

Linth 04 gewinnt knapp gegen Weesen

Fussballderbys sind immer etwas Spezielles. Basel gegen Zürich beispielsweise oder Real Madrid gegen Barcelona.
Das sind Derbys auf höherem (Basel – Zürich) oder ganz hohem Niveau (Real – Barcelona).
Wobei es hier anzumerken gilt, dass der FC Zürich in der Verfassung von jetzt vielleicht sogar in Reichweite eines Erstligisten liegt. Aber das ist ein anderes Thema.
Und dann gibt es auch die Derbys, die in der Fussballprovinz eine grosse Bedeutung haben. So ein Derby war gestern die Partie zwischen Linth 04 und Weesen.
Bedeutsame Partie gegen Tuggen
Obwohl Linth-Präsident Erich Fischli die Bedeutung dieses Derbys vor der Partie kleinredete.
«Diese Begegnung wird von den Clubverantwortlichen und dem Umfeld grösser gemacht, als sie ist. Die Spieler selbst empfinden sie nicht als ungemein spezielles Derby.
Für sie ist es eine Partie wie jede andere. Für die Spieler von Linth ist eine Partie gegen Tuggen bedeutsamer und eher ein Derby.»
Weesen mit gutem Auftritt
Vielleicht gingen die Linth-Spieler die Partie gegen Weesen deshalb etwas pomadig an und mussten nach dem Pausenpfiff konstatieren, dass es offenbar für die Weesner ein richtiges Derby war.
Denn diese zeigten in der ersten Halbzeit und auch in der zweiten Hälfte einen couragierten Auftritt und hätten mehr verdient als eine ehrenvolle Niederlage.
Am Ende ging das erste Nachbarschaftsderby in der ersten Liga zwischen Linth 04 und Weesen trotzdem an die Glarner – und damit an den Favoriten.
Das ist nichts Aussergewöhnliches. Nur, und jetzt kommt das grosse Aber und das nicht unbedingt Erwartete:
Der Aufsteiger in die erste Liga von der nördlichen Seite der Linth war mehrheitlich besser als der einen Spitzenplatz in der Gruppe drei anpeilende Gegner südlich der Linth.
Kopfball zum Ausgleich
Weesen tat mehr fürs Spiel, trat kämpferischer auf, war wacher, führte verdient 2:1 und traf zusätzlich zweimal das Aluminium.
Timbos Lattentreffer zahlte sich für Weesen insofern aus, da unmittelbar darauf das 2:1 von Pascal Huber folgte.
Linths Torhüter Miroslav Dabic hielt sein Team mit mehreren guten Paraden im Spiel. So parierte er einen Freistoss von Bilas nach knapp einer Stunde spektakulär.
Zu diesem Zeitpunkt hiess es 2:2,weil Amar Sabanovic mittels Kopfball nach einem Eckball den Ausgleich erzielt hatte.
Linth wurde belohnt
Es hätte aber auch das 2:3 sein können, denn zwei Minuten zuvor hatte Bilas den Ball an den Aussenpfosten gesetzt.
Dass Linth 04 in der 90. Minute durch Florind Redzepi (ihm war bereits der Führungstreffer zum 1:0 zwei Minuten nach seiner Einwechslung gelungen) das 3:2 erzielte, war Ironie des Schicksals.
Weesen durfte an diesem Tag nicht gewinnen, und Linth wurde für einen minimalen Aufwand fürstlich belohnt.
Mario Langer hatte Freude
Es liegt in der Natur der Sache, dass die Trainer der beiden Equipen nach dem Spiel die Partie teilweise unterschiedlich wahrgenommen haben.
Auf die Frage, ob Fussball gerecht sei, antwortete Weesens Trainer Mario Langer: «Ja, Fussball ist gerecht.
Wer die Chancen nicht nutzt, muss sich am Ende nicht wundern, zu verlieren.» Sein Team habe Fussball gespielt, was man von Linth nicht unbedingt sagen könne.
Trainer: Hatte Freude am eigenen Team
Langer hat es grossen Spass gemacht, seinem Team zuzuschauen. «Ich hatte Freude an unserem Auftritt. Schade ist natürlich, dass wir am Ende mit leeren Händen dastehen.
Aber das ist so im Abstiegskampf. Wer unbedingt auf Punkte angewiesen ist, kriegt sie auch nach einer guten Vorstellung nicht.»
Alles richtig gemacht
«Wir haben alles richtig gemacht. Schliesslich gewannen wir», betonte Linths Trainer Danijel Borilovic. Seine Mannschaft hätte Weesen im Griff gehabt, fuhr er fort.
Mit dieser Aussage, sehr aus Sicht von Linth formuliert, wollte Borilovic vermutlich vor allem seine Mannschaft schützen, denn diese feierte den Sieg doch noch überschwänglich.
Das könnte darauf hindeuten, dass die Glarner die Partie doch als spezielles Derby betrachteten.
Schliesslich musste Borilovic aber doch eingestehen, dass über weite Teile der Partie bei seinem Team die Laufbereitschaft fehlte.
Glücklicher Sieg im Derby
«Wir haben zu lange zu wenig getan für den Sieg. Mir fehlten die Leidenschaft und der Wille, den Kampf anzunehmen und mich auf dem Platz zu bewegen.»
Er habe seine Spieler in der Pause gefragt, ob sie das so über sich ergehen lassen wollen, sagte Borilovic.
Das wollten seine Spieler offenbar doch nicht und nahmen wenigstens in den letzten zehn Minuten den Kampf an und erzielten das 3:2 zum letztlich doch etwas glücklichen Sieg in einem bedeutungsvollen Derby – oder auch nicht.