

Einspurige Verkehrsführung auf der A8

Seit Januar 2021 sind die Hauptarbeiten für die Gesamterneuerung der A8 zwischen den Anschlüssen Interlaken-Ost und Brienz im Gang. Im Juli haben diverse Arbeiten auf der offenen Strecke begonnen, die eine einspurige Verkehrsführung erfordern. Ursprünglich war vorgesehen, diese Arbeiten unter Beibehaltung einer zweispurigen Verkehrsführung auszuführen. Aufgrund neuer, strengerer Vorschriften bezüglich Fahrbahnbreite und Arbeitssicherheit war dies nicht möglich.
Die Berechnungen aufgrund der normalerweise üblichen Verkehrsmenge haben gezeigt, dass der Zeitverlust durch die drei Baubereiche nur einige Minuten betragen sollte. Lediglich an einzelnen Spitzentagen im Sommer hätte sich gegebenenfalls ein längerer Rückstau ergeben können. Somit wurde der einspurige Verkehrsbetrieb als verträglich eingestuft.
Die Realität sieht leider anders aus. Bei schönem Wetter bilden sich insbesondere von Interlaken her regelmässig Rückstaus mit einem Zeitverlust von 20 Minuten und länger. Dies führt auch zu vermehrtem Ausweichverkehr via die rechte Seite des Brienzersees. Dies ist aus Sicht des ASTRA höchst unerwünscht.
Höheres Verkehrsaufkommen als in früheren Jahren
Es gibt mehrere Gründe für diese Situation. Zum einen verzeichnet sich ein höheres Verkehrsaufkommen als in früheren Jahren (die als Berechnungsgrundlage gedient haben), zum anderen bestehen deutlich höhere Verkehrsspitzen auf touristischen Routen. Das ist auch auf anderen Achsen im Berner Oberland festzustellen. Es werden offenbar bedeutend mehr Tagesausflüge im eigenen Auto in die Berge unternommen als vor Corona. Das zeigt sich unter anderem an den typischen Stauzeiten mit Anreise am späteren Vormittag und Rückreise am Nachmittag, die sehr stark wetterabhängig sind. Der Effekt wird dadurch verstärkt, dass seit einigen Wochen auch wieder viele ausländische Gäste in die Schweiz kommen.
Dies bewirkt nun, dass die kritische Verkehrsmenge auf der A8 nicht nur an einzelnen wenigen Tagen, sondern bei schönem Wetter täglich überschritten wird, und dies während mehrerer Stunden.
Die Verkehrskapazität wird nicht ausgenutzt
Der zweite Grund für die längeren Rückstaus ist die ungenügende Ausnutzung der Verkehrskapazität im Baustellenbereich. Die theoretisch mögliche Anzahl Autos, die während einer Grünphase die Baustelle passieren könnte, wird auf der A8 oft nicht erreicht. Analysen haben gezeigt, dass die Ausnutzung der Grünphasen durch richtiges Verhalten verbessert werden könnte.
Ein wesentlicher Faktor ist die Beachtung des Rotlichts. Verkehrsteilnehmende, die nach dem Ende der Grünphase noch bei Rot «hinterherhuschen», sorgen dafür, dass der Gegenverkehr nicht rechtzeitig losfahren kann und schmälern die Kapazität erheblich. Dasselbe Problem entsteht durch Verkehrsteilnehmende, die sich während der Fahrt durch die Baustelle durch die Aussicht oder die Bauarbeiten ablenken lassen und sehr langsam fahren.
Ablenkung ist auch ein Problem vor der Ampel. Das Monitoring zeigt, dass Autos zum Teil trotz grün nicht oder nur sehr zögerlich losfahren und so für grössere Lücken sorgen. Im schlimmsten Fall führt das zum Abbruch der Grünphase, denn die Ampeln sind verkehrsabhängig: Naht während längerer Zeit kein Fahrzeug, geht die Ampelanlage davon aus, dass die Kolonne fertig ist und schaltet vorzeitig auf Rot.
Massnahmen für die aktuelle Bauphase
Aufgrund dieser Erkenntnisse wurden bereits diverse Massnahmen getroffen. So wurden die Steuerzeiten der Ampelanlage mehrfach optimiert, um den Verkehr besser abwickeln zu können. Rahmenbedingung ist und bleibt jedoch, dass ein Stau im Giessbachtunnel möglichst vermieden werden sollte. Die erste Ampel von Interlaken her in Richtung Brienz bei Bönigen hat also nach wie vor eine Dosierfunktion, d.h. die Wartezeiten sind dort immer etwas länger und dafür im Giessbachtunnel kürzer.
Eine komplette Umstellung auf Handregelung erwies sich als nicht möglich, unter anderem weil eine händische Regelung keine saubere Dosierung ermöglicht (die Verkehrsdienste haben von der Baustelle aus keinen Einblick in den Giessbachtunnel).
Es wurde jedoch eine Ampelanlage installiert, die anstelle von «Gelbblinken» (wie sonst bei Baustellen üblich) auf Grün schaltet. Das Grün soll stärker zum zügigen Losfahren animieren und dem oben beschriebenen Effekt der unnötigen Lückenbildung entgegenwirken. Weitere Optimierungen an den Lichtsignalanlagen und zusätzliche Informationen zu den Zeitverlusten sind in Planung.