auf dem Areal Ausstellungen anzubieten», erklärt Vitoria Pinto. Aus diesem Grund organisiert und kuratiert die Zürcher Oberländerin die Ausstellung «Boxenstopp-K1».
«Man möchte damit einen kleinen Vorgeschmack bieten, in welche Richtung das künftige Angebot gehen wird.»
Nicht stereotypisch «weiblich»
Für die Ausstellung vom 29. August bis 6. September hat Vitoria Pinto nebst sich selbst sieben weitere Künstlerinnen eingeladen. Ein Zufall, dass es sich bei den Ausstellerinnen ausschliesslich um Frauen handelt?
Vitoria Pinto spricht von einem «fait accompli». «Es hat an dieser Ausstellung einfach nur weibliche Kunstschaffende. An anderen Ausstellungen sind Männer in der grossen Überzahl oder es stellen überhaupt nur Männer aus.»

Interessant in diesem Zusammenhang sei, dass viele der Ausstellerinnen nicht stereotypisch «weiblich» vorgehen bei ihrem Schaffen.
«Ich selbst arbeite auch konzeptionell, was eher als ‹männliche› Vorgehensweise beschrieben wird.»
Künstlerinnen wie Sabina Speicher, die unter ihrem Künstlernamen «Tüpf Li» arbeitet, widmen sich mit Häkelobjekten hingegen einem langen «weiblichen» Traditionsschaffen.
Neu im Zürcher Oberland
Ausgestellt werden Bilder – unter anderem von der französisch-schweizerischen Malerin Janika Fabrikant – und Skulpturen. «Der rund 500 Quadratmeter grosse Raum ist dafür ideal geeignet.»
Vitoria Pinto war es ein besonderes Anliegen, Frauen einzuladen, die bisher noch nie im Zürcher Oberland ausgestellt haben.

Zusätzlich zur Ausstellung wird es ein tägliches Rahmenprogramm geben, darunter eine Podiumsdiskussion zum Thema Künstlernachlass.
Podiumsdiskussion in Uster
«Der Künstlernachlass ist ein Thema, das oft etwas stillgeschwiegen wird», erklärt die Künstlerin.
Besonders in den letzten Jahren sei die Diskussion aber immer aktueller geworden. Das Kunstangebot auf dem Markt werde zwar immer grösser, doch längst nicht alle Werke werden danach auch verkauft oder schaffen es in ein Museum.
«Das Podium soll Künstler dazu anregen, sich bereits vor dem Ende ihrer Karriere oder ihrem Ableben damit zu beschäftigen, was danach mit ihren nicht verkauften Werken passieren soll.»
Ausstellung trotz Corona
Corona ist auch an Vitoria Pintos Schaffen nicht spurlos vorbeigegangen. Die Künstlerin musste im Frühjahr virusbedingt mehrere Malkurse absagen.
Ansonsten habe sie die Lage aus beruflicher Sicht aber als äusserst positiv wahrgenommen.

«Durch das Homeoffice haben die Leute mehr Zeit zu Hause verbracht und wollten sich neu einrichten. Dazu gehört da und dort auch das Erstehen von Kunst und somit ein Besuch im Künstleratelier.»
Die Kuratorin ist froh, dass die Ustemer Ausstellung trotz der aktuellen Lage stattfinden kann. «Ich habe weitergeplant und darauf gehofft, dass der Aufwand nicht umsonst war, wie es scheint mit Erfolg.»