Stefan Zantop, Co-Präsident der Grünen Bezirk Lenzburg, plädiert in seinem Gastbeitrag für Bescheidenheit und lokales Handeln.
Stefan Zantop Grüne Lenzburg
Stefan Zantop, Co-Präsident Grüne Bezirk Lenzburg. - z.V.g.
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Zuweilen lohnt es sich, in alten Rezeptsammlungen zu stöbern. So ist der Zwetschgenkuchen, wie ihn schon meine Grossmutter backte, unschlagbar fein. Ähnlich vielversprechend sind auch bestimmte politische Rezepte, welche vor ein paar Jahrzehnten in die Welt gesetzt wurden.

1992 wurde auf der Konferenz in Rio die Agenda 21 beschlossen. Seither ist das Motto «Global denken – lokal handeln» breit bekannt. Der Satz ist deutlich älter: Er stammt aus dem späten 19. Jahrhundert, geprägt hat ihn ein schottischer Pädagoge und Stadtplaner.

Dieses Jahr hat uns gelehrt, wie einschneidend die Auswirkungen unbedachten globalen Handelns sein können, getrieben von den Heilsversprechen des Wachstums, von Masslosigkeit und Gier.

Stefan Zantop Grüne Lenzburg
Stefan Zantop beim Sommerwandern in den Schweizer Bergen. - z.V.g.

Dieses Jahr hat uns andererseits auch gelehrt, welche Qualitäten in der Bescheidenheit liegen können. Wie viel schmackhafter ist doch das Rüebli direkt ab dem Feld! Da vermissen wir die riesige, übers Jahr nivellierte Auswahl des Grossverteilers keineswegs. Wie schön die neu entdeckte Landschaft direkt vor der Haustür!

Die immer gleichen Hotelbuffets entlang der immer gleichen Strände am andern Ende der Welt sind verzichtbar. Binsenwahrheiten, gewiss, und sie blenden traurige Schicksale aus, welche die Pandemie auch mit sich brachte. Aber immerhin: Wir haben das Konzept der Suffizienz verstanden, den süssen Geschmack der Genügsamkeit gespürt.

Nun plädiere ich wohl für Bescheidenheit und kleinräumige Kreisläufe, aber sicher nicht für einen Rückzug ins Kleinkarierte, ins Private, ins Vertraute. Im Gegenteil, grosses Denken, Weltgewandtheit, Kultiviertheit, Offenheit für die Argumente des Gegenübers: das alles ist existenziell dafür, dass auch das Lokale gelingt.

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Parking Day 2020 der Grünen vor dem künftigen Lenzburger Rathaus. - z.V.g.

Lokal handeln: das heisst, aktiv zu sein, sich einzusetzen, sich auseinanderzusetzen, sich Ziele zu setzen. Das braucht Mut, Vertrauen und Empathie. Tugenden, welche – zurück ins Kleinräumige – einem Teil der Lenzburger Politelite jüngst abhanden gekommen zu sein scheint.

Wir haben kürzlich gewählt (die wenigen zumindest, die gewählt haben), und wir haben Zeichen gesetzt für eine lebenswerte Zukunft. Die Botschaft, achtsamer umzugehen mit unserer kleinen und grossen Welt, scheint in immer mehr Köpfen und Herzen angekommen zu sein. Revolutionen beginnen zuweilen leise – bescheiden eben.

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