

Obwaldner Gemeinden wollen im Sozialwesen enger zusammenarbeiten

Die Aufgaben im Sozialwesen haben in den letzten Jahren stark zu genommen und sind komplexer geworden. Die vielfältigen Anforderungen innerhalb eines Sozialdienstes sind einerseits eine Chance und auf der anderen Seite eine grosse Herausforderung.
Insbesondere bei der Rekrutierung von qualifiziertem Personal zeigt sich diese Problematik. Die Obwaldner Gemeinden haben die Zeichen der Zeit erkannt und beschlossen, gemeinsam diese Thematik anzugehen.
Eine Projektgruppe mit Vertretungen aus allen Gemeinden wurde beauftragt, mögliche Strategieoptionen zu prüfen. Dieser Prozess – begleitet durch die Hochschule Luzern – konnte mittlerweilen abgeschlossen werden.
Nebst der Beibehaltung der aktuellen Organisationform mit sieben autonomen Sozialdiensten wurden in einer ersten Phase folgende Optionen geprüft:
– Kantonaler Sozialdienst
– Teilauslagerung an Kanton
– Interkommunaler (gemeinsamer) Sozialdienst
– Regionaler Sozialdienst
– Zusammenarbeit mit Nidwalden (interkantonal)
– Kompetenzzentren
– Outsourcing
– Trennung fachliche und personelle Ebene
Ein gemeinsamer Sozialdienst aller Obwaldner Gemeinden
Die Projektgruppe wurde anschliessend von den Obwaldner Gemeinden beauftragt, sich in einer zweiten Phase vertieft mit den Organisationsformen Kompetenzzentren, Trennung fachliche und personelle Ebene sowie interkommuanler Sozialdienst auseinanderzusetzen. «Wir kamen dabei zum Schluss, dass die Obwaldner Gemeinden die zukünftigen Herausforderungen mit einem interkommunalen Sozialdienst am besten meistern können. Ein gemeinsamer Sozialdienst aller Obwaldner Gemeinden in Form eines Zweckverbandes fördert eine verbesserte Zusammenarbeit und Positionierung der Gemeinden und stellt eine optimierte Leistungserbringung für die Klientinnen und Klienten sowie attraktive Arbeitsplätze sicher», erklärt Markus Zahno, Leiter Sozialdienst Sarnen und Vorsteher der Projektgruppe.
Diese Einschätzung wird durch die Fachleute der Hochschule Luzern geteilt. In einer nächsten Phase soll nun bis Ende 2020 ein konkretes Betriebskonzept eines möglichen Interkommunalen Sozialdienstes erarbeitet werden.
Dabei gilt es unter anderem einen Leistungsauftrag zu definieren, die Organisation zu entwerfen, die Personalressourcen zu planen, einen Finanzierungsschlüssel zu finden, Anforderungen an die Infrastruktur zu formulieren und rechtliche Grundlagen (z.B. Statuten eines Zweckverbandes) zu erarbeiten. «Es wartet auf alle involvierten Personen ein spannender, zukunftsgerichteter und zugleich zeitintensiver Prozess», ist Markus Zahno überzeugt.
Politik stützt Projektgruppe
Die Erarbeitung eines möglichen Betriebskonzepts ausgelöst haben alle sieben Obwaldner Gemeinderatsgremien je mit einem separaten Ratsbeschluss. Für Martin Gasser, Sozialvorsteher der Gemeinde Lungern ist klar: «Die Gemeinden sind bereit, auch in Zukunft die Verantwortung im Sozialwesen zu übernehmen. Mit der Form eines Zweckverbandes haben wir in anderen Bereichen bereits gute Erfahrungen sammeln können.»
Mit einem Einzugsgebiet von rund 38'000 Einwohnerinnen und Einwohner würde der Sozialdienst der Obwaldner Gemeinden im schweizweiten Vergleich über eine mittlere Grösse verfügen. Die Gemeinden im Sarneraatal liegen dazu relativ nahe beieinander und sind verkehrstechnisch gut erschlossen.
Engelberg wird selbstverständlich gegografisch bedingt eine Sonderposition einnehmen. Martin Gasser betont: «Bei der Erarbeitung des Betriebskonzepts soll der Thematik Kundennähe sowie niederschwelliger Zugang grosse Beachtung geschenkt werden.»
Zudem wird bewusst das Konzept und die Organisation des Zweckverbands so ausgelegt, dass ein interkommunaler Sozialdienst mit einer unterschiedlichen Anzahl beteiligter Obwaldner Gemeinden funktioniert.
Positive Signale des Kantons
Um einen Zusammenschluss in dieser Form rechtlich überhaupt zu ermöglichen, sind Anpassungen an der kantonalen Sozialhilfegesetzgebung notwendig. Die Obwaldner Gemeinden haben deshalb beim Regierungsrat beantragt, der notwendige politische Anpassungsprozess solle parallel zur Erarbeitung des Betriebskonzepts in Gang gebracht werden.
«Der zuständige Regierungsrat Christoph Amstad steht den Aktivitäten der Gemeinden positiv gegenüber. Er hat signalisiert, dass der Kanton seinen Beitrag leisten wird», stellt Markus Zahno erfreut fest. Dabei bleibt auch die Koordination mit der zurzeit laufenden Evaluation der Umsetzung des neuen Kindes- und Erwachsenenschutzrechtes gewährleistet.
Dies wird als wichtig erachtet, da die Sozialdienste der Gemeinden auch Aufgaben in diesem Bereich ausführen. Sobald das Betriebskonzept vorliegt und die rechtlichen Grundlagen geschaffen sind, wird das Stimmvolk über die Einführung des Gemeinschaftswerks der Obwaldner Gemeinden befinden können.