

Primitiv statt präventiv?

Das Wichtigste in Kürze
- Sexualkundeunterricht verstösst vielerorts gegen das Neutralitätsprinzip
- Bildungsverantwortliche ignorieren Hinweise
- Nein betroffener Schülerin wird nicht ernst genommen
Wenn an einer St. Galler Schule ein einziges, kritisches Unterrichtsblatt zum Thema Abtreibung eingesetzt wird, werden umgehend schärfere Kontrollen gefordert. Dass schweizweit an vielen Schulen im Sexualkundeunterricht fragwürdige Ideologien „ans Kind gebracht“ werden, wird hingegen bis in höchste Bildungsgremien akzeptiert oder stillschweigend geduldet. Der Grund für die Ungleichbehandlung: das sexualpädagogische Ideologiepaket entstammt nicht der rechten, sondern der linken „Denkfabrik“ und ihren Ausbildungsstätten. Nicht alle Schüler fühlen sich wohl und ernstgenommen.
Die zwölfjährige Jana* hat genug vom Sexualkundeunterricht. Was ihr in den Einheiten zugemutet wird, stösst sie ab; Informationen über Analsex, Oralsex und andere sexuelle Präferenzen oder Techniken ekeln sie und sie möchte auch kein Plakat zum Thema „Geschlechtsverkehr“ gestalten. Die Eltern nehmen ihre Tochter ernst und reichen ein Gesuch auf Dispensation von weiteren Sexualkundelektionen ein. Schliesslich sollen Kinder Nein sagen, wenn sie etwas als übergriffig empfinden. Nein ist Nein – doch nicht im Fall von Janas Schule.
Die Lehrpersonen stellen auf stur und behaupteten, die Inhalte seien altersgerecht und vom Lehrplan so vorgesehen. Was jedoch nicht zutrifft. Analsex und Oralsex sind nicht Inhalt des Lehrplan 21 und dieser schreibt auch nicht vor, dass Kinder Anleitungen zur Selbststimulation erhalten sollen, wie dies an verschiedenen Schweizer Schulen praktiziert wird. Masturbation ist kein Schulfach und Erwachsene haben sich nicht in die Intimsphäre von Kindern einzumischen! Nicht der Lehrplan 21 schlägt ideologische Inhalte für den Schulischen Sexualkundeunterricht vor, es sind die WHO-Standards für Sexualaufklärung, die ohne gesetzliche Legitimation zum Bildungsmuss erklärt werden.
Darauf weist auch die renommierte deutsche Professorin für Sexualpädagogik, Karla Etschenberg hin. In ihrer kritischen Stellungnahme von April 2019 erklärt sie, die am Erstellen der Standards beteiligten Personen und Institutionen aus neun europäischen Ländern seien nach einem intransparenten System ausgewählt worden, „bei dem tendenzielle Übereinstimmung nach Vorabsprachen eine Rolle gespielt haben könnte“. Zudem wird laut Etschenberg versucht, für die Sexualerziehung eine gesonderte ausserschulische Zuständigkeit aufzubauen und eine eigene Berufsgruppe (die der Sexualpädagogen) zu etablieren. Eine rechtliche Grundlage für die verbindliche Anwendung der WHO-Standards an Schweizer Schulen existiert nicht. Was als Glück bezeichnet werden muss, da die Standards sich auf Pädagogen und Sexualforscher berufen, die ein fragwürdiges Verhältnis zur Pädophilie einnehmen. Welches Verständnis der Kindheitsentwicklung den Standards zugrunde liegt, wenn diese kindliches Verhalten (z.B. Doktorspiel) sexuell deuten und vermeintlich „sexuelle Spiele“ zu notwenigen Schritten einer gesunden Entwicklung erklären, ist laut Etschenberg zumindest „schwer durchschaubar“.
Schulischer Unterricht darf keine einseitigen Ideologien vertreten und muss die Pluralität der Werthintergründe von Kindern und ihren Familien berücksichtigen. Diese Voraussetzungen erfüllt der Sexualkundeunterricht an vielen Schweizer Schulen zunehmend nicht mehr. Die Schamgrenzen gesunder Kinder werden verletzt und ihr NEIN wird ignoriert. Eine bedenkliche Entwicklung, denn erwiesenermassen erhöht jede Grenzverletzung das Risiko von Kindern, Opfer von Übergriffen zu werden. Es ist an der Zeit, dass die zuständigen Kontrollinstanzen ihre Verantwortung wahrnehmen. Hochgradig ideologischer Sexualkundeunterricht hat an Schweizer Volksschulen nichts zu suchen!
Regula Lehmann, Geschäftsführerin Elterninitiative Sexualerziehung Schweiz
*Name aus Personenschutzgründen geändert