Dirigent Jonas Bürgin (23) aus Möriken-Wildegg gründete 2015 sein eigenes Orchester: die Jungen Zürcher Harmoniker.
Jonas Bürgin
Jonas Bürgin beim Konzert im KKL Luzern mit dem Zentralschweizer Jugendsinfonieorchester. - Thomas Krähenbühl
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Nau.ch: Jonas Bürgin, waren Sie schon als Kind musikalisch veranlagt? Kommen Sie aus einer musikalischen Familie?

Jonas Bürgin: Meine Eltern sind keine Musiker, haben aber oft und gern Musik gehört und mich früh in klassische Konzerte mitgenommen, welche ich immer sehr genoss! Ausserdem hatten wir häufig Besuch von einem alten Dirigenten, der mir schon mit drei Jahren den ersten Taktstock geschenkt hat, den ich als Kind auch fleissig verwendete, bis er zerbrach. Der Traum vom Dirigieren ist also schon sehr alt.

Nau.ch: Erzählen Sie uns mehr über Ihren musikalischen Werdegang.

Meine musikalische Ausbildung begann im Alter von fünf Jahren mit der Geige, das Klavier folgte später. Nach der Bezirksschule wechselte ich an das Kunst- und Sportgymnasium in Zürich und war Jungstudent an der Hochschule parallel zur Maturitätsausbildung. Wegen Handproblemen wechselte ich 2015 auf das Dirigieren, den lang gehegten Traum, und begann 2020 mit dem Studium an der Zürcher Hochschule der Künste. Ich hatte das Glück, in den letzten Jahren auch mit berühmten Dirigenten wie Bernard Haitink oder Manfred Honeck lernen zu dürfen.

Junge Züricher Harmoniker
Junge Züricher Harmoniker: 2015 gründete Jonas Bürgin sein eigens Orchester. - Sebastian Brühl

Nau.ch: 2015 gründeten Sie im Alter von 18 Jahren Ihr eigenes Orchester – die Jungen Zürcher Harmoniker. Ging damit ein Traum von Ihnen in Erfüllung?

Das ganze Projekt ist anfänglich sehr zufällig und kurzfristig gemeinsam mit Musikerkollegen und -kolleginnen entstanden. Es hat allen viel Freude gemacht und wir entschieden uns, es weiterzuführen und auszubauen. Die Jungen Zürcher Harmoniker sind seither mein liebstes Projekt!

Nau.ch: Haben Sie neben den Jungen Zürcher Harmonikern noch andere Engagements oder erfordert das eigene Orchester die ganze Aufmerksamkeit?

Die Jungen Zürcher Harmoniker sind das einzige Orchester, bei dem ich auch die administrative Leitung innehabe. Als Gastdirigent arbeite ich aber noch in zahlreichen anderen Projekten mit diversen Orchestern im In- und Ausland. Neben Konzerten sind ausserdem Wettbewerbe und Probedirigate ein grosser Teil des Lebens eines jungen Dirigenten.

Jonas Bürgin
Jonas Bürgin ist nicht nur Dirigent seines eigenen Orchesters, sondern als Gastdirigent im In- und Ausland unterwegs. - Thomas Krähenbühl

Nau.ch: Inwiefern benötigt ein Orchester den Dirigenten? Sind die Musikerinnen und Musiker ohne diesen aufgeschmissen?

Wie in einer Firma oder in einem Fussballclub braucht es einen Verantwortlichen, welcher Prioritäten setzt, die Probearbeit sinnvoll strukturiert und vor allem musikalische Entscheidungen trifft, das heisst, welches Tempo, welcher Charakter usw. Und es braucht jemanden, der inspiriert und die Musikerinnen und Musiker motiviert, Höchstleistungen zu erbringen. Ausserdem gehören viele aussermusikalische Tätigkeiten zu unserem Arbeitsfeld; von der Programmplanung und -finanzierung bis zur PR-Arbeit.

Nau.ch: Was waren für Sie die persönlichen Highlights, wenn Sie auf Ihre bisherige Karriere zurückblicken?

Schwierige Frage. Spontan kommt mir hier das Abschlusskonzert der Gstaad Menuhin Festival Conducting Academy mit dem Gstaad Festival Orchestra in den Sinn, wo ich auch den Neeme Järvi Förderpreis 2020 gewonnen habe.

Jonas Bürgin, Gstaad Conducting Academy
Jonas Bürgin am Abschlusskonzert der Gstaad Menuhin Festival Conducting Academy. - Theresa Pewal

Nau.ch: Welche Ziele verfolgen Sie noch?

Ganz viele (lacht). Man hat nie ausgelernt – es gibt noch viel zu lernen und zu erfahren. Ein Konzert kann immer noch besser sein und eine Interpretation immer noch feiner ausgearbeitet. Und es gibt auf der Welt viele professionelle, erstklassige Orchester, mit denen ich mir wünschen würde, einmal arbeiten zu dürfen.

Die Jungen Zürcher Harmoniker mit Jonas Bürgin präsentieren «Der Tod und das Mädchen» von F. Schubert (Quartett in d-Moll).

Nau.ch: Am 26. September gastieren Sie mit den Jungen Zürcher Harmonikern in Möriken-Wildegg. Ist so ein Heimspiel etwas Besonderes? Gehört da mehr Nervosität dazu oder ist das bei Ihnen kein Thema?

Ja, ich freue mich sehr auf dieses Heimspiel! Nervosität gehört immer zum Dirigentenalltag. Man lernt damit umzugehen und sie positiv zu nutzen. Und Nervosität ist sehr unberechenbar; zum Teil kommt sie ganz unerwartet und manchmal bleibt sie aus. Aber sobald ich auf der Bühne bin, ist sie immer weg; dann vergesse ich das Publikum und geniesse es!

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