Rorschacherbergs ältestes Schloss diente einst den Herren von Rorschach und später als Sitz den Obervögten der Fürstabtei. Heute ist es in Privatbesitz.
St. Annaschloss
St. Annaschloss, die einstige Burg zu Rorschach, thront hoch über dem Bodensee. - Gemeinde Rorschacherberg
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Hoch über dem Bodensee in Rorschacherberg liegt das St.Annaschloss, die Burg zu Rorschach, wie es ursprünglich hiess. Ende des 11. Jahrhunderts erbaut und 1260 erstmals in einer Urkunde erwähnt, ist es das älteste der vier Schlösser, die als Wahrzeichen von Rorschacherberg gelten.

Es diente als Sitz der Herren von Rorschach, die bedeutende Ministerialen der Fürstabtei waren. Diese Edelleute waren reich und angesehen.

Neben zahlreichen Gütern war der grösste Teil von Rorschacherberg in ihrem Besitz. Schriftstücken nach stammte das Adelsgeschlecht wahrscheinlich von der Rosenburg bei Herisau ab, von denen sich ein Zweig in Rorschach niedergelassen hat.

Die Herren von Rorschach und Herisau hatten die seltsame Angewohnheit, alle männlichen Nachkommen auf die Namen Rudolf und Eglolf zu taufen. Darum war es praktisch unmöglich, die Familienmitglieder auseinanderzuhalten und ihren Stammbaum zu verfolgen.

Die Edlen von Rorschach waren bekannt als festfreudig und rauflustig, die zahlreichen Nachkommen ständig in Streitereien und Rechtszwiste verstrickt. Dadurch verarmte das mächtige Geschlecht allmählich, bevor Eglolf, der jüngste Herr von Rorschach 1475 mit seinem Tod den endgültigen Untergang besiegelte.

Ein Hort in unruhigen Zeiten

1449 kaufte die Fürstabtei St. Gallen die Burg zu Rorschach, die fortab als Amtssitz des äbtischen Obervogts diente und später das Sterbelager des Abts Franz von Gaisberg wurde. Der schwer herzkranke und an Wassersucht leidende Abt flüchtete mit acht treu ergebenen Dienern vor der Reformation und der drohenden Säkularisation des Klosters nach Rorschacherberg, um in Ruhe zu sterben.

Doch auch hier herrschte Unruhe, und eine Horde von aufständischen Bauern begehrte stürmisch Einlass ins Schloss. Der Sterbende musste sich fügen und einigen seiner eigenen Untertanen Einlass gewähren.

Diese hatten den Auftrag, der reformierten Stadt St. Gallen über den Krankheitsverlauf ihres Herrn zu berichten und sein Ableben sofort zu melden, um so eine Abt-Neuwahl zu verhindern. Doch der Klosterstatthalter P. Kilian Germann vereitelte dies mit einer List: Er instruierte die Vertrauten des Abts, dessen Tod vor den Belagerern geheim zu halten.

Als der Abt kurz darauf am 23. März 1529 starb, hängten sie ein weisses Tüchlein ans Fenster, legten den Leichnam in eine Truhe und verkleisterten diese, wegen des Geruchs. Die treuen Diener trugen weiterhin Speisen ans vermeintliche Krankenbett und taten so, als lebe ihr Herr noch.

Als P. Kilian Germann das Tuch am Fenster sichtete, schwang er sich aufs Pferd und ritt nach Einsiedeln, um den Mönchen die Nachricht vom Tod des Abts zu überbringen. Wenige Tage später brachte er den verdutzten Untertanen in Rorschach die Kunde über das Ableben von Abt Franz von Gaisberg und seine Wahl als sein Nachfolger.

Den Toten brachte man ins Kloster und bestattete ihn würdevoll neben seinen Vorgängern.

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