

DJ Tera: «Ich fühle die Musik, halte aber wenig von Gewalt»

Der Lenzburger DJ Tera, der mit bürgerlichem Namen David Gebhard heisst, produziert seit seiner Gymi-Zeit seine eigenen Songs. Nebst Hip-Hop widmet sich DJ Tera vermehrt auch anderen Musikstilen. So wie bei der jüngsten Single «15 Sekunde», die zusammen mit dem Oltner Reggae-Künstler Collie Herb entstanden ist. Wir haben mit DJ Tera über seine Musik und seinen Werdegang gesprochen.
Nau.ch: Wie bist du zur Musik und zum Produzieren gekommen?
DJ Tera: Ich bin anfangs Gymi durch einen Freund zum ersten Mal richtig mit Rap und Hip-Hop in Berührung gekommen. Alle konnten bereits rappen und freestylen und ich wollte auch etwas machen. So kam es, dass ich mich intensiv mit DJing auseinandersetze.

DJ Tera: Schnell kaufte ich mir einen Sampler und von da an ging es immer mehr in Richtung Produzieren. Mittlerweile habe ich eine beachtliche Zahl an Instrumenten angesammelt. Ich kann allerdings keins so richtig spielen. Trotzdem nutze ich mittlerweile fast ausschliesslich selbst erstellte Sounds und keine Samples mehr.
Ich habe in der Grundschule Schlagzeug gespielt. Alles andere war «Learning by Doing». Meine grösste Stärke ist es, aus relativ wenig am Sampler viel herauszuholen.
Nau.ch: Was für Musik produzierst du?
DJ Tera: Ich produziere hauptsächlich Hip-Hop, versuche aber mittlerweile auch in andere Richtungen zu gehen. Ich bin offen für alles, was mir gefällt. Gerne mache ich auch Soul oder gehe in Richtung elektronische Musik.

Letzteres mache ich mehr aus Spass. Es handelt sich dabei in erster Linie um Sessions mit Freunden, welche nicht aufgenommen werden.
In letzter Zeit habe ich mich auch stark auf die Produktion von Loop Packs fokussiert, welche ich über meine neue Homepage teraloops.com zu verbreiten versuche. Schön wäre natürlich, wenn andere Musiker diese für ihre Produktionen aus verschiedenen Genres nutzen würden.
Nau.ch: Hast du Vorbilder?
DJ Tera: Es gibt viele Produzenten, welche mich stark inspiriert und geprägt haben. Das waren anfangs vor allem Produzenten der 90er wie DJ Premier, Pete Rock usw. Später wurde ich mehr und mehr vom G-Funk der Westcoast und speziell von DJ Quik geprägt. Allerdings würde ich diese Personen abgesehen von ihrem musikalischen Schaffen nicht als meine Vorbilder bezeichnen.
Mir ist der Widerspruch zwischen meinen persönlichen Überzeugungen und dem Inhalt vieler Hip-Hop-Lieder sehr bewusst. Ich fühle die Musik und rappe auch gerne mit, halte persönlich aber wenig von Zuhälterei, Gangs, Gewalt und was sonst noch glorifiziert wird.
Nau.ch: Was war dein bisheriges Highlight als DJ und was machst du sonst beruflich?
DJ Tera: Meine persönlichen musikalischen Highlights waren immer gelungene Konzerte mit meinen langjährigen Musikfreunden. Eine sehr interessante Erfahrung war es, dass ich vor rund zehn Jahren für Jeru The Damaja – eine New-Yorker-Legende aus den 90ern – im ausverkauften Kiff in Aarau auflegen durfte.

Geld verdiene ich wenig mit meiner Musik. Ich gebe definitiv mehr für dieses Hobby aus, als ich einnehme. Früher konnte ich mit DJing an Partys gutes Geld verdienen. Damals war ich aber auch Student und jeder Hunderter war willkommen.
Mittlerweile bin ich Lehrperson an der Sekundarstufe II und arbeite für die Stadt Zürich. Ich mache immer Witze, dass Lehrer der einzige Beruf ist, bei dem man sich ein Studio leisten kann und auch genügend Zeit hat, um es zu nutzen.

Nau.ch: Im Mai ist deine Single «15 Sekunde» mit dem Oltner Reggae-Musiker Collie Herb erschienen. Wie lief die Zusammenarbeit? Wie ist der Song entstanden?
DJ Tera: Collie Herb und ich haben uns kurz vor dem Ausbruch von Corona in Aarau im Ausgang kennengelernt. Ich habe ihn unverbindlich gefragt, ob er dabei wäre, ein Lied mit mir zu machen. Im Herbst 2020 habe ich noch einmal nachgefragt und ihm ein paar Beats geschickt. Davon hat er einen gepickt.
Das war allerdings nur eine Rohfassung, welche ich weiterentwickelt habe, während Collie den Text dazu geschrieben hat. Er hat seinen Part bei sich zu Hause aufgenommen und mir zugesendet. Dann habe ich noch den Feinschliff vorgenommen. Mix und Mastering wurde von Collies bevorzugtem Tontechniker gemacht.
Nau.ch: Wie kommt es jeweils zu den Kollaborationen mit den anderen Künstlern? Melden sich diese bei dir oder suchst du dir aus, mit wem du etwas machen willst? Und mit wem würdest du gerne mal etwas machen?
DJ Tera: Ich arbeite wenig mit anderen Künstlern, da das meist eher mühsam ist und harzig vorangeht. Wenn ich jemandem eine Auswahl an Beats schicke und dann jemand ein Jahr oder ein halbes später etwas daraus machen will, bin ich meist schon weiter und habe keine Lust mehr, an dem alten Zeug zu arbeiten.
Ich nehme mir aber immer wieder vor, mehr Lieder zu veröffentlichen und frage auch immer wieder Künstler an, welche mir gefallen. Am meisten arbeite ich aber mit meinem langjährigen Freund, welcher unter dem Namen «Timothy Rhymes Davis» tätig ist. Ihn kenne ich schon mein halbes Leben und wir haben auch im Studium vier Jahre zusammengewohnt.

Nau.ch: Legst du jeweils auch live auf oder bist du mehr der Studio-Typ, der neue Songs produziert?
DJ Tera: Ich liebe es, mit Rapperfreunden Konzerte zu geben. Auch DJing finde ich immer noch geil, allerdings mache ich das mittlerweile mehr an Privatanlässen, da mein Oldschool-Sound nicht mehr so gefragt in Klubs ist. Ich mache einfach meine Musik und wenn ein Veranstalter fragt, ob ich nicht auch noch in eine andere Richtung gehen kann, sage ich lieber ab.
Es geht mir dabei mittlerweile mehr um den Spass und darum, Freunden eine Freude zu bereiten, als ums Geldverdienen. Deshalb sehe ich auch keinen Grund, mich gross der Zeit anzupassen. Leider ist es aufgrund von Corona schon eine Weile her, seit ich das letzte Mal ein Konzert mit Rappern gegeben habe.

Nau.ch: Was ist bei dir als Nächstes geplant?
DJ Tera: Aktuell fokussiere ich mich auf die Herausgabe von weiteren Loop- und Sample-Packs über meine neue Homepage teraloops.com und versuche, diese zu verbreiten. Das Hauptziel ist dabei, andere dazu zu inspirieren, ihre Beats aus meinen Loops zu erstellen. Natürlich wäre es auch schön, auf diesem Weg etwas zu verdienen, falls jemand etwas damit produziert, dass einen gewissen Erfolg hat.
Weiter habe ich mir vorgenommen, mehr mit Sängerinnen und Sängern und nicht immer nur mit Rappern zu machen.