Am 24. August 2022 bespricht der Liestaler Einwohnerrat den Zwischenbericht zu den verschiedenen Klima-Vorstössen. Domenic Schneider (GLP) fordert mehr.
Domenic Schneider, Grünliberale Partei Region Liestal - Pratteln - zVg
Ad

Der Einwohnerrat in Liestal bespricht am 24. August 2022 den Zwischenbericht des Stadtrats zu den verschiedenen Klima-Vorstössen des Einwohnerrates.

Die Stadt Liestal verweist auf das Label «Energiestadt» welches strenge Qualitätskriterien beinhaltet und ein Leistungsausweis für eine ergebnisorientierte Energiepolitik sei. Aber reicht es im Jahr 2022 noch aus, sich hinter so einem Label zu verstecken?

Nau.ch hat bereits mit Hanspeter Meyer (SVP) gesprochen. Nun äussert sich Domenic Schneider (GLP) zum Zwischenbericht.

Nau.ch: Inwiefern sind Sie mit den bereits umgesetzten Massnahmen zufrieden?

Domenic Schneider: Energiestädte wie Landquart oder Aarau haben zusätzlich konkrete und messbare Ziele formuliert und daraus Massnahmen abgeleitet welche laufend umgesetzt werden.

Man darf sich auch fragen, warum Reinach die einzige Energiestadt Gold im Kanton ist und nicht Liestal als Kantonshauptstadt, die höhere Anforderungen verfolgt.

Nicht zu vergessen ist, dass der Stadtrat, wie dies aus dem Bericht der Finanzkommission zum Entwicklungs- und Finanzplan zu Handen des Einwohnerrats hervorgeht, überlegt auf das Label Energiestadt zu verzichten, um die damit zusammenhängenden Kosten einzusparen.

Im Zwischenbericht wird auf verschiedene, bereits umgesetzte Massnahmen verwiesen. Beispielsweise bei der Verbesserung der städtischen Infrastruktur.

Wir fragen uns in diesem Zusammenhang, warum auf den Dächern der Liestaler Turnhallen keine Photovoltaik-Anlagen installiert sind.

Oder warum die meisten Turnhallen überhaupt nicht isoliert und immer noch mit Einfachverglasung ausgestattet sind.

Auch wenn es uns sehr wohl bewusst ist, dass solche Investitionen die Liestaler Rechnung weiter belasten würden.

Wenn wir jetzt nicht endlich mit zielführenden Investitionen beginnen, werden viel höhere Kosten, ausgelöst durch die Klimaveränderung auf uns zukommen.

Nau.ch: Welche Schlüsse zieht Ihre Fraktion aus dem Zwischenbericht und sehen Sie noch Verbesserungspotential?

Domenic Schneider: Die geplante Nachhaltigkeitsstrategie, welche sich an den SDG orientiert, erwarten wir mit grosser Freude. Allerdings stellen wir fest, dass auch in Liestal so lange gewartet wurde, bis bereits massive Klima-Auswirkungen eingetreten sind.

Wir gehen davon aus, dass diese Nachhaltigkeitsstrategie das Energieleitbild vom Februar 2019 ablöst und endlich konkreten Massnahmen formuliert werden.

Das gemeinsame Vorgehen mit den Nachbargemeinden empfinden wir grundsätzlich als positiv.

Allerdings birgt es auch das Risiko, dass konkrete Massnahmen aufgrund von individuellen Bedürfnissen und langandauernden Abstimmungen massiv verzögert oder gar verunmöglicht werden.

Wie die verschiedensten Massnahmen, welche aus der Nachhaltigkeitsstrategie und dem Projekt mit den Nachbargemeinden heraus gehen, umgesetzt werden sollen, ist uns allerdings nicht klar.

Denn mit den aktuellen, auf das jeweilige Aufgabengebiet fokussierten Ressourcen, wird das die Verwaltung sicher nicht realisieren können. Dazu fehlen personelle Ressourcen im Energiebereich.

Was wir im Zwischenbericht vermissen, sind konkrete Antworten auf die unterschiedlichen Antworten der Postulate und der Motion. Wir gehen davon aus, dass dies im finalen Bericht noch folgen wird.

Finden Sie Liestal investiert genug in den Klimaschutz?

Nau.ch: Was denken Sie, wo sollte Liestal am ersten ansetzten, um die Klimaziele zu erreichen?

Domenic Schneider: Wir würden erwarten, dass die Stadt Liestal einerseits bezüglich der Energieproduktion aus Sonne und Wind einen grossen und mutigen Schritt vorwärts machen würde.

Auch die Installation von öffentlichen Ladestationen für Elektrofahrzeuge sehen wir als wichtigen Punkt.

So könnte man beispielsweise die budgetierten Mehreinnahmen durch das neue Parkplatzregime gezielt in ein Konzept und die Umsetzung für eine eLadeinfrastruktur investieren.

Zusätzliches Potential sehen wir bei der Arbeit im Homeoffice für die Verwaltung. Insbesondere in der Heizperiode können, die dadurch nicht verwendeten Büroräumlichkeiten weniger geheizt werden.

Das ist zwar keine Massnahme mit sehr grossem Einsparpotential. Aber sie ist einfach und ohne Zusatzkosten umsetzbar.

Und viele kleinere Energiesparmassnahmen können in der Summe einen grossen Effekt erzielen.

Erstaunt sind wir auch darüber, dass sich die Stadt Liestal bei der Planung des neuen Bahnhofs nicht für mehr Grünflächen auf dem Areal eingesetzt hat und dort beinahe die gesamte Fläche geteert wird.

Die Antwort auf die Frage, ob die einfachere Strassenreinigung und die Reduktion von Laub im Herbst wirklich wichtiger ist als mehr schattenspendende Bäume und die Reduktion von Hitzeinseln, ist wohl allen klar.

Zur Person

Domenic Schneider (54) ist Bürgerrat und Einwohnerrat von Liestal sowie Mitglied der Finanzkommission des Einwohnerrats.

Er arbeitet als Head of Distribution in der GS1 Switzerland in Bern.

In seiner Freizeit kümmert er sich um Haus und Garten und schätzt die Gesellschaft seiner Familie und guten Freunden.

Ad
Ad

Mehr zum Thema:

GartenLiestal